Wut auf allen Seiten

Bill O‘BrienDie Houston Texans verlieren ihr viertes Spiel mit 16:10 gegen die Carolina Panthers. Sie waren nach dem Spiel nicht nur geknickt, sie haben noch eine Schippe drauf gelegt, sie waren nahezu wütend über ihre eigene Leistung. Nicht nur das, auch bei den Experten und bei den Zuschauen reißt langsam der Geduldsfaden.

Schon kurz nach dem Spiel fingen die ersten Kommentare an: "Our organisation is a joke! I feel bad for Watson, Hopkins and JJ Watt wasting their careers with these Clowns." Harte Worte, doch ein Fünkchen Wahrheit ist darin schon zu finden. Head Coach Bill O‘Brien hat sich wahrscheinlich selbst gefragt, welches schlechte Drehbuch gerade zu sehen ist, etwas daran hindern konnte er mit seinem Playcalling nicht. So tanzten die Marionetten auf dem Feld einen einsamen Tanz und viele konnten darüber nur den Kopf schütteln.

Dabei begann das Spiel ganz auf Augenhöhe, beide Teams standen sich im ersten Quarter ausgeglichen gegenüber. Schon vor dem Spiel hatte viele Zuschauer den Texans einen Sieg gegen die Carolina Panthers prophezeit, kamen sie doch ohne ihre Wunderwaffe Cam Newton, der aufgrund seiner Verletzung nicht am Spiel teilnehmen konnte. Die Defense der Texans setzte schon im ersten Drive ihre "Marke", Brennan Scarletts Strip Sack konnte von Benardrick McKinney gesichert werden. Jedoch konnte der Drive nicht erfolgreich beendet werden. Kurz danach gab es auch schon den nächsten Dämpfer, indem die Panthers aus 48 Yard ihr Field Goal schossen, um damit 3:0 in Führung zu gehen. "Focus on your Special Teams", ein Satz den Experten gerne im Schlaf herunterbeten. Diese positive Schwingungen kamen jedoch beim ersten Kick des Tages bei Kicker Ka’imi Fairbairn nicht an. Er verschoss das Field Goal aus 52 Yards Entfernung. Eine traurige Bilanz, die sich später durchaus noch gerächt hat. Immerhin konnte er es im ersten Quarter mit seinem "zweiten" Field Goal wieder gutmachen und zum 3:3 ausgleichen.

Im zweiten Quarter angekommen, verletzte sich Kenny Stills, der bis dato mit zwei Catches für 24 Yards bereits eine gute Leistung gezeigt hatte. Seine Verletzung an der Kniessehne brachte ihn jedoch nicht mehr zurück aufs Feld. Erneut machte dafür die Defense ihre Arbeit, indem Whitney Mercilus seinen fünften Sack und vierten Forced Fumble produzierte und den Quarterback nahezu an die Verzweiflung brachte. Jenes Glück schwand schnell, denn im nächsten Drive verloren die Texans den Ball durch ein Turnover. Carolinas Safety Ross Cockrell war dabei in seiner Reaktion wie auch in seinem darauffolgenden Laufweg sehr schnell dabei. Diese positive Ausgangslage generierte einen erfolgreichen 3 Yard Touchdown Lauf durch Running Back Christian McCaffrey und brachte die Carolina Panthers somit in 10:3 Führung.

In der Halbzeit lehnte sich wohl ein Familienvater gekonnt zurück und dachte sich: "Einer meiner Söhne wird heute so oder so glücklich nachhause gehen. Den anderen werde ich beim nächsten Zusammentreffen sicherlich trösten müssen." Die Sprache ist von Familienvater Reid, dessen Sohn Eric als Safety bei den Carolina Panthers spielt, sein jüngerer Sohn Justin Quintin Reid agiert auf derselben Position bei den Houston Texans. Beide hatten nach dem Spiel auch brüderlich ihre Jerseys ausgetauscht und waren sich sicher: "Über dieses Spiel werden wir noch eine Weile erzählen."

Nach der Halbzeit konnten die Texans erneut mit ihrer Defense ein Zeichen setzen. JJ Watt forcierte einen Strip Sack und konnte ihn an der 18 Yard Linie der Panthers sichern. Stück für Stück konnten sie sich nach vorne arbeiten. Gerade Running Back Carlos Hyde hatte daran einen großen Anteil, um den letztendlichen Touchdown Deshaun Watson zu überlassen. Der Ausgleich brachte die Texans zurück ins Spiel und genug Zeit war demnach vorhanden, genau jetzt, das Spiel zu wenden. Doch es wollte nicht gelingen und Head Coach Bill O’Brien brachte es passend auf den Punkt: "I think we moved the ball a little bit, but we never did. We never got a rhythm." Recht hatte er. Denn das ganze Spiel über, wollte heute alles nicht wirklich gelingen. Kaum gab es eine gute Aktion, erfolgte danach ein Rückschlag. Denn im vierten Quarter angekommen, sicherten sich die Panthers sofort weitere drei Punkte durch ein Field Goal. Nicht nur das, rabenschwarze Seiten gab es auch für Deshaun Watson. Durch zu viel Druck auf der Offensive Line eskalierte es erneut und er fumbelte den Ball, eine erneut gute Ausgangslage die die Panthers ausnutzten, um nochmals ein erfolgreiches Field Goal draufzulegen. Bis dahin, war aber JJ Watt knallrot angelaufen und ihm ging eine Situation wohl nicht mehr aus dem Kopf. Einige Minuten zuvor hatte er den Quarterback Neuling der Panthers stark attackiert und hatte ihn bereits fast am Boden. "Fast" - denn dieser schlängelte sich wie eine Schlange heraus, nahm die Füße in die Hand und brachte auch noch einen erfolgreichen Pass an den Mann. Kopfschütteln bei JJ Watt und eine wütende Reaktion auf sich selbst, waren die Folge.

Die letzten Sekunden bäumten sich die Texans nochmal mit aller Kraft auf, doch vergebens, auch die Hail Mary zum Schluss wollte nicht gelingen. Was blieb waren wütende Spieler, ein schockierter Trainer und nahezu "dauermotzende" Fans. Die harten Spielfakten sagen: Watson hat 21 von 33 Pässen erfolgreich an den Mann gebracht, um 160 Yards auf das Papier zu bringen. Des Weiteren hatte er drei Carries für 12 Yards und einen Touchdown. Die Running Backs brachten es gemeinsam auf 114 Yards Rushing und DeAndre Hopkins führte die Receiver mit 5 Catches und 41 Yards an. Ebenfalls brachte es die Defense auf beachtliche Leistungen, wie zum Beispiel 10 Tackles von Justin Reid, 9 davon alleine umgesetzt. Statistisch gesehen keine schlechte Zahlen, aber genug Patzer waren einfach ebenso vorhanden. Gerade in knappen Spielen fallen diese kleinen Fehler noch mehr auf. Jede vermeintliche Strafe die zu Yardverlust führt, schmerzt doppelt und ist unnötig wie zum Beispiel die Facemask oder der Chop Block. Nicht genannt wurden zum Beispiel auch die zwei nichtgefangene Pässe zwischen Watson und Hopkins und die immense Chance, die dahinter stand. Nicht zu vergessen ist das verschossene Field Goal zu Beginn, auch wenn es letztendlich nur den Punktestand "geschönt" hätte.

Somit ist allen Beteiligten zu raten: Ruhe bewahren, tief durchatmen und das Spiel sehr schnell vergessen. Ab jetzt zählt nur noch eins, die Texans müssen sehr hart an sich arbeiten. Vor allem in einer Sache müssen sie in sich gehen, mit Druck und negativer Stimmung lassen sich keine Spiele gewinnen. In Woche 5 werden die Atlanta Falcons erwartet.

Nadia Quast - 30.09.2019

Bill O‘Brien

Bill O‘Brien (© Getty Images)

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