Eine unschöne Tradition der Suspendierungen

Es ist so etwas wie eine unliebsame Tradition geworden, dass bei den Dallas Cowboys zu Saisonbeginn mindestens ein Defensive Line Spieler gesperrt ist. In diesem Jahr haben – in beiden Fällen erneut – David Irving und Randy Gregory die zweifelhaft Ehre, Spiele zu verpassen. Während es bei beiden bisher jeweils eine vier Spiele Sperre zu Saisonbeginn war (bei Irving bereits zweimal), ist es diesmal wohl kaum weniger als ein komplettes Jahr.

Beiden scheint der Drogenkonsum wichtiger zu sein, als ihr millionenträchtiger Beruf. Randy Gregory war aufgrund eines positiven Drogentests beim Scouting Combine, was nur von mäßiger Intelligenz zeugt, aus einem vermuteten Top 10 Draftplatz ans Ende der zweiten Runde (Position #60) gefallen, wo die Cowboys, die Talent in der Vergangenheit ein ums andere Mal über Charakter stellten, zugriffen.

Sein Vier-Jahres-Vertrag war dann gerade einmal mit 3,814 Millionen Dollar dotiert. Ohne den positiven Combinetest wäre es ein Vielfaches gewesen. Im Februar 2016 wurde er zunächst für vier Spiele und im September für weitere zehn Spiele gesperrt – beides wegen Verstößen gegen die Drogenrichtlinien. Anfang Januar folgte eine dritte Sperre für ein komplettes Jahr. Nachdem er diverse Kritierien für eine Wiederaufnahme (inklusive Brief an Roger Goodell) erfüllt hatte, durfte er vergangene Saison wieder auflaufen, musste dabei jedoch Auflagen erfüllen.

Das sportliche Ergebnis konnte sich mit sechs Sacks und 25 Tackles in 14 Spielen absolut sehen lassen, aber die jetzt erfolgte Suspendierung auf "unbestimmte Zeit" könnte sein unfreiwilliges Karriereende einläuten. Er wäre nicht der erste Cowboy, der sein Leben den Drogen statt dem Sport verschreibt (Linebacker Rolando McClain ist das letzte Beispiel, der nach der Saison 2016 einfach nicht mehr auftauchte).

Während Randy Gregory zumindest offiziell noch einen Vertrag bei den Cowboys hat, ist David Irving aktuell Free Agent – aber ebenfalls auf unbestimmte Zeit gesperrt. Er hat das Kunststück geschafft, drei Saisons in Folge zum Start der Spielzeit suspendiert zu sein. Bei ihm wechseln sich Doping- und Drogenverstöße in unschöner Regelmäßigkeit ab, dazu hatte er auch familiäre Probleme.

Die Spielzeit 2017 begann wegen eines Dopingverstoßes mit vier Spielen Verspätung, die 2018er wegen Drogenverstoßes ebenfalls vier Spiele später und die 2019 wird für ihn erst einmal gar nicht beginnen – wenn überhaupt.

Irving spielte, wenn er dann auflief, wirklich eindrucksvoll. Allerdings kann seine Geschichte schon fast als bizarr bezeichnet werden. Ohne die diversen Sperren würden die Teams wohl Schlange stehen, um sich seine Dienste zu sichern. Jetzt muss man aber aufgrund seiner vielfältigen Regelübertretungen fast davon ausgehen, dass sich so schnell kein Interessent finden wird.

Lachender Dritter könnte DeMarcus Lawrence sein, der vergangene Saison mit dem Franchise Tag (für gut 17 Millionen Dollar) auflief und jetzt unrestricted Free Agent ist, falls ihn die Cowboys nicht erneut mit dem Tag belegen, wonach es jedoch aktuell nicht aussieht. Er ist quasi der einzig verbliebene ernsthafte Pass Rusher in Dallas und die Cowboys können es sich fast nicht leisten, ihn zu verlieren. Ein großer Zahltag scheint anzustehen... auch wenn er (natürlich) ebenfalls schon einmal suspendiert worden war: 2016 war es ein Dopingvergehen, das ihn die ersten vier Spiele zusehen ließ. Sein großer Durchbruch kam allerdings erst 2017, wo er stark aufspielte.

Seit 2014 war mindestens ein Defensive Line Spieler der Cowboys gesperrt. So gesehen sollte man nicht überrascht sein, dass das dieses Jahr nicht anders ist.


Carsten Keller - 03.03.2019

David Irving ist erneut gesperrt - diesmal auf unbestimmte Zeit (© Getty Images)