Phoenix aus der violetten Asche

Austrian Bowl XXV und die Zeichen stehen auf Sturm: Rund um Graz gehen schwere Regenfälle nieder, Sturmböen fegen durchs Stadion - trotzdem lassen es sich 3500 Zuschauer nicht nehmen beim ewigen Duell Giants versus Vikings dabei zu sein. Die Geschichte der ersten Hälfte ist rasch erzählt: Beide Teams beginnen hochnervös und extrem defensiv. Die Wiener haben durch einen Field-Goal-Versuch die erste Chance auf Punkte, der böige Starkwind lässt Peter Kramberger scheitern. Die Grazer Gastgeber machen es im Gegenzug besser und Christoph Kipperer bringt die Giants mit 3:0 in Führung. Bis zur Pause sehen die Fans ein weiteres Grazer Field Goal, viele Fehler auf beiden Seiten und die ersten Sonnenstrahlen.

Nach der Pause kommen erstmals die Wikinger zu Punkten, Philipp Jobstmann wirft zu Ryan Maher, der gelungene PAT sorgt für den Führungswechsel. Der folgende Drive der Giants ist von schönen Läufen von Moe Muheize geprägt und von einem Touchdown durch TE Chico Cleveland gekrönt. Der Versuch einer Two-Point-Conversion scheitert, die Vikings-Offense kommt mit Christoph Gross aufs Feld, der seinem Ruf als Mann für große Distanzen gerecht wird und Daniel Kovacs über 60 Yards in die Endzone schickt. Die Grazer erholen sich von ihrem Schock und kommen, mittlerweile tief im vierten Viertel, durch Moe Muheize zu einem Score und erobern die Führung zurück. Vier Minuten bleiben den Wikingern um vier Punkte aufzuholen, überhaupt ist "vier" das Motto der letzten Spielminuten. Zweimal müssen die Wiener den vierten Versuch bemühen: Einmal fängt Daniel Kovacs den Pass von Christoph Gross, dann schlägt die Stunde von Josiah Cravalho. Drei von vier Versuchen laufen über ihn, der letzte führt ihn hinter die Goalline und bringt die Vikings in Führung. Den Giants läuft die Zeit davon: QB Chris Gunn schickt seine Receiver los, spricht sein Ave Maria, und wirft - das Stoßgebet bleibt ungehört, die Vikings gewinnen ihren zehnten Staatsmeistertitel mit 19:22.

Im großen Duell Wien - Graz steht es seit heute unentschieden - in einer spannenden, aber nicht hochklassigen Partie holen die Underdogs aus Wien die Trophäe nach Hause. Eine gewohnt gut agierende violette Defense hat die Angriffsoptionen der Grazer die meiste Zeit im Griff, Armando Ponce de Leon ist zwar anwesend, bleibt aber wirkungslos. Der Angriff der Wikinger hat das Glück zur rechten Zeit, zum ersten Mal heuer ergänzen sich beide Quarterbacks zu einem erfolgreichen Ganzen. In einem kuriosen Spiel siegen die Wikinger weil sie im entscheidenden Moment mehr Glück als der Gegner haben, nie aufgeben und den Willen zeigen, eine verkorkste Saison im letzten Moment geradezubiegen. Die Giants können zwar deutlich mehr Yards erzielen als ihre Gegner, scheitern aber in der Red Zone und haben zu großen Respekt vor den Wikingern. So endet die Saison genauso wie sie begonnen hat: Mit einem Sieg der Vienna Vikings.

Kratky - 19.07.2009

Zehnter österreichischer Staatsmeistertitel für die Vienna Vikings. (© Kratky)