Die Überraschungen reißen’s raus

Von den Ansetzungen her hatte der dritte Spieltag nicht viel zu bieten. Es gab keine Top-25-Duelle, und nahezu alle Teams mit Playoff-Ambitionen hatten es mit Gegnern zu tun, gegen die sie haushoch favorisiert waren. Lahm war der Spieltag aber nicht. Es gab drei Niederlagen von Teams aus den AP Top 25 gegen nicht platzierte Teams, und drei weitere Top-25-Teams konnten eine Niederlage erst kurz vor Spielende verhindern. Das entschädigte allemal, und zum Glück nimmt die Saison ab dem kommenden Spieltag immer mehr an Fahrt auf. Am Samstag stehen gleich drei Top-25-Duelle auf dem Programm. Der "Headliner" ist dabei natürlich die Top-Ten-Partie Georgia (Finalist 2017) gegen Notre Dame (Playoff-Teilnehmer 2018). Auf dem Prüfstand steht außerdem der bislang nicht überzeugende Playoff-Kandidat Michigan beim wiedererstarkten Wisconsin, und Texas A & M darf nach der Niederlage bei Clemson Anfang September nur dann weiter Richtung Spitzengruppe schielen, wenn es Auburn schlägt.

Zugegeben, nicht alle Favoritenstürze des letzten Wochenendes verdienten gleich das Prädikat "spektakulär". Zwei der Top-25-Verlierer und ein weiteres Team, das die Niederlage gerade noch verhindern konnte, kamen aus einer Gruppe von Teams, die erst nach dem letzten Spieltag am unteren Ende in die Top 25 eingestiegen waren und bei denen man argwöhnen durfte, ob ihre Ranglisten-Platzierungen nicht doch überzogen waren. Maryland, nach dem 63:20 gegen Syracuse in der Vorwoche neu in die Top 25 gewählt und schon als die potenzielle positive Überraschung dieser Saison in der Big Ten Conference gehandelt, wurde mit der 17:20-Niederlage bei Temple jäh auf den Boden des Football-Alltags zurückgeholt, und bei USC wurde der aufkommende Optimismus nach dem 45:20 gegen Stanford mit einer 27:30-Niederlage nach Verlängerung bei BYU gleich wieder gebremst. Dass die in der Vorwoche so eindrucksvoll geschlagenen Gegner an diesem Spieltag arg unter die Räder kamen (Syracuse gegen Clemson, Stanford bei Central Florida), verstärkt noch den Eindruck, dass Maryland und USC nicht unbedingt in die Top 25 gehört hätten.

Der dritte Neueinsteiger der letzten Woche, Virginia, machte es besser. Mit einem starken vierten Viertel (21 Punkte) kamen die Cavaliers zu einem 31:24-Sieg gegen Florida State. Der Sieg war verdient, aber angesichs des derzeitigen Zustands der Seminoles auch keine Glanzleistung. Florida State war in der Defensive stabiler als beim knappen Sieg gegen Louisiana-Monroe in der Woche zuvor und ließ in der Offensive das Potenzial der Spieler gelegentlich aufblitzen, war im Angriff aber zu selten in der Lage, gut durchdachte längere Angriffe aufzuziehen, und schadete sich immer wieder mit zum Teil nur noch als sau-blöd zu bezeichnenden Strafen selbst. Aber gut, wenn Virginia am Ende die Coastal Division der ACC gewinnt, was die meisten Fachleut erwarten, dann fragt niemand mehr danach, wie schwer sich das Team in irgendeinem Spiel Mitte September getan hat.

Comeback mit bitterem Beigeschmack

Für die Überraschung des Spieltages hätte um ein Haar Kentucky im Spiel gegen den Ranglisten-Neunten Florida gesorgt. Die Wildcats, die den Gators auch in der letzten Saison eine frühe Niederlage beigebracht hatten, führten nach dem dritten Viertel mit 21:10, verloren letztlich aber mit 21:29. Das Ergebnis war aber selbst bei den siegreichen Gators letztlich fast zweitrangig, denn überschattet wurde die Partie durch eine schwere Verletzung von Floridas QB Feleipe Franks. Floridas Head Coach Dan Mullen sprach später von einer Tragödie. In der Schlussphase des dritten Viertels hatte Florida einen vierten Versuch an Kentuckys 38-Yard-Linie ausgespielt. Dabei versuchte Franks, mit einem eigenen Lauf den fehlenden Yard zum neuen First Down zu holen und zog sich beim Tackle eine schwere Knöchelverletzung zu.

Das Traurige, emotional regelrecht Ekelhafte an der Dramaturgie dieses Spiels war, dass Florida das Spiel ohne Franks’ Verletzung wahrscheinlich verloren hätte und erst das Zusammenrücken des Teams im Angesicht der Katastrophe zur Wende führte. Florida lag zum Zeitpunkt des Ausfalls von Franks mit 10:21 zurück und spielte bis dahin nicht wie ein Top-Ten-Team. Ihre zehn Punkte hatten die Gators gewissermaßen mit Unterstüzung des Gegners erzielt (nach einem Fumble an dessen 31-Yard-Linie und einer Intereception an seiner 21-Yard-Linie) und sich im zweiten Viertel zunächs selbst einen Fumble geleistet, in dessen Anschluss Kentucky den Touchdown zum 14:7 erzielte, und später einen kurzen Field-Goal-Versuch (27 Yards) vergeben. Erst nach dem Ausfall von Franks stemmte sich das Team gegen die drohende Niederlage. "Das war der Moment, als einige Jungs die Initiative ergriffen und gesagt haben, dass es an der Zeit sei, die nötigen Plays zu machen und das Spiel für Feleipe zu gewinnen", sagte WR Josh Hammond, der später selbst noch für ein Highlight dieser Partie sorgte.

Franks-Ersatz Kyle Trask brachte beim nächsten Angriff der Gators seine ersten vier Pässe für 54 Yards an den Mann, und zwei Spielzüge später kamen sie auf 16:21 heran. Und bei ihrem übernächsten Ballbesitz gingen die Gators mit Hilfe eines 30-Yard-Passes von Trask plus einer 15-Yard-Strafe gegen Kentucky in nur vier Spielzügen mit 22:21 in Führung. Ein bisschen Glück hatte Florida zugegebenermaßen aber auch, weil Kentucky im Anschluss an diese Führung 54 Sekunden vor Spielende einen Field-Goal-Versuch aus 35 Yards Entfernung mit einem simplen Fehlschuss vergab. Im dritten Spielzug des folgenden Angriffs setzte Josh Hammond mit einem 76-Yard-Touchdown-Lauf bei einem so genannten "Jet Sweep" den Schlusspunkt. Das Fazit: Sportlich ist der Ausfall von Franks also nicht unbedingt ein Rückschlag und mental eine zusätzliche Motivation. In diese Richtung äußerten sich viele Spieler der Gators später jedenfalls.

Spartans entzaubert - mal wieder

Der größte "Upset" des Spieltages war letztlich Michigan States 7:10-Heimniederlage gegen Arizona State, was in sofern größere Bedeutung hat, als die Spartans als ernstzunehmender Konkurrent von Ohio State, Michigan und Penn State in der East Division der Big Ten Conference galten. Das hat sich mit dieser Pleite erst einmal erledigt, und die Situation ist quasi eine Kopie der letzten Saison, als Michigan State vor der Saison ebenfalls hoch gehandelt wurde, ebenfalls von Arizona State überrascht wurde (nur schon im zweiten Spiel und auswärts) und danach zu einer 7-6-Abschlussbilanz durch die Saison taumelte. Das Problem der Spartans ist, dass sie seit Jahren eine Top-Defense besitzen, die selbst starke Offenses wie die von Ohio State an die Kette legen kann, aber im Angriff von Jahr zu schlechter werden (letzte Saison 117. in Total Offense). Immerhin, der Angriff holte in diesem Spiel 60 Yards mehr als im Durchschnitt der letzten Saison, und der "Killer" waren die drei vergebenen Field-Goal-Versuche, der letzte aus 47 Yards Entfernung bei auslaufender Spielzeit und nach einer unnötigen 5-Yard-Strafe vor dem Kick (zu viele Spieler auf dem Feld). Aber wer auf Augenhöhe mit Ohio State, Michigan und Penn State spielen will, der muss gegen eine durchschnittiche Mannschaft wie die von Arizona State mehr als nur einen offensiven Touchdown erzielen können.

Hoch - 16.09.2019

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