Endlich wieder Yards, Tackles, Touchdowns

Gefühlt beginnt die neue Saison im College Football erst mit dem langen Wochenende zwischen dem 30. August und 3. September, aber die ersten Yards, Tackles und Touchdowns werden bereits an diesem Samstag gemacht. Mit vier Spielen in der FBS und einem in der FCS ist der Einstieg in die neue Spielzeit aber eher sanft, zumal dabei auch keine Top-25-Teams im Einsatz sein werden. Die interessanteste Partie gibt es in Las Cruces (New Mexico), in der New Mexico State auf Wyoming trifft. New Mexico State hatte sich in der letzten Saison zum ersten Mal seit 57 Jahren für ein Bowl-Spiel qualifiziert und dieses dann auch noch gewonnen (26:20 gegen Utah State im Arizona Bowl) und hat eine realistische Chance auf eine zweite Bowl-Teilnahme in Folge. Wyoming wiederum hofft, den Liga-Top-Favoriten Boise State in der Mountain Division der Mountain West Conference herausfordern zu können und peilt zumindest eine dritte Bowl-Teilnahme in Folge an, was ein Novum in der Team-Geschichte der Cowboys wäre. Die übrigen FBS-Paarungen lauten: Colorado State gegen Hawaii, Massachusetts gegen das unterklassige Duquesne und Rice gegen das ebenfalls unterklassige Prairie View A & M.

Eine Woche später ist man dann voll drin in der neuen Saison, weil es neben vielen, für die Anfangsphase einer Saison typischen "Mismatches" dann auch schon Partien gibt, die wegweisend in Sachen Playoff-Ambitionen sind. So trifft etwa Auburn, das in der letzten Saison beiden späteren Teilnehmern am National Championship Game, Alabama und Georgia, die einzigen Regular-Season-Niederlagen verpasst hatte und es dieses Mal selbst bis in die Playoffs schaffen will, in Atlanta auf das potenziell beste Team der Pac-12 Conference, Washington. Michigan, einer der Playoff-Kandidaten aus der Big Ten, ist zu Gast bei Notre Dame. Das hoch gehandelte Miami bekommt es in Arlington (Texas) mit LSU zu tun, und Florida State hofft, im Heimspiel gegen Virginia Tech zum Abschluss des Spieltages am Montag (3. September) besser in die Saison zu kommen als vor einem Jahr, als die Seminoles nach einer klaren Auftaktniederlage gegen Alabama komplett abstürzten. Nach diesen Spielen wird man besser einschätzen können, ob Teams wie Auburn, Michigan, Washington und Miami tatsächlich das Zeug dazu haben, die Top-Favoriten auf das Erreichen der Playoffs angreifen zu können.

Der Kreis der unmittelbaren Playoff-Kandidaten ist klein: Titelverteidiger Alabama, sein letztjähriger Endspiel-Gegner Georgia, Clemson, das 2017 zum dritten Mal in Folge die Playoffs erreicht hatte, und Ohio State, das in der noch jungen Playoff-Ära auf zwei Playoff-Teilnahmen (2014 und 2016) sowie einen Titel (2014) zurückblicken kann, bilden in fast allen Preseason-Ranglisten die Spitze. Dazu kommt noch der letztjährige Halbfinalist Oklahoma, auch wenn über diesen die Meinungen etwas auseinander gehen, je nachdem, für wie schwerwiegend man den Abgang von QB Baker Mayfield hält. Diese Einschätzung zeugt nicht gerade von großer Phantasie, aber einmal abgesehen davon, dass man sachlich wenig dagegen sagen kann, spiegelt sie auch die jüngste Entwicklung treffend wieder. Ausgerechnet seit der Einführung der Playoffs (2014) konzentriert sich an der Spitze alles auf nur wenige Teams. Rekordmeister Alabama war in vier Jahren Playoffs immer dabei, erreichte dreimal das Finale und gewann es zweimal, Clemson war, wie schon erwähnt, dreimal mit dabei, erreichte zweimal das Endspiel und gewann es einmal, und Ohio State und Oklahoma erreichten immerhin zweimal die Mini-KO-Runde. Dazu kommt noch die einzigartige Dominanz von Alabama, die schon in den Jahren vor der Einführung der Playoffs begonnen hatte. Sechs Endspiel-Teilnahmen und fünf Titel in den letzten neun Spielzeiten - kein Wunder, dass eines der ältesten Preseason-Magazine in diesem Jahr titelte: Wo bleibt die Ausgeglichenheit?

Der erweiterte Kreis der Teams mit Playoff-Ambitionen hinter den fünf erwähnten unmittelbaren Kandidaten ist groß. Michigan, Auburn, Washington, Miami, Wisconsin, Penn State, Notre Dame tauchen am häufigsten unter den Top Ten der diversen Preseason-Ranglisten auf. Ein Team findet man so weit vorn nicht: Michigan State. Das überrascht. Die Spartans haben nach der völlig verkorksten Saison 2016 (3-9) im letzten Jahr eine glänzende Wende hingelegt (10-3), haben fast die komplette erste Garnitur von damals an Bord, inklusive neun Stammspielern der statistisch siebtbesten Abwehr der Saison, und sind auf zwei Schlüsselpositionen im Angriff mit QB Brian Lewerke und RB LJ Scott erstklassig besetzt. Und für die Spartans als Team mit den besten Playoff-Chancen hinter den großen Fünf spricht auch ihr Spielplan. Gegen die beiden potenziell stärksten Gegner in der eigenen Division der Big Ten, Ohio State und Michigan, spielt man Hause, gegen das stärkste Team der West Division, Wisconsin, spielt man in dieser Saison gar nicht, und so ist das schwerste Spiel nach derzeitigem Stand die Partie bei Penn State Mitte Oktober - beste Voraussetzungen also, um die höher gehandelten Ohio State, Michigan und Penn State hinter sich zu lassen und zumindest erst einmal ins Big Ten Championship Game einzuziehen.

Eine Anmerkung muss man an dieser Stelle noch zu Ohio State machen. Dessen Head Coach Urban Meyer ist seit dem 1. August von der Universität beurlaubt. Was mit ihm weiter passiert, wird sich im Verlauf dieser Woche herausstellen. Der Grund ist Meyers Umgang mit einem Fall von häuslicher Gewalt bei einem seiner Assistant Coaches, Zach Smith. Der war von Meyer am 23. Juli entlassen worden, nachdem dessen Ex-Ehefrau eine richterliche Verfügung erwirkt hatte, die es ihm verbietet sich ihr zu nähern. Wie im Zuge von Smith’ Entlassung herauskam, gab es eine mehrjährige Vorgeschichte von häuslicher Gewalt im Hause Smith, allerdings ohne, dass Smith jemals angeklagt worden wäre. Für Meyer wurde die Frage zum Problem, wann er was gewusst hatte, wie er damit umgegangen ist und vor allem, weil er dazu während des Big Ten Media Days offenbar gelogen hat. Konkret nach einem Vorfall im Jahr 2015 befragt, hatte Meyer gesagt, dass er nichts davon gewusst hat. Ein paar Tage später gestand er ein, die Frage nicht korrekt beantwortet zu haben. Ein unabhängiges Gremium untersucht den Fall derzeit und will seine Ergebnisse im Verlauf dieser Woche vorlegen. Danach wird die Universität entscheiden, wie es mit Meyer verfährt. Und das Ergebnis könnte auch Auswirkungen auf die Aussichten der Buckeyes für die Saison haben. Der Tenor in den Medien jedenfalls ist, dass eine Entlassung Meyers wohl nicht spurlos an der Mannschaft vorübergehen würde und man die Erwartungen an das Team herunterschrauben müsste. Das könnte natürlich sein, muss es aber nicht. Die Qualität des Kaders bleibt davon ja unberührt, und ein gravierender Einschnitt, wie es der Verlust des Head Coaches so kurz vor der Saison ist, kann genauso gut auch eine Jetzt-erst-recht-Reaktion in der Mannschaft bewirken. Ob mit oder ohne Meyer an der Seitenlinie, Ohio State bleibt einer der Haupt-Kandidaten auf das erreichen der Playoffs.

Hoch - 20.08.2018

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