Eines der beliebtesten "Tickets" rund um den Super Bowl ist das für die Pressekonferenz des oder der Künstler der Halftime Show. "Ticket" allerdings nur im übertragenen Sinn, da theoretisch jeder der ca. 5.000 akkreditierten Medienschaffenden Zutritt hätte. Tatsächlich hatten sich auch weit vor Beginn die meisten der ungefähr 500 Plätze bereits gefüllt, bevor sich die Künstler der von Apple Music vorbereiteten Show eingefunden hatten.
Die NFL verbindet für die Halbzeitshow Sport und Entertainment – sehr zum Vorteil der Künstler, die im Gegenzug jedoch kein Honorar für ihre Auftritte erhalten.
Zu Beginn der Pressekonferenz, die mit einer halben Stunde Verspätung startete, wurden die Gebärdendolmetscher ausführlich vorgestellt und interviewt. Alle haben jeweils beeindruckende Lebensläufe vorzuweisen. Zudem sind einige davon selbst aus New Orleans.
Für die Show vor dem Spiel wurden Ledisi, Lauren Daigle, Jon Batiste und Trombone Shorty verpflichtet, die im Anschluss auf dem Sofa der Bühne Platz nahmen.
Auch für Ledisi, die die "Black National Anthem" (Lift every voice) darbieten wird, ist es eine sehr emotionale Angelegenheit. Das Lied selbst ist bereits 125 Jahre alt und Teil der amerikanischen Historie und Kultur. Seit dem Anruf, ob sie die Ehre übernehmen wolle, wäre sie durchgehend gerührt. "Aber ich habe einen Job zu erledigen und das ist das, woran ich dann denke!" Als kleines Kind wäre sie mit dem Rad durch New Orleans gefahren und hätte dabei gesungen; ihre Eltern sind wenig später mit der Familie in die Bay Area gezogen, so dass die Rückkehr sich jetzt wie das Schließen des Kreises anfühle.
Ähnlich emotional äußerte sich Lauren Daigle, die eine spezielle Version von "America the Beautiful" darbieten wird. Arrangiert hatte das Jon Batiste, der bereits mit ähnlichen Projekten viel Erfolg hatte: "Du kannst Musik aus der Vergangenheit nehmen, sie in die Gegenwart bringen und die Zukunft voraussehen" äußerte er sich philosophisch zu seiner Umsetzung.
Sein Großvater wäre erst kürzlich gestorben und er hätte mit seinem Bruder auf der Beerdigung gespielt. Der Großvater wäre einer der ersten gewesen, der für sein Land (als dunkelhäutiger Mann) gedient hätte. "Ich werde das kanalisieren und das werde ich sein, aber das Ganze ist viel größer als ich. Die Energie verlässt die Grenzen – das ist so ein spiritueller Kanal, wenn es klappt. Dann bist Du nicht dabei, sondern siehst das alles von außen an."
Anschließend kam jedoch die Hauptperson auf die Bühne: Kendrick Lamar antwortete sehr gelassen und reflektiert auf die vorwiegend von Ebro Darden gestellten Fragen.
Er wolle "die Musik für sich sprechen lassen" und lege keinen großen Wert auf Ruhm. Wenn er jetzt an die gemeinsame Show mit Dr Dre, Eminem, 50 Cent und Mary J Blige vor drei Jahren zurückdenke, würde er vor allem an "den Grind" – also die harte Arbeit – erinnert, die auf dem Weg darin stecke. "Viele Leute sehen nicht die Story vor der Glory [dem Ruhm]." Er habe sehr viel Zeit in Trial and Error – also Versuch auf Versuch – gesteckt.
Gemeinsam mit seinem mehr als dreißigköpfigen Team von pgLane würde man Tag ein, Tag aus arbeiten und alle Details beleuchten. "Schnitt, Produktion, Bühnenbau, Musik, Sound und vieles mehr." Am Ende gebe es eine 13 Minuten lange Setlist.
"Ich bin jetzt 37 Jahre alt und immer noch am besser werden, immer noch auf einer Reise. Ich will, dass die Energie richtig rausfließt."
Abschließend wurde noch erwähnt, dass er üblicherweise gar keine Interviews mag. Aber für sein Karrierehighlight musste er wohl eine Ausnahme machen.
2025 steht dann "zufällig" noch eine große Tour an mit SZA in 23 Städten Nordamerikas. Der Ticketabsatz wird wohl in die Höhe schnellen ab Sonntag – wie das immer der Fall ist bei Halftime-Künstlern.
Carsten Keller - 06.02.2025
Kendrick Lamar bei seiner Pressekonferenz zur Halftime Show (© Carsten Keller)
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