Der etwas andere Quarterback

Wirklich außergewöhnliche Spieler erkennt man für gewöhnlich daran, dass sie wirklich außergewöhnliche Dinge tun. Manchmal können sie sich aber ganz im Gegenteil auch erlauben: Nämlich die ganz gewöhnlichen Dinge einmal nicht zu tun. So hat es Denard Robinson am Wochenende im Spiel seiner Michigan Wolverines gegen die San Diego State Aztecs getan. Robinson ist bekanntermaßen Quarterback. Und als solcher ist es seine primäre Aufgabe den Ball zu verteilen – zu seinen Receivern oder eben zu seinen Running Backs. Wirklich erfolgreich war er dabei beim 28:7 Sieg für UM aber nicht. Gerade einmal 93 Yards brachte er durch die Luft zustande. Von seinen 17 Pässen kamen acht bei seinen Mitspielern, aber auch zwei beim Gegner an. Einen Touchdown blieb er den Fans in Ann Arbor schuldig.

Was für gewöhnlich ein verpatzter Auftritt für einen Quarterback gewesen wäre, war für Denard Robinson allerdings eine Galavorstellung. Denn Robinson, sonst als Dual-Thread-Spielmacher bekannt, war an diesem Tag nur auf einem Wege eine Bedrohung: Und zwar mit seinen eigenen Beinen. 200 Yards erlief er so. Und noch viel wichtiger: Mit seinen drei Touchdowns brachte er sein Team in der ersten Halbzeit mit 21:0 in Führung. Damit setzte er eine wichtige Vorgabe von Coach Brady Hoke um, der auf keinen Fall wieder in Rückstand geraten wollte. Denn auch wenn die Wolverines bisher noch keine Niederlage hinnehmen mussten, erwischten sie gegen Western Michigan, Notre Dame und Eastern Michigan nie den gewünschten Start.

Dass ihm sein Quarterback den Wunsch nach einer frühen Führung erfüllte, war für Hoke aber nur das i-Tüpfelchen auf einen besonderen Tag. Denn in der vergangenen Saison stand der 52-Jährige noch bei San Diego State an der Seitenlinie. So nutzen die Aztecs dann auch Bilder von Hoke und seinen ehemaligen Assistenten für das Playcalling, um ihrem ehemaligen Trainer Respekt zu zollen. Trotzdem reichte es nicht zum Sieg und Hoke ist somit der dritte Michigan-Übungsleiter, der es schafft das Team zu besiegen, dass er noch im Vorjahr gecoacht hat. Sein Nachfolger Rocky Long gab zu Protokoll: „Brady wird mit Michigan die National Championship gewinnen. Ich weiß zwar nicht wann, aber ich weiß, dass es passieren wird.“

Damit es passiert, muss allerdings Denard Robinson noch dringend an seinem Passspiel arbeiten. Drei Wochen in Folge gelang es ihm nun nicht zumindest die Hälfte seiner Pässe an dem Mann zu bringen. Der 4-0 Start in die Saison lenkt zwar von den Problemen ab, doch ein Blick in die jüngste Vergangenheit offenbart, dass noch nichts gewonnen ist. Auch in der vergangenen Saison standen die Wolverines nach den ersten vier Spielen perfekt da. Am Ende reichte es zu einer 6-6 Bilanz. Von einer Teilnahme im National Championship Game zu träumen, sollten man sich in Ann Arbor also noch verkneifen. Selbst das Finale der Big Ten ist noch längst kein Selbstläufer. Und apropos laufen: In seiner Junior-Saison sollte sich Denard Robinson auch schon Gedanken über sein Abschneiden im NFL-Draft machen. Eine stärkere Passorientierung dürfte ihm auch da behilflich sein.

Garn - 26.09.2011

Denard Robinson (© Getty Images)