Raiders entführen Sieg
Stuttgart Surge (9-1) hat die Vorentscheidung um den Sieg der Central Conference gegen die bis dato zweitplatzierten Raiders Tirol (7-3) mit im gut gefüllten Gazi Stadion auf der Waldau mit einer 42:45 Heimniederlage verpasst. Lange Zeit kontrollierte Surge das Spiel, konnte sich jedoch nie entscheidend von den Österreichern absetzen, die weiter im Playoffrennen bleiben.
Die Stuttgarter eröffneten die Partie sofort mit einem herausragenden Play: Yannick Mayr, neben Wide Receiver und auch in dieser Partie Backup Quarterback, fing kurz vor seiner Endzone den Eröffnungs-Kickoff und returnierte ihn entlang der rechten Seitenlinie bis in die Endzone der Innsbrucker Gäste zum frühen 7:0. Ein Start nach Maß für die Surge.
Nach einem kurzen Drive der Österreicher durfte Quarterback Reilly Hennessey mit der Offense aufs Feld, allerdings dauerte auch das nur kurz: Zunächst kassierte Hennessey, der in der Vorwoche mit einer Schulterverletzung bereits im zweiten Viertel vom Feld gemusst hatte, einen Sack. Zwei Spielzüge später versuchte er einen weiten Pass durch die Mitte, der allerdings von Defensive Back Vincent Müller abgefangen und bis kurz vor die Endzone getragen wurde. Einen Lauf von Running Back Lukas Haslwanter später stand es 7:7 nach gerade einmal drei Minuten.
Und es wurde nicht besser für die Surge: Auch im nächsten Drive versuchte Hennessey einen Pass in Richtung Damar Hamlin, der sich jedoch von drei Verteidigern umringt sah. Linebacker Franz Korger schnappe sich den Pass und bescherte seinem Team Ballbesitz an der 23 Yard-Linie der Schwaben.
Diesmal gab es jedoch keinen Touchdown, sondern lediglich einen Field Goal-Versuch von Kicker Darragh Leader aus 44 Yards, den dieser zum 7:10 sicher zwischen den Stangen unterbringen konnte.
Die Stuttgarter schickten jetzt mehrmals Running Back Nicolas Khandar auf die Reise, der sie bis tief in die Hälfte der Gäste bringen konnte. Ein vermeintliches Fumble am Ende wurde nach Ansicht der Videobilder korrigiert.
Die Stuttgarter schlugen prompt Kapital aus diesem Drive, als Hennessey mit einem schönen Pass an die rechte Seitenlinie seinen Wide Receiver Jan Pietsch im 1:1 bediente und der auf 14:10 stellen konnte.
Mittlerweile waren die Stuttgarter deutlich besser im Spiel und auch Hennessey wirkte sicherer. Allerdings war er es kurz vor Ende des Auftaktviertels, der bei einem versuchen Quarterback Sneak an der Endzone den Ball fumbelte, den die Gäste für einen Touchback sichern konnten.
Die nächsten Punkte erzielten trotzdem die Stuttgarter – und sogar Hennessey: Er lief kraftvoll über rechts und trotz zwei einschlagender Gegenspieler selbst die letzten acht Yards in die Endzone zum 21:10. Angeschlagen wirkte er hierbei nicht.
Die Stuttgarter Defense kontrollierte ihr Gegenüber, die Offense und vor allem auch die Special Teams setzten immer wieder Akzente. Yannick Mayr nutzte einen kurzen Platz und Vorblocker für einen 84 Yards-Sprint fast erneut in die gegnerische Endzone, konnte jedoch direkt vor der Endzone getackelt werden. Die letzten Zentimeter klappten dann per Quarterback Sneak von Hennessey, der sich durch seine Offensive Line zum 28:10 nach vorne schob.
Als die Raiders doch einmal wieder bis in die Hälfte der Stuttgarter kamen, stoppte die Surge Defense alle vier Versuche, darunter zuletzt zwei Run Plays, bei denen nur jeweils wenige Zentimeter zum neuen First Down gefehlt hätten. Ein verdientes Turnover on Downs war die Folge.
Kurz vor der Pause gelang den Gästen dann doch noch ein Touchdown – nach zwei weiten Pässen zu Neuzugang Cinque Sweeting, der auf 28:18 verkürzen konnte, weil auch die Two Point-Conversion mit einem Pass auf die rechte Seite der Endzone klappte.
Spannend wurde es trotzdem in der letzten Minute noch einmal, weil Hennessey den Ball zu lange hielt und der Quarterback bei einem Tackle bereits zum dritten Mal in der Hälfte den Ball fumbelte. Mehr als ein Field Goal zum 28:21 Pausenstand sprang jedoch nicht mehr heraus für die Tiroler.
Allerdings scorten sie dann binnen einer Minute nach Wiederanpfiff: Running Back Lukas Haslwanter wurde von der Stuttgarter Passverteidigung übersehen und konnte fast unbedrängt über links in die Endzone zum 28:28 einlaufen.
Stuttgart antwortete schnell, wenn auch nicht ohne Drama: Eine Schubserei wurde nur gegen die Surge gewertet, allerdings "rächte" sich die Offense sofort mit einem Touchdown-Pass von Hennessey auf Wide Receiver Jan Pietsch.
Spannend blieb es trotzdem, weil die Defense der Stuttgarter im Anschluss (nur) einen Field Goal-Versuch erzwang, der zunächst auch erfolgreich durch die Stangen segelte. Allerdings brachte eine Strafe wegen illegaler Formation den Gästen ein neues First Down und durch einen Lauf von Quarterback Perry stand es plötzlich doch unentschieden 35:35.
Immer wieder kam es jetzt zu Nicklichkeiten, die das maximal durchschnittliche Schiedsrichtergespann nur ansatzweise unter Kontrolle bekam.
Ein zwischenzeitliches 35:38 durch ein Field Goal konterte die Surge sieben Minuten vor Schluss durch einen Touchdown-Pass auf Darrel Stewart Jr., der zuvor von den Gästen ziemlich gut kontrolliert worden war.
Den Gästen blieben vier Minuten, um noch einmal vorbeizuziehen. Mit einem weiten Pass zu Wide Receiver Philipp Haun kamen sie in die Hälfte der Stuttgarter; erneut war es da Haun, der an der linken Seitenlinie einen 4. & 9 in ein neues First Down umwandeln konnte. Tight End Richard Weber fing 43 Sekunden vor Schluss sträflich frei in der Mitte der Endzone den Pass zum 42:45.
Stuttgart schickte Allzweckwaffe Yannick Mayr mit einem weiten Pass bis in die Hälfte der Tiroler, anschließend wurde Darrel Stewart zweimal – wohl regelwidrig – kurz vor der Endzone bei Catches gestoppt. Beim ersten Mal blieb die Flagge der Schiedsrichter in der Tasche, beim zweiten Mal wurde ein Holding gegengerechnet.
Coach Neuman schickte Kicker Lenny Krieg für ein potenziell 55-Yard-Field-Goal und den möglichen Ausgleich auf den Platz. Krieg verzog, aber ein Timeout der Gäste brachte ihm einen neuen Versuch. Der Kick wurde jedoch geblockt und so entführten die Tiroler – keineswegs unverdient - den Sieg von der Waldau.
Stuttgart Surge mit der ersten Niederlage seit dem Finale in Duisburg vor knapp einem Jahr. Damit sind nur noch die Vienna Vikings ohne Niederlage in der ELF.
Kommende Woche empfangen die Raiders Tirol zu Hause die Milano Seamen; Kickoff ist am Samstag um 18 Uhr; die Surge läuft am Sonntag erneut im Gazi Stadion auf der Waldau auf, wenn man die Barcelona Dragons empfängt. Kickoff ist hier um 13 Uhr.
Carsten Keller - 11.08.2024
Die Raiders Tirol holten sich kurz vor Ende der Partie den Sieg bei Stuttgart Surge (© Carsten Keller)
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