Drama bis zum Schluss

Es war ein Spiel, wie man es selten zu sehen bekommt. Rekordverdächtige 104 Punkte und am Ende ein 55:49 für die Gastgeber der Marburg Mercenaries, die gegen die Kirchdorf Wildcats den letzten "Punch" setzen konnten. Das bittere Ende sorgte nach dem Abpfiff im Georg-Gaßmann Stadion für hängende Köpfe bei den Niederbayern.

"Am Ende waren es halt wieder zu viele kleine Fehler, die sich bei der Abrechnung summieren und die in Liga eins bestraft werden", resümierte Head Coach Christoph Riener nach dem Spiel. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Leistungssteigerung seiner Offense auch Früchte tragen wird und es aufwärts gehen kann.

Das verrückte Drei-Stunden-Match war zu Beginn klar für die Marburger gelaufen. Denn nach dem ersten Viertel stand es bereits 19:7 für die Mercenaries, und es sah so aus, als ob die Defense der Wildcats dem Angriff der Hausherren nichts entgegenstellen zu hatte. Die Alarmglocken mussten da schon laut schrillen, denn die passende Angriffsstrategie für ein Comeback hatte bisher beim lauflastigen Gast aus Kirchdorf niemand vermutet.

Als Marburg an der eigenen Ein-Yard-Linie nach einem Punt der Kirchdorfer in Ballbesitz gekommen war, hatte man zunächst eher erwartet, dass die Gäste hieraus Kapital schlagen könnten. Doch ganz im Gegenteil lief Triston McCathern in die Kirchdorfer Endzone zur besagten 19:7-Führung. Eine Schlüsselszene des Spieles, im Ergebnis jedenfalls.

Nicht aber, wie direkt im Anschluss vermutet, für den weiteren Spielverlauf. Denn die Offense der Wildcats kam plötzlich ins Spiel, und dies auch später immer besser. Einen guten Drive beendete Klaus Fischer mit einem gefangenen Touchdown-Pass zum 14:19, auch den nächsten Marburger Touchdown konterten die Kirchdorfer durch einen Pass von Ian Kolste auf Ruiz zum 21:27.

In dieser Phase stand nun auch die Defense der Wildcats besser. Die Linie um Kilian Weber und Shannon Smith übte Druck aus, stoppte die Gastgeber, sodass Klaus Fischer die Wildcats mit 28:27 in Führung bringen konnte. Auch Marburgs nächsten Touchdown beantwortete Kolste, der selbst zur 35:33-Pausenführung in die Endzone stürmte.

Das selbe Bild bot sich in Hälfte zwei. Die beiden Offense-Einheiten waren jetzt gar nicht mehr zu stoppen, beide Defensive Backfields brachen mehr oder weniger zusammen. Kirchdorf war nun am Drücker und legte immer wieder vor: Ruiz stellte auf 42:33, Marburg kam wieder auf 40:42 heran. Dass die Kirchdorfer nicht sofort nachlegen konnten, nutzte den Gastgebern auch nichts: Jack Richards fing einen Marburger Pass ab, und Alexander Braunsperger erlief den zweiten Lauf Touchdown für Kirchdorf zum 49:40.

Doch auch die Mercenaries gaben natürlich nicht auf, und Qurterback Jakeb Sullivan lief selbst zum erneuten Anschluss auf 47:49 in die Endzone. Im letzten Viertel wurde es dann hitzig, Fouls und Unkonzentriertheiten nahmen zu, die Wildcats produzierten einige mehr davon und waren in dieser Phase des Spiels vielleicht doch ein wenig zu unerfahren auf manchen Positionen.

116 Sekunden vor Schluss scheiterten die Mercenaries an der 5-Yard-Linie der Wildcats mehrmals. Und dann hätten die Kirchdorfer eigentlich feiern sollen: Lorenz Klauser fing den Ball nach einem Pass in der eigenen Endzone ab, setzte aber zum Return aus der Endzone heraus an und verlor durch einen Fumble den Ball wieder an die Marburger. Der nächste Marburger Spielzug bestrafte dies mit dem Touchdown-Pass zur 55:49-Führung eiskalt.

Doch auch für die Marburger hieß es nun, noch einmal zu zittern. Für die Wildcats blieben 63 Sekunden übrig. Tatsächlich kamen die Kirchdorfer durch Robert Ruiz sogar bis an die 3-Yard-Linie der Mercenaries. Der letzte Pass von Kolste Richtung Klaus Fischer ging in die Doppeldeckung, in der er das Leder nicht erreichen konnte, das Spiel endete mit Marburgs glücklichem Sieg.

Auerbach - 27.05.2019

Jakeb Sullivan und die Mercenaries brauchten Glück in einem dramatischen Spiel. (© Frank BAUMERT)