In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch deutscher Zeit wird die erste Rangliste des Playoff Selection Committees dieser Saison veröffentlicht, und mit der ersten Veröffentlichung wird im Grunde immer der Endspurt um die Plätze in den Playoffs eingeleitet. Der wird dank der Erweiterung der Playoffs auf zwölf Teilnehmer ab jetzt deutlich spannender als in den zehn Jahren mit nur vier Teilnehmern, weil es jetzt zwangsläufig mehr Spiele mit "Playoff Implications" gibt und mehr Teams, für die es bis zum letzten Spieltag der Regular Season wirklich um etwas geht, nicht nur um die Teilnahme an einem der Bowl-Spiele, deren sportlicher Wert in den letzten Jahren immer fragwürdiger geworden ist und im Schatten der Playoffs weiter abnehmen wird.
Für das Erreichen der Playoffs gibt es für die Teams der Power Four Conferences zwei Wege: als Conference Champion, weil die Champions der Power Four Conferences unabhängig von ihrer Bilanz und ihrer Platzierung in der CFP-Rangliste automatisch für die Playoffs qualifiziert sind, oder ohne Conference-Titel über eine Platzierung unter den besten Zwölf der CFP-Rangliste, beziehungsweise den besten Elf, wenn der ebenfalls automatisch qualifizierte bestplatzierte Champion aus den Group of Five Conferences nicht unter den besten Zwölf landet. Theoretisch können sich auch aus den Group of Five Conferences Teams ohne Conference-Titel, oder auch weitere Conference Champions, für die Playoffs qualifizieren, allerdings dürften solche Teams in der CFP-Rangliste wegen ihrer leichteren absolvierten Programme im Vergleich zu den Power-Four-Teams nicht weit genug nach vorn kommen, weil es im Normalfall zu viele bessere Teams aus den Power Four Conferences geben wird.
Im Moment sieht es so aus, dass man sich, auch wenn es im ersten Jahr der erweiterten Playoffs noch keine Vergleichswerte gibt, maximal zwei Niederlagen in der Regular Season leisten darf, wenn man eine realistische Chance auf das Erreichen der Playoffs haben will. Aktuell gibt es noch 35 Teams mit maximal zwei Niederlagen in der Bilanz - 22 in den Power Four Conferences, elf in den Group of Five Conferences plus dem "echten" Independent Notre Dame und dem De-Facto-Independent Washington State - und unter denen weisen elf erst eine Niederlage auf, und fünf Teams (Oregon, Miami, Indiana, BYU und Army) sind noch ungeschlagen. Diese 16 zuletzt genannten Teams haben die besten Chancen auf das Erreichen der Playoffs. Die Zahlen werden sich an den letzten vier Spieltagen vor den Conference Championship Games natürlich noch verändern, allein schon, weil es zu einer Reihe von direkten Duellen dieser 35 Teams kommt. Es zeichnet sich aber doch ab, dass es nicht für alle Teams mit maximal zwei Niederlagen in der Bilanz für den Einzug in die Playoffs reichen wird. Nachfolgend ein Blick auf die Playoff-Szenarien der Power Four Conferences:
Oregon und Indiana kontrollieren ihr Schicksal
In der Big Ten Conference ist der Kampf um die Plätze im Conference Championship Game aktuell recht übersichtlich. Oregon und Indiana sind noch ohne Niederlage und können es aus eigener Kraft schaffen, wobei das für Oregon mit Heimspielen gegen Maryland und Washington und einem Auswärtsspiel bei Wisconsin deutlich leichter zu erreichen sein dürfte als für die Hoosiers, die gegen Michigan und Purdue sowie bei Ohio State spielen müssen. Ohio State, das bislang einmal verloren hat, bei Oregon, kann ebenfalls ohne fremde Hilfe ins Conference-Finale einziehen, wenn es seine restlichen Spiele gegen Purdue, Northwestern, Michigan und eben Indiana gewinnt. Penn State braucht neben eigenen Siegen gegen Washington und Maryland sowie bei Purdue und Minnesota einiges an Hilfe, einschließlich zumindest einer weiteren Conference-Niederlage von Ohio State. Für Drei der Vier (Oregon, Ohio State und Penn State) gilt: So lange sie nicht mehr als zwei Spiele verlieren, sollte ihnen ein Platz in den Playoffs sicher sein. Indiana sollte möglichst nur einmal verlieren, weil es bei zwei Niederlagen wegen des vergleichsweise leichten absolvierten Programms in der Rangliste wahrscheinlich zu weit zurückfallen würde.
Noch viele Optionen in der SEC
In der SEC sind sowohl was den Einzug ins Conference Championship Game betrifft als auch im Rennen um das Erreichen der Playoffs noch so viele Konstellationen möglich, dass man die an dieser Stelle gar nicht alle im Detail durchgehen kann. Das einzige Team, das Beides aus eigener Kraft hätte erreichen können, Texas A & M, hat diese Option mit der Niederlage bei South Carolina aus der Hand gegeben. Es gibt aktuell fünf Teams mit einer Conference-Niederlage (Georgia, Texas, Tennessee, Texas A & M und LSU), und vier weitere mit zweien (Alabama, Mississippi, Missouri und Vanderbilt). Die können theoretisch alle noch ins SEC Championship Game einziehen, und acht von diesen neun Teams kommen, weil sie maximal zwei Niederlagen insgesamt aufweisen, auch noch für die Playoffs in Frage. Die einfache Formel, alle restlichen Spiele gewinnen und dann ist man sicher dabei, gilt mit Blick auf das Erreichen der Playoffs nur für die drei Teams, die bislang nur einmal verloren haben: Georgia, Texas und Tennessee. Im Kampf um den Einzug ins SEC Championship Game hätten aber selbst die keine Sicherheit, weil dann immer noch ein Gleichstand von drei Teams mit gleicher Conference-Bilanz möglich wäre, und dann müsste ein kompliziertes Tie-Breaker-Prozedere über die Teilnahme am SEC-Finale entscheiden. Natürlich wird das Bild in den kommenden Wochen von Spieltag zu Spieltag immer klarer, weil es noch zu einigen Duellen der für beide Ziele in Frage kommenden Mannschaften kommt. Georgia spielt noch bei Mississippi und gegen Tennessee, Texas gegen Texas A & M, Tennessee außer gegen Georgia noch bei Vanderbilt. Alabama und LSU spielen auch noch gegeneinander und LSU darüber hinaus gegen den Alabama-Bezwinger Vanderbilt.
BYU fast am Ziel
In der Big Twelve Conference ist BYU auf Kurs Richtung Conference Championship. In den Saisonprognosen eher im unteren Drittel der Tabelle gesehen, sind die Cougars vor den letzten Spielen das "Team to beat", und das liegt auch daran, dass die meisten der als Conference-Champion-Kandidaten gehandelten Teams enttäuschten und teilweise regelrecht abstürzten. Gegen zwei dieser Enttäuschten, Utah (aktuelle Bilanz 4-4) und Kansas (2-6), spielt man an den kommenden beiden Spieltagen. Dann folgt das potenziell schwerste Spiel im Restprogramm bei Arizona State (6-2), das selbst noch um den Einzug ins Conference Championship Game mitspielt, und abschließend ein Heimspiel gegen Houston (4-5). Gewinnen die Cougars alle vier Partien, sind sie natürlich im Conference-Finale, und selbst, wenn man dieses dann verlieren würde, könnte die daraus folgende 12-1-Bilanz für eine Playoff-Teilnahme. Das klingt aber komfortabler als es ist. Das Lokalderby bei Utah ist trotz dessen enttäuschendem Auftritt bisher kein Selbstläufer, und eine Niederlage bei Arizona State wäre auch keine große Überraschung. Würde man tatsächlich zweimal verlieren, könnten die beiden mit je einer Conference-Niederlage belasteten, hinter BYU platzierten Teams, Iowa State und Colorado, alle Spiele gewinnen, könnten Beide an BYU noch vorbeiziehen. Selbst eine Niederlage aus den letzten Spielen könnte den Cougars gefährlich werden. Dann wäre ein Dreier-Gleichstand mit Iowa State und Colorado möglich, und weil die drei gegeneinander nicht gespielt haben, hinge man über die weiteren Tie-Breaker-Schritte von den Ergebnissen der anderen ab. Allerdings: Iowa State und Colorado haben noch fünf mit zwei Conference-Niederlagen belastete Verfolger im Nacken, angeführt von Kansas State und Texas Tech, so dass es wahrscheinlicher ist, dass sich die sieben Endspielkandidaten hinter BYU untereinander noch so viele Niederlagen beifügen werden, dass sich BYU letztlich selbst im Falle einer Niederlage in den letzten vier Partien sicher für das Conference-Finale qualifizieren wird.
Miami und SMU in der "Pole Position"
In der ACC ist die Lage ähnlich übersichtlich wie in der Big Ten. Zwei Teams, Miami und der ACC-Neuling SMU, sind noch ohne Conference-Niederlage und können nach Clemsons Heimniederlage gegen Louisville (21:33) und SMUs klarem Sieg gegen Pittsbrgh (48:25) aus eigener Kraft ins Conference Championship Game einziehen. Angesichts der restlichen Gegner - Georgia Tech, Wake Forest und Syracuse bei Miami sowie Boston College, Virginia und California bei SMU - ist das das wahrscheinlichste Szenario. Clemson und Pittsburgh (je eine Conference-Niederlage) brauchen noch je eine Niederlage dieser Beiden, um nochmal für Spannung an der Spitze zu sorgen. Für alle Vier geht es zugleich noch um die Chancen auf das Erreichen der Playoffs. Clemson und Pittsburgh müssen sich eher darauf konzentrieren, zumal sie am 16. November noch gegeneinander spielen und nur der Sieger dieses Duells im Rennen bleiben würde.
Group of Five: Boise State oder Army?
Die größte Chance darauf, als bester Champion einer der Group of Five Conferences in die Playoffs einzuziehen, hat Boise State aus der Mountain West Conference. Die Broncos haben bislang nur einmal verloren, im September mit 34:37 bei Oregon, und in ihren letzten vier Partien gegen Nevada, San Jose State, Wyoming und Oregon State werden sie klarer Favorit sein. Der Einzug ins Conference-Finale sollte also reine Formsache sein. Wer dort der Gegner sein würde, ist noch offen. Wahrscheinlich wird es UNLV sein, gegen das man im Oktober schon einmal gespielt und gewonnen hat (29:24). Sollte Boise State eine zweite Niederlage kassieren könnte der Champion der American Athletic Conference als bester Group of Five Champion die Playoffs erreichen. Erster Kandidat ist dort das noch ungeschlagene Army. Ganz ungeschlagen bleiben wird Army gewiss nicht, weil man am 24. November noch gegen Notre Dame spielt, aber mit Siegen gegen North Texas, UTSA und Navy kann man aus eigener Kraft das AAC-Finale erreichen. Allerdings ist die Konstellation in der AAC völlig ga-ga. Eigentlich beendet Army die Regular Season erst am 14. Dezember mit dem Milität-Derby gegen Navy. Das AAC-Finale findet aber schon am 7. Dezember statt, und das Ergebnis des Army-Navy-Spiels könnte überhaupt erst darüber entscheiden, wer im AAC-Finale spielt. Man darf gespannt sein, wie man das Problem löst. Aus eigener Kraft ins AAC Championship Game einziehen kann auch Tulane (noch ohne Conference-Niederlage) mit Siegen gegen Temple, Navy und Memphis. In dem Fall wäre das eben genannte Problem in sofern gelöst, als dann Navy aus dem Rennen wäre und Army und Tulane wahrscheinlich das AAC-Finale bestreiten würden.
Hoch - 05.11.2024
Oregon gehört zu den Teams, die im Rennen um die Playoff-Plätze ihr Schicksal selbst in der Hand haben. (© Getty Images)
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