Chargers bringen Kritker zum Schweigen

Indy verloren, Pats von den Dolphins demontiert, Die Favoriten auf den AFC-Platz im Super Bowl zeigten unerwartete Schwächen. Nummer drei im Bunde, die San Diego Chargers, zierten vor dem Montagsspiel nach zwei unglücklichen Niederlagen das Tabellenende in der eigenen Division. Eine weitere Niederlage würde bestimmt den Schwellbrand der Kritik in ein Feuer umwandeln.

Besonders in der Kritik stand die Defense, die bisher nicht die hochgesteckten Erwartungen erfüllen konnte. Defensive Coordinator Ted Cottrell versuchte vor dem Spiel gegen die New York Jets seine Spieler bei der Ehre zu packen, indem er sie „beleidigte“ und ihnen NFL-Qualität absprach. Ein wenig hat er mit der Kritik auch sich selbst gemeint, den letztlich ist verantwortlich dafür, wie seine Defense auf dem Feld agiert. Und bisher war von dieser nicht viel zusehen. Aber das sollte sich gegen die Jets ändern.

Dabei war der Auftakt für die Chargers alles andere als verheißungsvoll. Gleich der erste Pass von QB Philip Rivers landete in den Armen von Jets-CB David Barrett, der den Ball umgehend zum Touchdown zurücktrug. Auch der zweite Pass wäre beinahe abgefangen worden, doch zum Glück konnte der Jets-Verteidiger den schwach geworfenen Ball nicht unter Kontrolle bekommen. Doch als Rivers endlich mit dem dritten Versuch erfolgreich war, ein kurzer Pass auf WR Buster Davis, war die Barriere durchbrochen.

Ab diesem Zeitpunkt spielte Rivers auf, als hätte er nie diese Fehlwürfe gehabt. Es machte Spass, ihm im weiteren Verlauf des Spiel zu zusehen. Ein Fumble der Jets ließ er einen kurzen Tochdown-Pass auf FB Mike Tolbert folgen, Nummer zwei war eine Augenweide auf WR Chris Chambers, der dritte hatte als Ziel TE Antonio Gates. Damit hat Rivers auch im dritten Spiel drei Touchdowns geworfen und seinen Anteil geleistet, dass man dieses Spiel nur als Sieger verlassen konnte.

Zurück zur Defense. Fehlende Aggressivität wurde ihr in den beiden vorangegangenen Spiele attestiert. Ein drittes Mal sollte das nicht geschehen. Cottrells Ansprache hatte gewirkt. Er ließ viel mit Blitzen arbeiten, ließ Jets-QB Brett Favre ständig unter Druck setzen. Er wollte ihn zu Fehlern zwingen. Sein Plan ging auf. Auch wenn es Favre durch seine persönliche Klasse gelang, einige Male die Defense der Chargers zu düpieren, musste er doch dem Druck Tribut zollen. Zwei seiner Pässe landeten beim Gegner, wobei der erste Fehlpass zu Freude von Cottrell durch Antonio Cromartie in einen Touchdown umgemünzt werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt, Anfang des zweiten Viertels, hatten die Chargers das Kommando über das Spiel genommen, und ließen sich dieses nicht mehr aus der Handnehmen.

Die Woche über wurde viel über die Zehenverletzung von Star-RB LaDainian Tomlinson geschrieben. Er trainierte kaum und schätzte vor dem Spiel seine Leistungsfähigkeit auf 75 Prozent ein. Nach der Partie kann man sagen, die Pause hat ihm genutzt. Er ist zwar noch nicht 100 % fit, aber auf dem besten Weg dahin. Zwei Touchdowns gingen auf sein Konto, damit kann er zufrieden sein.

Mit diesem ungefährdeten Sieg haben die Chargers ein Statement zur rechten Zeit abgegeben und bewiesen, dass mit ihnen auch in dieser Saison zurechnen ist. Wenn alle ihre Angriffswaffen stechen und die Defense ihre wieder gefundene Bissigkeit beibehalten kann, dann werden auch andere Teams Schwierigkeiten haben, sie zu stoppen.

Für die Jets geht es in erster Linie darum, nicht im Hype um Favre zu vergessen, dass es, um Spiele zu gewinnen, nicht nur einer Offense bedarf, sondern auch einer funktionierende Defense. Davon war an diesem Abend nicht viel zusehen. Bis auf die Interception gleich zu Beginn des Spiels war sie nur selten auf der Höhe des Geschehens. Dass die Jets trotzdem dazu beitragen konnten, dass es ein unterhaltsamer Abend wurde, lag in erster Linie an ihrem ausgezeichneten Return-Spiel. Knapp 300 Yards Raumgewinn konnte damit erzielen, wobei Leon Washington mit 198 Yards den Bärenanteil hatte.

Gohlke - 23.09.2008