Chip, Chip, Hurrah

Ohio State Offensive Coordinator Chip Kelly gilt als einer der Garanten des Erfolges von Ohio State über Notre Dame im National Championship Game in Atlanta und zeigte in kritischen Momenten, dass er natürlich in der Lage sei, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei drei Minuten Restspielzeit stand Ohio State im vierten Viertel vor so einer kritischen Entscheidung an der eigenen 34 Yard Linie. Notre Dame erhielt den Ball zurück, die Irish marschierten in sechs Spielzügen 80 Yards über das Feld und punkteten mit einem 30 Yard Pass auf Receiver Greathouse.

Ohio State hatte sich bis dahin in der Offense mit kurzen Pässen und ihrem Laufspiel reduziert, doch dann holte Kelly und sein Receiver Jeremiah Smith das größere Besteck aus dem Koffer der Überraschungen. Quarterback Howard besaß mehrere Routenoptionen, wurde aber angewiesen, eine mutige Entscheidung zu treffen, wenn Smith wirklich einmal nicht eng gecovert werden würde, wie die Irish es während des Spieles bereits mehrfach getan hatten. Smith rannte tatsächlich frei über das Feld und fing einen 56 Yard Pass, der den Titelgewinn von Ohio State so gut wie besiegelte, da anschließend noch ein Field Goal zum 34:23 Endstand verwandelt wurde.

"Wir bemerkten, dass der Notre Dames Defensive Back zu weit Innen stand und diesmal nicht Jeremiah direkt decken könnte", meinte Buckeyes Receiver Brandon Inniss später. "Wir haben Jeremiah und Will für den Spielzug ausgewählt, und so ist es dann auch gekommen." Dieser Moment bedeutete einen perfekten Abschluss eines wilden ersten Jahres für Kelly in Columbus, Ohio. So erlebte Kelly einen absoluten Tiefpunkt, als Michigan im Ohio Stadium die Buckeyes mit einem zehn Punkte Vorsprung besiegte, aber eben auch die absolute Höhe, als das gleiche Team durch die Playoffs eilte. Somit war es die richtige Entscheidung, UCLA zu verlassen und mit seinem ehemaligen Schützling Ryan Day, mit dem er schon in New Hampshire, bei den Philadelphia Eagles und den San Francisco 49ers zusammen gearbeitet hatte, das Projekt Ohio State zu starten. Kellys Stern befand sich dabei seit einigen Jahrenbereits im Sinkflut, da zuvor die 49ers nur mit einer 2:14 Bilanz die Saison abgeschlossen hatten und er gefeuert wurde und er sich bei den Bruins merklich nicht wohl fühlte. Day glaubte an Kelly und wusste, dass er die perfekte Person sein könnte, um das Beste aus Howard, Smith und dem Rest der mit Stars gespickten Offensive von Ohio State herauszuholen. Das absolute Vertrauen, das Day in seinem ehemaligen Mentor hatte, gab dem Cheftrainer von Ohio State die Freiheit, die Aufgaben des Offensive Coordinators abzugeben und mehr Zeit mit dem Rest seines Teams zu verbringen. In weniger als einem Jahr schaffte Kelly ein grenzenloses Vertrauen und Right Tackle Josh Fryar erinnerte sich später, dass Kelly Glück, Kameradschaft und den Glauben an alle mitbrachte. "Ich habe mich besonders gefreut, als ich Probleme hatte und er mich unterstützte", sagte Fryar. "Ich hatte Probleme im Sommer, ich hatte Probleme im Herbstcamp. Ich traf mich fast jeden Tag mit ihm und er hatte ein Zitat für mich. Er sagte: Wenn ich in zehn Jahren Dich wieder sehe und ich dann sage, wie war es, als Du 2025 die Meisterschaft gewonnen hast, was würdest Du dann sagen? Ich habe einfach angefangen zu lächeln."

Auch Kelly lächelte auf dem Spielfeld im Mercedes-Benz Stadium sehr viel, nachdem er seinen ersten Meistertitel gewonnen hatte. Er hatte allen Grund, nach einer offensiven Meisterleistung, bei der Ohio State bei seinen ersten vier Angriffszügen einen Touchdown erzielte, also das erste Mal, dass so etwas während eines Meisterschaftsspiel passierte, ebenfalls zu jubeln. Sein Spielzug beim ersten Touchdown von Ohio State im Spiel, ein neun Yard Touchdown für Smith, war eine wunderschöne Täuschung, die Notre Dame überraschte. In einem Spielzug, den Kelly von Alabamas Titelgewinn 2021 gegen Ohio State übernahm und der damals zu einem Touchdown von DeVonta Smith führte, forderte Kelly seinen Receiver Smith auf, eine angetäuschte Umlaufbewegung auszuführen, nur um ihn wieder in den Raum zurück zu schicken, wo er völlig frei war. Ohio State hatte diesen speziellen Spielzug die ganze Saison über nicht gezeigt, aber Kelly hatte ihn in der Woche vor dem Championship Game mehrmals und ganz speziell für alle Fälle üben lassen und dann auf die perfekte Gelegenheit gewartet, ihn auszuführen. Nach dem Spiel bestand Kelly darauf, dass es nicht um ihn ging – "Es liegt nicht an mir", sagte er über den Titelgewinn – und dass die Spieler der Grund dafür waren, dass Ohio State länger durchhielt als Notre Dame. Er weigerte sich, die Leistung mit den großen Siegen zu vergleichen, die er als Cheftrainer bei Oregon und den Eagles erzielte, und zitierte den ehemaligen US-Präsidenten Teddy Roosevelt mit den Worten: "Vergleiche sind der Dieb der Freude." Er konnte jedoch nicht aufhören, von der Bruderschaft zu schwärmen, die ihn mit offenen Armen empfangen hatte und die Saison als bestes College Football Team beendete. "Liebe ist der größte Motivator der Welt. "Es ist großartig, ein Teil davon zu sein."

Schlüter - 24.01.2025