Steelers wollen sich gegen Browns rehabilitieren
Die Ausgangsposition könnte nicht unterschiedlicher sein. Am zweiten Spieltag empfangen die Pittsburgh Steelers, nach der heftigen Klatsche gegen die 49ers am ersten Spieltag, nun die euphorisierten Cleveland Browns. Die Fans der Browns überschlagen sich derzeit mit Super Bowl-Vorhersagen für ihr Team, angesichts der guten Vorstellung gegen die Bengals verständlich, wenn auch vielleicht noch ein verfrüht. Aber die Buchmacher sehen ebenfalls die Browns als klaren Favoriten, obwohl die Partie in Pittsburgh stattfindet.
Die Steelers ihrerseits möchten auf gar keinen Fall mit zwei Niederlagen in die Saison starten. Rein theoretisch sind zwei solche desolaten Vorstellungen in Folge auch eher unwahrscheinlich. Und ob die Defense der Browns diese Glanzleistung noch einmal so wiederholen kann, ist auch alles andere als sicher. Vermutlich sind die Steelers nicht so schlecht wie am ersten Spieltag gezeigt und die Browns nicht so gut. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.
Dennoch haben die Steelers mit massiven Problemen zu kämpfen. Kaum ein Spieler erreichte gegen die 49ers seine Normalform. Die Offense wirkte komplett überfordert gegen die, zugegebener Maßen, grandios aufspielende Defense der 49ers. Letztendlich kann man anhand der taktischen Analyse auch gar nicht sagen, was die Steelers mit ihrer Offense überhaupt vorhatten. Als sie ihren ersten First Down erkämpfen, war das Spiel beim Stand von 0:20 schon entschieden. Der Rest des Spiels war eine verzweifelte und vergebliche Aufholjagd.
Gegen die Browns startet man nun zumindest taktisch wieder bei Null. Dennoch kommt die Verletzung von WR Diontae Johnson (Wadenzerrung) zur Unzeit. Seinen Ausfall können die Steelers nicht adäquat kompensieren. Auch muss sich QB Kenny Pickett deutlich steigern, wollen die Steelers eine Chance haben. Er zeigte das schlechteste Spiel seiner noch kurzen Laufbahn. Und auch wenn sich die Fans wieder auf Offensive Coordinator Matt Canada als Schuldigen eingeschossen haben, kann man nicht bestreiten, dass Pickett frei stehende Receiver gleich im Dutzend übersehen hatte.
Vermutlich werden die Steelers es mit RB Najee Harris und Jaylen Warren als Hauptoption versuchen und zwischendurch sichere Pässe für Pickett einbauen, um diesem Selbstvertrauen zu geben. Dumm nur, dass die Defense der Browns und hier vor allem die Defensive Line am ersten Spieltag eine ähnlich gute Vorstellung wie die 49ers abgeliefert hat. Stoppen sie das Laufspiel der Steelers frühzeitig, ruht die gesamte Offense wieder auf den Schultern von Kenny Pickett. Keine gute Aussicht. Die Offensive Line und die Running Backs der Steelers müssen liefern, will man eine Chance haben.
Nicht ganz so schlimm, aber auch weit von ihrer besten Form präsentierte sich die Defense der Steelers. Das Defensive Backfield mit den Cornerbacks Levi Wallace und Patrick Peterson zeigte eine völlig inakzeptable Leistung. Zum Glück sind die Receiver der Browns nicht annähernd so talentiert wie die der 49ers, aber vielleicht immer noch eine Nummer zu groß. Aber auch Browns-QB Deshaun Watson war nach wie vor weit von seiner Bestleistung entfernt. Diese Partie wird Aufschluss darüber geben, ob dies nur am widrigen Wetter lag oder vielleicht doch ein größeres Problem vorliegt.
Eine sichere Bank ist jedoch RB Nick Chubb und die Offensive Line der Browns. Aber auch dort hat das Verletzungspech zugeschlagen. Für RT Jack Conklin, dessen Saison wegen eines Bänderrisses im Knie bereits beendet ist, wird Dawand Jones übernehmen. Die Steelers könnten versucht sein, LB T.J. Watt auf ihn anzusetzen. Fehlen wird den Steelers aber DT/DE Cameron Heyward. Der wohl wichtigste Linespieler muss sich einer Leisten-OP unterziehen und wird ca. acht Wochen ausfallen.
Wir rechnen damit, dass beide Abwehrreihen die Partie bestimmen werden. Mit einem Punktefeuerwerk sollte niemand rechnen. Dies wird einer dieser mühsamen und "schmutzigen" Siege werden. Ein Turnover hier oder ein Punt Return da, können diese Partie entscheiden. Für uns ist diese Partie komplett offen. Das körperlich dominierende Team wird gewinnen.
Klar ist aber auch, dass bei den Steelers so bald keine Ruhe einkehren wird, sollte auch dieses Heimspiel verloren gehen. Bei den Browns dürfte ein weiterer Erfolg die Euphorie noch weiter anfachen. Im umgekehrten Fall tritt bei beiden Teams wieder ein wenig Normalität ein.
Korber - 15.09.2023
Er ist nur einer der Spieler, die sich deutlich steigern müssen: Kenny Pickett (© Getty Images)
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