Bei den Dresden Monarchs lautete 2006 das Motto "Klassenerhalt". Die Ansprüche wurden reduziert. Ob das jedoch die Spielfreude hemmen würde war im April noch zu bezweifeln, denn mit dem neuen Angriffssystem stellte man sich neuen Herausforderungen, die mehr als neugierig machten. Ging es nach den Aussagen der Coaches, galt ein Playoff-Platz auch in der Saison 2006 als nicht unrealistisch.
Für eine erste echte Saisonüberraschung sorgten die Schwabenpfeile vom Neckar. Im ersten GFL-Heimspiel der Saison kassierten die Dresden Monarchs vor 1.500 Zuschauern gegen die Stuttgart Scorpions eine herbe 0:34-Niederlage. Dresdens Angriff kam an diesem Tag einfach nicht in Schwung. WR Ryan Boswell, der mit einer Fußverletzung in die Partie ging, gab sich zwar Mühe, doch die Big Plays blieben diesmal aus. Auch das Laufspiel war gegen Stuttgarts geschulte Laufverteidigung machtlos. Die Dresden Monarchs wiederum gewannen das entscheidende Spiel im Kampf um die Playoff-Plätze gegen Köln. Vor 1.500 Zuschauern erkämpften sich die Sachsen einen 21:17-Heimsieg gegen die Cologne Falcons. Dank des direkten Vergleichs mit Köln, winkte sogar Platz drei in der Nord-Tabelle. Wenig neue Erkenntnisse erbrachte das schwäbisch-sächsische Duell im GFL-Viertelfinale. Vor 1.060 Zuschauern im GAZi-Stadion erreichten die Stuttgart Scorpions mit einem 47:27-Erfolg gegen die Dresden Monarchs ungefährdet das Halbfinale. Statt Patrick Geiger präsentierte sich diesmal Chris Jackson mit vier Touchdowns, neben ihm avancierte die heimische Verteidigung zum Matchwinner.
2007 schlitterten die Sachsen in eine erste sportliche Krise. Sie mussten sich in ihrem zweiten GFL-Spiel den Berlin Adlern geschlagen geben. Vor gut 2.000 Fans verloren die Sachsen gegen die Hauptstädter mit 0:39. Damit konnten die Gäste eine zwei Jahre währende Niederlagenserie beenden. Matchwinner war zum einen Adler-QB Brett Hall, der mit seinen beiden Touchdown-Pässen die Gäste in die Spur brachte, sowie die Adler-Defense, die die Monarchs-Offense nicht nur am punkten hinderte, sondern selbst zweimal den Ball in die Endzone tragen konnte. Auch in Hamburg kamen sie unter die Räder und wurden im St. Pauli Stadion von den Devils mit 0:48 besiegt. Ein erstes Lebenszeichen versendeten die Dresden Monarchs in Kiel an ihre Fans. Die Sensation lag förmlich in der Luft. Doch am Ende fehlte die nötige Cleverness, um den Kiel Baltic Hurricanes die Punkte zu stehlen. Die Königlichen verloren vor 2.230 Zuschauer als Tabellenletzter nach tollem Spiel mit 13:20. Gegen die Cologne Falcons gewannen die Monarchs dank einer sehr gut eingestellten Defense bei sommerlichem Wetter mit 26:21. In Dresden hatte man so lange auf diesen Moment gewartet, gehofft, hart trainiert, einen Rückschlag nach dem anderen weggesteckt, um nun schließlich nach acht Niederlagen den ersten GFL-Sieg der Saison einzufahren. Das Ganze glich jedoch einem Kraftakt, denn bis in das letzte Viertel führten die Gäste aus der Domstadt. Viel Grund zum Jubeln hatten auch die Kiel Baltic Hurricanes. 2.238 Zuschauer sahen, wie mit einem 19:13-Sieg die Canes die Dresden Monarchs zurück an die Elbe schickten. Eine Teilnahme an den Playoffs blieb 2007 den Sachsen folgerichtig versagt.
"Eigentlich kann alles nur besser werden. Mit diesem kurzen Leitspruch konnte man den Ausblick der Dresden Monarchs auf die Saison 2008 ungeschönt beginnen. Nach der desolaten Zittersaison vom letzten Jahr mochte kein Königlicher mehr so etwas erleben. Nur ein Spiel konnten die Sachsen in der regulären Spielzeit 2007 gewinnen. Somit drohte der Abstieg. Die beiden Relegationsspiele gegen die Hamburg Eagles waren hart umkämpft, sicherten mit zwei Siegen gerade so den Verbleib in Deutschlands höchster Spielklasse. Für die erste große
Saisonüberraschung sorgten schließlich die Dresden Monarchs und verdarben den Lions ihre Heimpremiere. Im vergangenen Jahr war es noch ein ungefährdeter 49:14-Sieg, den der spätere Meister aus Braunschweig über den Underdog aus Sachsen errang. Am letzten Samstag rieben sich sicherlich nicht wenige Footballfans und -Experten angesichts der Ergebnismeldung aus Braunschweig die Augen: 17:19 verloren die favorisierten Löwen gegen die Dresdner Footballer, die den unerwarteten Sieg feierten, als wären sie der neue deutsche Meister. Die Lions verloren damit zum ersten Mal seit 1994 ihr Auftaktspiel in eine GFL-Saison. Nach zwei Niederlagen in der Fremde erkämpften die Footballer der Dresden Monarchs zu Hause ihren vierten Saisonsieg. Dank eines Frühstarts, einer erneut starken Defense und zwei späten Big Plays von Running Back Tony Hollings feierten die Sachsen am Ende gegen die Cologne Falcons einen verdienten 30:17 Erfolg. Vor rund 900 Zuschauern waren die Dresden Monarchs zu Gast bei den Munich Cowboys. Dabei mussten sich die "Königlichen" den wie entfesselt aufspielenden Bayern mit 3:30 zumindest in der Höhe überraschend geschlagen geben. Und dies trotz eines Fehlers des Münchner Team-Captains zu Beginn des Spieles, als er entschied, den Ball erst zu kicken - die Dresdner hatten jedoch nach gewonnenem Münzwurf entschieden, ihr Wahlrecht zur zweiten Halbzeit auszuüben und durften so auch nach Wiederbeginn erneut zuerst in Ballbesitz kommen. Grenzenloser sächsischer Jubel stand Mitte August fassungslosen Kieler Gästen gegenüber. Mit einer bravourösen Mannschaftsleistung gelang den Dresden Monarchs in ihrem Duell gegen die Kiel Baltic Hurricanes die Sensation. Trotz noch immer verletzungsbedingt fehlender Leistungsträger Dylan Meier und Daniel Birnbaum erkämpften sich die Königlichen im Heinz-Steyer-Stadion ihren fünften Sieg dieser Saison. Eine Woche später sollte es für die Dresdner gegen die blauen Teufel noch besser werden. In einem packenden und bis zum Schluss spannenden Match in Dresden setzten sich die Sachsen am Ende mit 20:12 durch und erreichten das Viertelfinale. Im ersten Viertelfinalspiel zeigte vor allem ein Marburger Kicker, wie wertvoll diese Spieler sein können. Der entscheidende Protagonist des 32:21-Sieges der Marburg Mercenaries gegen Dresden im Viertelfinale hatte einen Namen: Stephan Bauer, seines Zeichens Kicker in Diensten des hessischen Erstligisten, erzielte 14 Punkte, wobei er bei den Field Goals aus großer Entfernung unglaubliche Nervenstärke bewies.
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Dresden Monarchs im Porträt
Teil 1: Der Sprung auf die Bühne
Teil 2: Erstmals in den Playoffs
Teil 3: Große Party in Dresden
Teil 4: Zwei Schritte vor, einer zurück
Teil 5: Die Löwenbändiger
Teil 6: Erstmals Halbfinale
Teil 7: 20 Jahre Monarchs und Besuch aus Japan
Teil 8: Die ganz besondere Rivalry
Teil 9: German Bowl - Ganz nah dran
Teil 10: Immer wieder Kiel und Halbfinale
Teil 11: Wer Großes will, muss Große schlagen
Teil 12: Top 4 heißt nicht Top 2
Teil 13: Universe und Hall stehen im Weg
Teil 14: Der große Coup
Dresdens neuer Head Coach John Leijten. (© PR Dresden Monarchs)