Colts erarbeiten sich Matchball

Es war nicht souverän, es war nicht fehlerfrei, es war nicht einmal gegen ein Top-Team. Dennoch zählt der Sieg der Indianapolis Colts gegen die Tennessee Titans genauso viel wie jeder andere Erfolg auch. Und das knappe 27:23 im eigenen Stadion ist umso wichtiger für die Colts angesichts der Niederlagen von den Pittsburgh Steelers und Cincinnati Bengals. Denn dadurch fehlt dem Team, das 2011 noch das Schlechteste der Liga war, nur noch ein Sieg für die sichere Teilnahme an den Playoffs per Wild Card.

„Jeder im Team hat sich nur auf Football konzentriert. Wir haben nicht auf das Scoreboard geschaut und uns darüber Sorgen gemacht. Wir haben situationsunabhängig auf dem Platz immer das Beste gegeben. Wir haben uns keinen Kopf über die Situation und das ganze Drumherum gemacht“, sagte Colts-Quarterback Andrew Luck nach dem Sieg. Zur Halbzeit sah das Scoreboard im Lucas Oil Stadium für die Fans der Hausherren jedoch besorgniserregend aus. Die Titans schienen sich für die Niederlage aus dem Vorjahr, als die bis dato sieglosen Colts den Titans mit ihrem ersten Saisonsieg den Traum von der Playoff-Teilnahme beendeten, und die knappe Overtime-Niederlage im ersten Spiel dieser Saison revanchieren zu wollen. Den ersten Touchdown von Quarterback Jake Locker zu Tight End Jerod Cook konnte Luck noch mit einem Pass zu Wide Receiver Reggie Wayne im ersten Viertel ausgleichen. Im zweiten Quarter dominierten die Titans aber die Partie und gingen mit zwei Field Goals und einem Interception-Return-TD von Linebacker Will Witherspoon, der nicht hätte zählen dürfen, da Luck noch vor seinem schlechten Pass mit dem Knie auf dem Boden und somit down war, mit einer 20:7-Führung in die Halbzeit.

Nach der Halbzeitpause eröffneten die Colts mit einem 80-Yard-Drive den zweiten Durchgang. Luck führte die Offense in 14 Plays über das Feld und Running Back Delone Carter vollendete mit einem 1-Yard-Lauf in die Endzone. Nun unterlief dem bis zu diesem Zeitpunkt gut spielenden Locker ein faustdicker Patzer. Der junge Quarterback der Gäste warf den Ball wenige Yards vor der eigenen Endzone direkt in die Arme von Colts-Cornerback Cassius Vaughn, der sein Team problemlos mit 21:20 in Front brachte. „Das war ein Pass, den ich niemals hätte werfen dürfen. Ich hatte das ganze Play völlig anders gelesen. So etwas darf mir mit dem Rücken zur eigenen Endzone nicht passieren“, so Locker zu seinem entscheidenden Fehler. Die Titans eroberten im vierten Quarter zwar noch einmal die Führung durch ein Field Goal von Rob Bironas. Luck blieb jedoch in den letzten Minuten nahezu fehlerfrei und legte so zwei Field Goals für Kicker Adam Vinatieri auf. Locker unterlief hingegen eine weitere Interception, so dass Tennessee nicht mehr antworten konnte und ein weiteres Spiel knapp verlor.

Der an Leukämie erkrankte Head Coach der Colts, Chuck Pagano, verfolgte den Sieg seiner Mannschaft aus der VIP-Loge. So war es sein Vertreter Bruce Arians, der Rookie-Quarterback Andrew Luck trotz seiner Fehler in der ersten Halbzeit lobte: „Andrew ist unverwüstlich. Das Besondere an ihm ist, dass er wie kein anderer junger Quarterback in der Lage ist, schlechte Aktionen abzuhaken und trotz allem souverän zu bleiben.“ Luck übertraf im beim neunten Saisonsieg der Colts mit 3.792 Yards Raumgewinn die Saisonleistung seines Vorgängers Peyton Manning in dessen Rookie-Jahr in Indianapolis. Auch der Rookie-Rekord von Cam Newton (4.051 Passing Yards) aus dem vergangenen Jahr ist bei drei verbleibenden Spielen für Luck zum Greifen nahe.

Viel bemerkenswerter ist jedoch, dass der junge Spielmacher sein Team dieses Jahr schon sechs Mal zum Sieg geführt hat, obwohl man im vierten Quarter zurückgelegen hat. Defensive End Cory Redding erklärt das simple Erfolgsrezept: „Wir glauben an dieses Team und geben niemals auf. Das Wort aufgeben existiert bei uns gar nicht.“

Siebertz - 10.12.2012

Auf dem Weg zu Rookie-Rekorden: Colts-QB Andrew Luck. (© Getty Images)