Gab es früher mehr Lametta?

Packende Duelle:  Die Bad Homburg Falken gegen die Mainz Golden Eagles.  Im Jahr 1986 wurde in Deutschland gerade einmal von deutschen Clubs etwas mehr als zehn Jahre lang American Football gespielt. Die Strukturen waren noch nicht so fest verankert und das Regelwerk wies noch einige Lücken auf, die später geschlossen wurden. Entsprechend wurden von Clubs und Funktionären Fehler getätigt, die heute wohl nicht mehr geschehen würden. Eine kleine Geschichte ist eben aus den wilden 80er Jahren überliefert, als sich in der damaligen ersten Bundesliga in der Gruppe Mitte die Bad Homburg Falken und die Mainz Golden Eagles gegenüberstanden. Es wurde aber versäumt, vom damaligen Schiedsrichter-Obmann, ein Schiedsrichter-Gespann zu entsenden. Kurzerhand beschlossen die beiden Vereine, je zwei eigene Schiedsrichter für das Match zur Verfügung zu stellen, was auch die Paragraphen der damaligen Statuten auch zugelassen hatten, da nach NCAA Regeln gespielt wurde. Andererseits konnte der geübte Leser auch entziffern, dass beim Fehlen einer vom Verband bereit gestellten Schiedsrichter-Crew, das Spiel als Freundschaftsspiel zu werten sei und an einer dritten Stelle stand geschrieben, dass Freundschaftsspiele während der Saison nicht erlaubt wären. Beim Stande von 28:6 für die Bad Homburger musste allerdings die Partie abgebrochen werden, da sich die Schlägereien zwischen den gegnerischen Spielern häuften, erinnert sich eine Zeitung aus dem Taunuskreis.

Der AFVD wertete dieses Spiel nicht, denn, so wird der damalige AFVD Chef des Bundesspielausschusses, Klaus Monreal zitiert, auf dem Spielberichtsbogen fehlte der Passus, dass das Spiel gewertet werden soll. Die Bad Homburger und ihr Head Coach Alexander Sperber, der bekanntlich 1976 begann, einigen Enthusiasten in Frankfurt am Mai American Football beizubringen, wollten unbedingt ein neues Spiel ansetzen, während der AFVD darauf pochte, dass, falls es ein neues Spiel geben sollte, die Bad Homburger auch alle Kosten des neues Matches inklusive Anreisekosten der Gegner selbst zahlen sollten. Dieses Angebot wollten die Bad Homburger nicht akzeptieren und der AFVD wollte das Spiel zu Gunsten der Mainzer werten. Daraufhin legten die Falken beim Bundesspielausschuß Protest ein und beantragten beim Landgericht Bonn eine einstweilige Verfügung. Durch diese Verfügung, sollte wiederum das bereits stattgefundene Playoff Viertelfinalspiel zwischen Kempten und Mannheim für ungültig erklärt werden. "Es ist der Punkt gekommen, um einmal zu zeigen, welch ein Mist im Verband gebaut wird. Die Leute, die sich sonst nirgends profilieren können, sitzen beim American Football ganz oben", wurde Alexander Sperber von einer Tageszeitung schließlich zitiert.

Heute sind wir etwas Schlauer. Kempten gewann im Achtelfinale gegen Mannheim mit 3:0 nach Verlängerung, schied im Viertelfinale aber aus. Meister wurden 1986 die Düsseldorf Panther und es ist fraglich, ob die Panther in diesen frühen Jahren auch wirklich bezwingbar waren, obwohl die Homburger Falken nach den Jahren 1986 noch ein paar nette Jahre mit Alexander Sperber verbrachten. "1986 wurde ich gebeten, die Homburger wieder zu trainieren. Den Falken sagte ich zu, drei Jahre zu führen, länger nicht. Besonders die 88er Mannschaft war top. Wir verloren 1988 in den Playoffs gegen den späteren Deutschen Meister", so Sperber gegenüber football-aktuell.de.

Überliefert sich auch die Erinnerungen von Kersten Rothemel, einst Cornerback, später Anwalt in Bad Homburg: "Wir waren der Party-Verein der Liga, eine lustige Truppe", erinnert sich Rothemel. "Das habe vor allem daran gelegen, dass man mit Katarina Quandt eine potente Gönnerin hatte. "Das hat uns vieles ermöglicht, wie zum Beispiel die teuren Reisen zu Auswärtsspielen. Zunächst mussten die Falken ihre Heimspiele auf verschiedenen Plätzen in der Kurstadt austragen, bevor der Sportplatz am Massenheimer Weg die erste feste Heimat wurde. Später zog man dann ins Sportzentrum Nord-West um. Hier herrschte die beste Atmosphäre, In den Spitzen kamen bis zu 10 000 Besucher zu den Spielen der Falken." Den Falken gelang vor allem ein Kunststück, was nach ihnen niemanden mehr gelang. "Der amerikanische Namensvetter der Falken waren übrigens die Atlanta Falcons. Und so spielten die Bad Homburger zunächst auch mit den entsprechenden Farben: roter Helm und Shirt sowie weiße Hosen. Auch das Wappen war dasselbe. Wir hatten uns damals die deutschen Markenrechte dafür gesichert, was zur Folge hatte, dass die NFL in Deutschland keine Merchandising-Artikel der Falcons verkaufen durfte."

Die Bad Homburg Falken wurden übrigens 1980 von Alexander Sperber gegründet. 1988 erreichten sie das Bundesliga Playoff Viertelfinale, 1990 sogar das Halbfinale. Danach folgte der sportliche und finanzielle Abstieg. 1993 stiegen die Falken als Tabellenletzte in die 2. Bundesliga ab.1995 wurde der Spielbetrieb eingestellt.

Schlüter - 26.02.2018

Packende Duelle:  Die Bad Homburg Falken gegen die Mainz Golden Eagles.

Packende Duelle: Die Bad Homburg Falken gegen die Mainz Golden Eagles. (© HUDDLE Archiv)

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