64.713 Versuche für den perfekten Spielplan

London ist diesmal viermal Schauplatz einer NFL-PartieEs dauerte fast vier Monate, benötigte fünf Angestellte, die sich um nichts anderes kümmerten, und 64.713 Versuche, bevor ER endlich da war: Am Sonntag Abend stand der eine Spielplan fest, am Montag wurde er von Commissioner Roger Goodell abgenickt und in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dann mit viel Brimborium auf allen Kanälen veröffentlicht.

Heerscharen von Fans konnten jetzt endlich ihre Trips zu Spielen planen, darunter auch viele Deutsche (ja, auch ich hatte schon sehnsüchtig gewartet). Logischerweise wurden nämlich auch die vier von vielen Deutschen besuchten London-Spiele, die bisher zwar bekannt, aber noch nicht zeitlich und örtlich fixiert waren, bekanntgegeben:

1. Die Chicago Bears eröffnen "bei" den Oakland Raiders das neue Stadion in Tottenham am 06. Oktober um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit (Ortszeit 18 Uhr). Eigentlich hätte bereits im Vorjahr die Partie der Raiders gegen die Seahawks dort stattfinden sollen, aber damals wurde das Stadion nicht rechtzeitig fertig.

2. Eine Woche später treffen die Tampa Bay Buccaneers dort auf die Carolina Panthers; Kickoff ist bereits um 15:30 Uhr MEZ.

3. Das erste Wembley-Spiel findet am 27. Oktober zwischen den Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals statt (18 Uhr MEZ) .

4. Zum Abschluss empfängt das "traditionelle London Team", die Jacksonville Jaguars, am 03. November um 15:30 Uhr MEZ die Houston Texans im Wembley Stadion.

Erdacht wurde der Spielplan in einem kleinen Büro in Manhattan, zu dem nicht einmal Roger Goodell ungehindert Zutritt hat – selbst der große Boss muss klopfen. Lediglich das dort beschäftigte fünfköpfige Team ist mit einer Keycard ausgerüstet; so ist ungestörtes Arbeiten möglich.

Es gilt nämlich eine Vielzahl von Wünschen zu berücksichtigen: Kein Team soll auf einen zu langen Auswärtstrip geschickt werden (2019 trifft es die Eagles mit drei Auswärtsspielen am Stück am härtesten), einem Monday Night Game auswärts soll nicht gleich ein Sunday Night Spiel in der Fremde folgen (die Packers haben das in Woche 16 und 17, aber "um die Ecke" in Minnesota und Detroit) und vor allem die Fernsehsender, die Milliarden in die Übertragungsrechte investiert hatten, wollen zufriedengestellt werden.

Das begehrteste Team der TV-Sender waren in diesem Jahr die Cleveland Browns, gesteigert noch einmal durch den Trade für Odell Beckham Jr, die alle Anstalten möglichst oft zeigen wollen. Im Vorjahr waren dieses "Bandwaggon Team" übrigens die San Francisco 49ers, was zeigt, dass ein gewisses Risiko mit der Auswahl verbunden ist.

Außerdem wollte man angesichts der Jubiläumssaison "100" möglichst viele Matches herausheben, die in der Geschichte der NFL eine große Rolle spielten. Deswegen wurde bereits frühzeitig festgelegt, dass die Bears und Packers die Eröffnungspartie bestreiten und nicht wie üblich der Titelverteidiger (die Patriots bekamen jedoch das ebenfalls prestigeträchtige Sunday Night Spiel gegen die Steelers in Woche 1).

In Woche 2 treffen dann zum Beispiel die Jets und Browns im Monday Night Game aufeinander – eine Reminiszens an das erste Monday Night Game überhaupt, das 49 Jahre und zwei Tage vorher zwischen diesen beiden Teams stattgefunden hatte. Derartige "historische Spiele" finden sich im Wochenrythmus und erklären ein bisschen, warum es eben weit über 64.000 Versuche gebraucht hat, bevor der Spielplan perfekt war.

Es hat sich gelohnt.

(Ein Dank an Peter King und Albert Breer, die in ihrem Podcast beziehungsweise ihren Artikeln einen hervorragenden Blick hinter die Kulissen ermöglichten).



Carsten Keller - 18.04.2019

London ist diesmal viermal Schauplatz einer NFL-Partie

London ist diesmal viermal Schauplatz einer NFL-Partie (© Carsten Keller)

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