Die Dresden Monarchs feierten im Jahr 2012 ihr 20-jähriges Vereinsjubiläum und wollten mit diesem besonders reizvollen Duell ihre Rolle als einer der Trendsetter im deutschen, europäischen und nun auch weltweiten American Football bestätigen. Mit technisch sauberem und enorm schnellem Spiel setzten sich die Obic Seagulls gegen den sächsischen GFL-Vertreter mit 29:17 durch. Präzise Pässe von QB Shun Sugawara ließen die Seagulls oft in nur wenigen Augenblicken über das Feld marschieren. Dresdens Präsident Sören Glöckner brachte es zur Jubiläumsfeier der Monarchs auf den Punkt: "Trotz unserer sehr guten Entwicklung in den letzten 20 Jahren, den geschaffenen erstklassigen Trainingsbedingungen und der breiten Fächerung unsere Football- und Cheerleader Teams, stehen vor den Dresden Monarchs noch immer große Herausforderungen.
Zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte zogen die Dresden Monarchs in ein GFL Halbfinale um die deutsche Football-Meisterschaft ein. Im Vorfeld dieses Viertelfinalspiels am späten Samstag Nachmittag in Mannheim, hatten viele die Dresden Monarchs als Favorit auf dem Zettel. Zwar hatten die Rhein-Neckar Bandits den zweiten Platz der GFL Staffel Süd erobert, Dresden seinerseits in Staffel Nord nur den dritten. Abseits dessen empfing ein Aufsteiger ein Team mit mittlerweile zehn Jahren Erstliga und diversen Playoff Erfahrungen. Auf dem Feld zählten diese Erfahrungen zunächst nicht viel. Der erste Drive endete nach drei erfolglosen Versuchen ohne nennenswerten Raumgewinn und die Bandits agierten mit mehr Fortune. Gleich den ersten Drive schloss QB Marco Ehrenfried souverän mit einem 37 Yard Touchdown Pass auf Stephan Mertsching ab. Dresden schaffte danach ein mageres First Down und gab den Ball schnell wieder ab. Erst im dritten Drive lief es besser. Der Angriff um QB Warren Smith kam in Schwung. Doch die Bemühungen endeten jäh, als Larry Croom in aussichtsreicher Position den Ball verlor. Wieder keine Punkte, wieder Bandits Ball! Doch irgendwie muss zu diesem Zeitpunkt bei einigen Monarchs der Geduldsfaden gerissen sein. Denn plötzlich drehte sich das Blatt. Ein paar Sekunden später eroberte Ron Linder den Ball zurück. Und die Offense machte kurzen Prozess: Ein 34 Yard Pass von Warren Smith auf Jan Hilgenfeldt in die Endzone und nach dem Extrapunkt stand es 7:7. Kurz darauf endete das erste Viertel. Und wieder kurz darauf zog Dresden mit 14:7 davon. Wieder war es Hilgenfeldt, der einen Pass von Smith fangen konnte. Kurz hinter der Mittellinie war das und eigentlich sah sich der Dresdner Receiver schnell einigen Mannheimer Verteidigern gegenüber. Doch die bekamen ihn nicht zu fassen. Hilgenfeldt sprintete bis in die Endzone. Am Ende stand schließlich ein 65 Yard Touchdown Pass in der Statistik. Doch wesentlich sicherer wurde das Spiel der Monarchs dadurch nicht. Mannheim hielt weiter stur dagegen und zwang die Offense immer wieder zu Fehlern. Zunächst verlor Warren Smith nach einem Sack den Ball. Wenig später landete ein Pass von ihm in den falschen Händen. Doch Dresden konnte sich in dieser Situation auf seine Verteidiger verlassen. Kurz vor der Pause machte Chris Evering einen Angriff der Bandits kurz vor der Monarchs Endzone mit einer Interception zunichte. Das war mit Sicherheit nicht die Art Football, die Dresden sich für diesen Tag vorgestellt hatte. Wobei es sicher nicht daran lag, dass man Mannheim unterschätzt hatte. Gerade im zuletzt glänzend aufgelegten und Punktsicheren Angriff wollte der Motor einfach nicht dauerhaft rund laufen. Auch wenn Jan Hilgenfeldt zu Beginn von Halbzeit zwei zunächst mit einem 56-Yard-Field-Goal auf 7:17 erhöhte. Dresden musste wenig später den zweiten Rhein-Neckar Touchdown ertragen. Chris Evering hatte bei einem Punt Return nach Meinung der Schiedsrichter den Ball verloren. Mannheim kam so wieder mit der Offense aufs Feld. Und deren Running Back Sean Cooper legte schnell den Turbo ein. Ein Lauf über fast 40 Yard brachte die Gastgeber bis auf 13:17 ran. Der Extrapunktversuch ging allerdings daneben. Und so knapp ging es ins finale Viertel. Dresden legte vor. Jetzt endlich machte die Offense einen sicheren Eindruck. Vor allem das Laufspiel funktionierte. So tickte die Uhr, während Larry Croom First Down um First Down erlief. Jamal Smith schloss wenig später ebenfalls zu Fuß ab: Mit einem 2 Yard Lauf zum 13:24. Mannheim versuchte zu kontern. Gleich der Return des fälligen Kickoffs ging bis kurz vor die Monarchs Endzone. Dann schob man sich verbissen Schritt für Schritt bis an die Goal Line vor. Nur eben nicht darüber hinweg. Ein Pass im vierten Versuch fand keinen Abnehmer und so kam Dresden wieder an den Ball. Und die machten da weiter, wo sie kurz vorher aufgehört hatten: mit sicherem und risikoarmen Football vorrangig über das Laufspiel. Folgerichtig erzielte RB Larry Croom den nächsten Touchdown mit einem Lauf über fast 20 Yard. Die Uhr zeigte noch sechseinhalb Minuten Spielzeit – der Drops war gelutscht. Dachten viele... offenbar auch einige in der Monarchs Verteidigung. Denn die Bandits hatten so gar nicht vor aufzugeben. Das beherzte Aufbäumen trotz 18 Punkte Rückstand so kurz vor dem Ende nötigte den Fans beider Lager Respekt ab. Schnell trieb Ehrenfried seine Offense übers Feld. Und Sean Cooper war es, der gut vier Minuten vor dem Ende zum Anschluss-TD in die Endzone lief. Der Versuch einer Two-Point Coversion schlug fehl – es stand 19:31. Ging da noch was? Es ging! Denn mit einem Onside-Kick eroberte sich Mannheim den Ball sofort zurück. Doch alle Hoffnung schwand als Monarchs Verteidiger Christoph Graf wenig später einen Pass von Ehrenfried abfing. Dresden hatte den Ball, die Erleichterung, alle Zeit der Welt und irgendwann dann endlich den Sieg in der Tasche.
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Dresden Monarchs im Porträt
Teil 1: Der Sprung auf die Bühne
Teil 2: Erstmals in den Playoffs
Teil 3: Große Party in Dresden
Teil 4: Zwei Schritte vor, einer zurück
Teil 5: Die Löwenbändiger
Teil 6: Erstmals Halbfinale
Teil 7: 20 Jahre Monarchs und Besuch aus Japan
Teil 8: Die ganz besondere Rivalry
Teil 9: German Bowl - Ganz nah dran
Teil 10: Immer wieder Kiel und Halbfinale
Teil 11: Wer Großes will, muss Große schlagen
Teil 12: Top 4 heißt nicht Top 2
Teil 13: Universe und Hall stehen im Weg
Teil 14: Der große Coup
Monarchs vs. Obic Seagulls (© Dirk Pohl)