Rekordverdächtiges Lächeln

Bei der Pressekonferenz nach dem 32:16 der Jacksonville Jaguars (2-5) gegen die New England Patriots (1-6) drehte sich fast alles um zwei der Spieler, die maßgeblichen Anteil am Erfolg hatten und beide im letzten Jahr gedrafted worden waren: Running Back Tank Bigsby und Wide Receiver / Returner Parker Washington waren auch selbst für Fragen im Presseraum, wobei ihr Auftreten kaum unterschiedlicher hätte sein können.

Running Back Bigsby, Drittrundenpick 2023, erschrak erst einmal beim Anblick der für ihn anscheinend ungewohnten Menge der versammelten (europäischen) Pressevertreter. Er akklimatisierte sich jedoch schnell, was womöglich auch an Komplimenten für seine außergewöhnlichen Schuhe (ein Spezialmodel von Nike für fast 2.000 Euro) und für seine Mütze lag.

Aufgefallen war er aber vor allem für seine 118 Rush Yards und zwei Touchdowns.

"Ich wollte einfach bereit sein, wenn meine Gelegenheit kommt. Als die kam, habe ich die voll ausgenutzt." Sollte Starter Travis Etienne nach seiner Verletzung, die er sich vorige Woche zugezogen hatte, zurückkehren, werde "der Coach uns für unterschiedliche Situationen einsetzen." Head Coach Pederson hatte direkt vorher schon angedeutet, dass er die Philosophie verfolgt, dass man seinen Job nicht durch eine Verletzung verliert – egal, wie gut der Backup dann spielt.

Dass man mit dem Rücken zur Wand gestanden habe, gestand auch der Running Back zu: "Es ist eine Zeit der Widrigkeit [adversity]. Aber solche Widrigkeiten zeigen den wirklichen Charakter. Wir machen da einfach weiter!"

Sprachs und war erleichtert, wieder aus dem Rampenlicht treten zu dürfen. Wesentlich gelöster kam Wide Receiver und Punt Returner Parker Washington auf die Bühne. Mit einem breiten Lächeln nahm er die Komplimente für "den längsten Punt Return der 31-jährigen Franchise Geschichte" entgegen.

"Es ist verrückt. Die ganze Woche haben meine Mannschaftskameraden gesagt: Du wirst einen kriegen! Du wirst scoren. Warte nur ab! Es war so ein spezieller Moment. Sogar vor dem Spiel, als ich noch ein bisschen was von [Ex-Eagles Wide Receiver] DeSean Jackson – er ist einer meiner Lieblingsspieler – gesehen habe, hat mich das inspiriert.

Ich habe die Möglichkeit gesehen und das meiste daraus gemacht."

Dass ihn Patriots Punter Baringer hatte tacklen wollen, habe ihn nicht weiter gestört: "Das war das erste Mal überhaupt, dass ich so nah dran war – am Snapper oder sogar am Punter. Meine Einstellung war, dass ich einfach durchlaufen werde – sie wollen mich ja edoch eigentlich gar nicht tacklen. In dem Moment habe ich einfach auf meine Geschwindigkeit vertraut und wenn er mich tackelt, versuche ich einfach durch oder um ihn herum zu laufen."

Auch seinen Jubel danach hatte er schon vorgeplant: "Ich war mit meiner Familie gestern Abend aus und habe gesagt: Das werde ich machen. Es war so speziell, das zu schaffen und es quasi in die Realität zu sprechen."

In England habe es ihm sehr gefallen: "Das ist schon besonders. Auch, dass wir die letzten neun oder zehn Tage hier waren. An unserem freien Tag war ich Golfen. Wer hätte jemals gedacht, dass ich auf der anderen Seite des Teichs einmal golfen würde? Das ist so surreal und ich sauge das komplett in mich auf."

Trotzdem würde er seinen Dad vermissen – im Gegensatz zu seiner Mutter, die mit dabei war. Sie hatte den Trip zuvor lange geplant. "So lange wir hier mit den Jaguars spielen, wird sie auch kommen. Alleine ihr Lächeln zu sehen, dass sie hierher kommen konnte, lässt mich auch lächeln."

Und mit einem breiten Lächeln verließ der sympathische Punt Returner die Bühne auch wieder.



Carsten Keller - 21.10.2024

Parker Washington und Tank Bigsby bei ihrer Pressekonferenz (© Carsten Keller)