Erster Playoff-Kandidat kalt erwischt

QB Jalen Hurts hatte nach seinem Wechsel von Alabama zu Oklahoma ein starkes Debüt beim Sieg der Sooners gegen Houston.Viele Leckerbissen hatte der erste Spieltag der 150. Saison im College Football nicht zu bieten, aber die auf dem Papier attraktivste Partie hielt, was man sich von ihr versprochen hatte und hat mit ihrem Ausgang Auswirkungen auf den Kampf um die Plätze in den nationalen Playoffs. Im einzigen Top-25-Duell des Spieltages besiegte Auburn in Arlington (Texas) Oregon, das als Favorit in der Pac-12 Conference zugleich zum Kreis der Playoff-Kandidaten gehört, mit 27:21. Für Oregon ist das ein herber Rückschlag, weil man das Spiel nicht hätte verlieren müssen. Die Ducks lagen bis zum spielentscheidenden Touchdown der Tigers neun Sekunden vor Spielende nie zurück, führten zwischenzeitlich im dritten Viertel mit 15 Punkten und hatten genug Chancen, um den Gegner noch weiter auf Distanz zu halten. Natürlich ist das Thema Playoffs für Oregon mit dieser Niederlage noch nicht erledigt. Sollten die Ducks bis zum Ende der Regular Season nicht mehr verlieren und mit nur einer Niederlage belastet Pac-12 Champion werden, hätten sie noch alle Chancen. Nur sind sie jetzt zum Siegen verdammt. Eine weitere Niederlage wäre angesichts des Umstandes, dass sich bislang noch nie eine Mannschaft mit mehr als einer Niederlage für die Playoffs qualifizieren konnte, das fast sichere Aus in Sachen Playoffs. Und dass sie gegen ein Team, das sich in der Offensive im Umbruch befindet und in der SEC zurzeit nicht zur Spitzengruppe gehört, nicht gewinnen konnten, weckt Zweifel, ob sie tatsächlich das Zeug dazu haben, auf Augenhöhe mit den Top-Teams der letzten Jahre zu spielen.

Am kommemden Samstag stehen dann in zwei Top-25-Duellen einer der unmittelbaren Playoff-Anwärter und drei weitere aus dem erweiterten Kandidaten-Kreis auf dem Prüfstand. Der letztjährige National Champion Clemson, der sein Saisondebüt am Donnerstag mühelos herunterspielte und gegen Georgia Tech mit 52:14 gewann, empfängt Texas A & M und Texas hat LSU zu Gast. Dass Texas A & M in Clemson gewinnt, ist zwar unwahrscheinlich, aber ein respektables Ergebnis beim Meister zu holen wäre für die Psyche der Aggies schon wichtig angesichts später noch anstehender Spiele gegen Alabama, Georgia und LSU. Im Spiel Texas gegen LSU muss sich zeigen, wie weit die Beiden leistungsmäßig von Teams wie Clemson, Alabama, Georgia oder Oklahoma entfernt sind. Texas hat den Heimvorteil und mit Sam Ehlinger den besseren Quarterback, LSU ist in allen anderem Mannschaftsteilen potenziell im Vorteil.

Der letztjährige Playoff-Teilnehmer und vierte unmittelbare Kandidat für die diesjährige KO-Runde, Oklahoma, hatte am Sonntag leichtes Spiel. Beim 49:31 gegen Houston irritierten die 31 kassierten Punkte etwas, aber eine Chance, das Spiel offenzuhalten, hatte der Gegner zu keiner Zeit. Gespannt war man vor allem darauf, wie sich der neue Stamm-Quarterback Jalen Hurts, der vor zwei Jahren Alabama ins Finale geführt hatte und zu Oklahoma gewechselt war, weil er beim Rekordmeister seine Rolle als Nummer eins verloren hatte, präsentieren würde. Das Ergebnis: Hurts war an 508 der 686 Yards seines Teams direkt beteiligt. Er holte mit Läufen 176 Yards und drei Touchdowns, mit Pässen weitere 332 Yards und drei Touchdowns. Die Abwehr von Houston, letzte Saison eine der schwächsten der FBS, war für Hurts allerdings auch kein echter Gradmesser. Überhaupt werden die Sooners wohl erst am 12. Oktober gegen Texas zum ersten Mal ernsthaft gefordert werden.

Die beiden Top-Teams und Playoff-Kandidaten aus der Big Ten Conference, Ohio State und Michigan, haben auch am zweiten Spieltag noch keine ganz schweren Aufgaben vor sich, aber Michigan sollte Army, das in der letzten Saison Oklahoma am Rande einer Niederlage hatte, nicht zu leicht nehmen, zumal der Auftakterfolg gegen Middle Tennessee State (40:21) nicht gerade prickelnd war. Und Ohio States zweiter Gegner, Cincinnati (24:14-Sieger gegen UCLA), ist von einem anderen Kaliber als Florida Atlantic am letzten Samstag.

Taggarts Blues geht weiter

Zu den interessantesten Aspekten des ersten Spieltages gehörte das Abschneiden der Teams, die in der letzten Saison am meisten enttäuscht hatten, allen voran Florida State, dass 2018 zum ersten Mal seit 41 Jahren eine "losing season" erlebt hatte. Im Spiel gegen Boise State, dass kurzfristig von Jacksonville nach Tallahassee, Florida States Heimatstadt, verlegt und zeitlich vorgezogen worden war, sah es eine Halbzeit lang so aus, als hätten die Seminoles das letztjährige Trauma hinter sich gelassen. Bei Halbzeit führten sie mit 31:19. Was dann aber folgte, erinnerte an die Einbrüche im letzten Jahr. In der zweiten Halbzeit gelang Florida State im Angriff nichts mehr. Man holte nur noch drei First Downs und 68 Yards. Zum Vergleich: Boise State holte in der zweiten Halbzeit 17 First Downs und 288 Yards, war knapp 20 Minuten in Ballbesitz und erzielte drei Touchdowns.

Florida States Head Coach Willie Taggart hatte anschließend vor allem Durchhalteparolen parat. Dieses eine Spiel werde nicht charakteristisch sein für sein Team, seine Jungs werden sich wieder aufrappeln, und er glaube, dass man im weiteren Verlauf der Saison eine gute Mannschaft haben werde, sagte er. Und als Hauptgrund für den Einbruch nach der Pause erkannte er einen "lack of execution". Letzteres stimmte natürlich, aber da drängt sich die Frage auf, warum seine Spieler in einem Spiel plötzlich nicht mehr in der Lage sind, ihre Aufgaben umzusetzen. Liegt das Problem in den Köpfen der Spieler? In diese Richtung deutet eine Aussage von WR Keyshawn Helton. "Ich habe das Gefühl, dass wir uns mit der klaren Führung zu sicher gefühlt haben. Das darf uns in Zukunft nicht mehr passieren", sagte er. Auffällig war am Samstag aber noch etwas anderes: Boise State war in der zweiten Halbzeit einfach physisch stärker. Die Broncos tackelten und blockten härter und konsequenter. Das sollte einem Team aus den Power Five Conferences, dessen Anspruch es ist, an der Spitze seiner Conference mitzumischen, gegen einen Gegner aus den Group of Five Conferences eigentlich nicht passieren.

Hoch - 02.09.2019

QB Jalen Hurts hatte nach seinem Wechsel von Alabama zu Oklahoma ein starkes Debüt beim Sieg der Sooners gegen Houston.

QB Jalen Hurts hatte nach seinem Wechsel von Alabama zu Oklahoma ein starkes Debüt beim Sieg der Sooners gegen Houston. (© Getty Images)

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