Eine größere Überraschung erlebten die New Yorker Lions 2015 in Dresden. Die Monarchs gewannen das Match der beiden führenden Clubs in der Nordgruppe knapp mit 26:27. Die Gastgeber wurden dabei von der verletzungsbedingten Abwesenheit ihres Spielmachers QB Grant Enders, der an einer Oberschenkelblessur leidete, heimgesucht und versuchten diese Lücke durch bedingungslosen Einsatz wieder wett zu machen. Dass dabei Evan Landi nur die zweite Wahl sein konnte, war vor dem Anpfiff bereits klar. Das Kalkül der Braunschweiger Coaches war offensichtlich und verständlich. Grant musste für größere Aufgaben geschont werden, da die Löwenstädter kurz vor dem Einzug in den Eurobowl standen.
Die Dresden Monarchs zogen zum dritten Mal hintereinander in das Halbfinale um die deutsche Footballmeisterschaft ein. Die Sachsen gewannen ihr Viertelfinale gegen die Stuttgart Scorpions überlegen mit 55:14. 2.650 Zuschauer auf dem Dresdner Heinzfield sahen einen sicheren, einen dominierend ausgespielten Sieg ihrer Footballspieler. Zu Gast war das Team mit der stärksten Laufverteidigung der Liga. Etwas mehr als 30 Yards gaben die Stuttgart Scorpions pro Spiel in diesem Jahr nur ab. Etwas, was einem so laufstarken Team wie Dresden durchaus beunruhigen kann. Und was machten die Monarchs? Zogen gleich im ersten Spielzug einen Bigplay-Pass von Jake Medlock aus dem Ärmel! 82 Yards auf Jan Hilgenfeldt – Touchdown Dresden und es waren gerade mal 13 Sekunden gespielt. Ein Schock für Stuttgart, von dem sie sich lange nicht erholen konnten. Und Dresden spielte weiter wie entfesselt. Wenig später bediente Medlock Hilgenfeldt erneut: 27-Yard-Pass zum zweiten Touchdown. Eine knappe Minute vor Ende des ersten Viertels dann Touchdown Nr. 3. Diesmal war es Bradley Fraser, der einen kurzen Pass von Medlock in der Endzone sichern konnte. Und spätestens in den folgenden Sekunden zeigte sich wie verunsichert die Scorpions nach diesem Blitzstart der Gastgeber tatsächlich waren. Kickoff Monarchs, der Ball trudelt unberührt bis kurz vor die Stuttgarter Endzone wo ihn einer der Scorpions mit Interesse beobachtet und liegen lässt. Ein Fehler, denn der Ball ist nach einem Kick natürlich frei. Dresdens Damien Donaldson reagiert und wirft sich auf den herumliegenden Ball. First Down Monarchs vor Stuttgarts Endzone. Eine Einladung, die sich Monarchs-Running Back Donald Russell nicht entgehen ließ und postwendend zum nächsten Touchdown lief. Stuttgart schien völlig von der Rolle. Die Defense konnte wenig gegen den starken Dresdner Angriff machen. Die eigene Offense kam nicht in Schwung. Vom zuletzt gefährlich unberechenbaren Spiel um den agilen und laufstarken Quarterback Dylan Potts war wenig zu sehen. Da hatte sich Stuttgart zu Beginn des zweiten Viertels mal gut nach vorn gearbeitet. Der anschließende Kick für ein Field Goal ging allerdings vorbei. Und was hatte Dresden darauf als Antwort? Einen spektakulären Lauf von Donald Russell über mehr als 70 Yards zum fünften Touchdown. Tief im zweiten Viertel gelang den Scorpions ein langer Drive, bei dem man das gefährliche an ihrer Spielweise ahnen und auch sehen konnte. Immer wieder riss Dylan Potts den herannahenden Dresdner Verteidigern aus, lief selber mit dem Ball oder warf in letzter Sekunde einen kurzen vollständigen Pass. Potts belohnte sich und die Seinen drei Minuten vor der Halbzeitpause mit dem ersten Touchdown-Lauf in die Endzone. Doch Dresden ließ sich an diesem Tag nicht einmal davon beeindrucken. Schon den anschließenden Kickoff der Stuttgarter trug Russell sofort wieder zurück in die Endzone – Touchdown Nr. 6 – Halbzeitstand 41:7. Es folgten im dritten Viertel weitere Touchdowns von Trevar Deed und Jan Hilgenfeldt. Stuttgart kam noch einmal zu Punkten als Tarik Bentoua nach einem geblockten Punt der Monarchs den Ball bis hinter die Goal Line tragen konnte. Schon mit dem Beginn des Schlussviertels schalteten alle einen Gang runter. Dresden ließ die Backups spielen und es betrat noch einmal ein deutsches Football Urgestein den Platz: Günther Michel gab sich die Ehre. Mit 56 Jahren war er wohl der älteste Quarterback, der je in einem GFL Viertelfinale gestanden hat.
Wenig überraschend wurde auch der abermalig Einzug von Schwäbisch Hall in den German Bowl bewertet. In einem bis zum Ende spannenden Spiel besiegten sie am Samstag im Optima Sportpark vor 2.300 Zuschauern die Dresden Monarchs mit 41:34. "Den Sieg hätten heut beide Teams verdient", sagte Halls Head Coach Siegfried Gehrke nach dem Spiel. Er zollte damit den Dresdner Monarchs den Respekt, den sie sich durch ihre am Samstag, in einem hochklassigen Spiel gezeigten Leistung mehr als verdient haben. Die Gäste aus Sachsen lieferten den Unicorns einen bis zur letzten Spielminute spannenden Kampf um den Einzug in den German Bowl, der an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließ. Es war das erwartete Spiel auf Augenhöhe und in dem die Unicorns zunächst schwer mit dem Dresdner Running Back Donald Russel zu kämpfen hatten. Über ihn liefen zumindest in der ersten Hälfte die meisten Monarchs-Angriffe und zweimal war er es, der mit langen Läufen Dresdner Touchdowns vorbereitete. Gleichzeitig setzte die Dresdner Defense die Haller Offense so unter Druck, dass diese zunächst keine Chance hatte, der Monarchs-Endzone gefährlich nahe zu kommen. Quarterback Marco Ehrenfried hatte zu wenig Zeit, um seine Receiver mit langen Pässen präzise bedienen zu können. Gleichzeitig tat sich auch Running Back Christian Rycraw extrem schwer, nennenswerten Raumgewinn zu erzielen. Die Haller Defense stand dem allerdings in nichts nach. Auch der Monarchs-Angriff sah sich mit einem starken Gegner konfrontiert, sodass das erste Viertel auch punktlos blieb. Die Endzonen beider Teams schienen erst geöffnet worden zu sein, nachdem Christian Rycraw zunächst einen 40-Yard-Lauf auf den Rasen zauberte und danach das letzte Yard zum 8:0 überbrückte. Danach war es Donald Russel, der das Spiel fast im Alleingang dominierte. Zweimal übernahm er die Vorbereitung und den Abschluss der Dresdner Angriffsserien und so kamen die Gäste mit 16:8 die Führung, bevor Patrick Donahue von Marco Ehrenfried mit einem Kurzpass bedient wurde und daraus einen 75-Yard-Touchdown zum 14:16 machte. Mit dem Halbzeitpfiff konnten die Monarchs allerdings per Field Goal von Jan Hilgenfeldt noch auf 19:14 erhöhen. Aus einem vierten Versuch machten die Unicorns dann Mitte des dritten Viertels einen 32-Yard-Pass von Marco Ehrenfried auf Felix Brenner, der ihnen nicht nur die 22:19-Führung brachte, sondern auch das viel beschworene Momentum bescherte. Gerhard Jäger unterstrich das indem er einen Pass von Dresdens Quarterback Jake Medlock abfangen und die Unicorns dadurch Anfang des ersten Viertels ihre Führung durch Christian Rycraw auf 28:19 ausbauten. Postwendend zogen die Monarchs zwar mit einem Kickoff-Return über 90 Yards durch Trevar Deed zum 28:26 nach, doch die TSGler ließen sich das Heft zunächst nicht mehr aus der Hand nehmen. Erneut bediente Marco Ehrenfried Felix Brenner mit einem 32-Yard-Pass und brachte so sein Team mit 34:26 in Führung. Die Haller Defense erlaubte den Dresdnern danach keinen neuen First Down und der Befreiungskick der Gäste landete bei Patrick Donahue. Der nutzte die Chance zu einem sehenswerten Return über 85 Yards, bei dem er mehrere Monarchs gekonnt aussteigen ließ und das 41:26 herstellte. Spannend wurde es in den letzten Minuten durch den Anschluss-Touchdown von Donald Russel zum 34:41 und einem erfolgreichen Onside-Kick der Gäste, der sie drei Minuten vor Spielende sofort wieder in Ballbesitz brachte. Doch die Unicorns-Defense gab das Spiel nun nicht mehr aus der Hand und schickte die Monarchs-Offense ohne Punkte wieder vom Feld. Noch zweimal sollte der Ballbesitz wechseln, aber ohne dass Punkte erzielt werden konnten.
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Dresden Monarchs im Porträt
Teil 1: Der Sprung auf die Bühne
Teil 2: Erstmals in den Playoffs
Teil 3: Große Party in Dresden
Teil 4: Zwei Schritte vor, einer zurück
Teil 5: Die Löwenbändiger
Teil 6: Erstmals Halbfinale
Teil 7: 20 Jahre Monarchs und Besuch aus Japan
Teil 8: Die ganz besondere Rivalry
Teil 9: German Bowl - Ganz nah dran
Teil 10: Immer wieder Kiel und Halbfinale
Teil 11: Wer Großes will, muss Große schlagen
Teil 12: Top 4 heißt nicht Top 2
Teil 13: Universe und Hall stehen im Weg
Teil 14: Der große Coup
Viertelfinale vs. Stuttgart Scorpions (© Dirk Pohl)