Wenig Arbeit fürs Playoff Selection Committee

QB Baker Mayfield und die Oklahoma Sooners sind leichter Favorit in den hochkarätig besetzten Playoffs.Für ein paar Stunden zwischen dem Ende der letzten Spiele am Samstagabend und der Bekanntgabe der vier Playoff-Teilnehmer am frühen Sonntagnachmittag durfte noch ein wenig über die Besetzung der KO-Runde spekuliert werden, aber nach den klaren Siegen von Clemson, Oklahoma und Georgia in den Conference Championship Games von ACC, Big Twelve und SEC und der Niederlage von Wiscosin im Big Ten Championship Game gegen Ohio State war im Grunde klar, wer die vier Teams sein würden, die am 1. Januar in den beiden Semifinals um den Einzug ins National Championship Game spielen. Neben den drei erwähnten Teams ging der vierte Playoff-Platz an Alabama. In den Halbfinals spielt im Sugar Bowl Clemson gegen Alabama und im Rose Bowl Oklahoma gegen Georgia.

An diesem Ausgang gibt es nichts zu beanstanden, diskutieren könnte man lediglich darüber, ob Clemson tatsächlich das beste Team ist oder ob nicht eher Oklahoma Platz eins in der Rangliste des Playoff Selection Committees hätte belegen sollen. Welches dieser beiden Teams man vorn sieht, ist vielleicht auch eine "Glaubensfrage". Vom Offensivpotenzial her gesehen ist Oklahoma stärker, und jeder der übrigen drei Playoff-Teilnehmer wäre froh gewesen, frühestens im Finale gegen die Sooners spielen zu müssen. Clemson verfügt über die bessere Abwehr dieser Beiden, ist in der Offensive selbst für die Gegner schwer zu packen und damit insgesamt das "komplettere" Team. Das dürfte den Ausschlag zugunsten von Clemson gegeben haben. Die absolvierten Programme der Beiden hatten ein vergleichbares Niveau. Gegen Clemson hätte der Blick auf die Niederlagen gesprochen. Clemson hatte seine Niederlage gegen ein Team mit einer 4-8-Abschlussbilanz (Syracuse) kassiert, Oklahoma gegen Iowa State verloren, ein Team, das später auch noch TCU als Top-Five-Team geschlagen und letztlich sieben Spiele gewonnen hatte. Das Selection Committee sah das offenbar anders beziehungsweise hielt Clemson zugute, dass man gegen Syracuse in der zweiten Halbzeit ohne QB Kelly Bryant auskommen musste, der sich in der ersten Halbzeit verletzt hatte.

Dass Georgia auf Platz drei klettern würde, war nach der Niederlage des Vierten Wisconsin und dem eigenen Sieg gegen den Zweiten Auburn folgerichtig. Die Bulldogs überholten zwar gleich noch den Fünften, Alabama, mit, aber das geht in Ordnung. Beide hatten ihre einzige Niederlage in den Punktspielen bei Auburn kassiert, Georgia aber wurde Conference Champion und nahm im SEC-Endspiel gegen Auburn Revanche, während Alabama nicht einmal das SEC Championship Game erreichte. Über Alabamas mögliche Platzierung wurde bis zur Bekanntgabe der Playoff-Teilnehmer noch spekuliert. Ohio State meldete nach dem Sieg gegen das zuvor ungeschlagene Wisconsin Ansprüche auf den vierten Playoff-Platz an, und Head Coach Urban Meyer gab zu, dass er nach dem Sieg fest damit gerechnet hatte, unter den besten Vier der Rangliste zu sein. Ohio State hat ingesamt gegenüber Alabama das etwas schwerere Programm gespielt und kann auf den Conference-Titel verweisen, aber die Buckeyes haben halt zweimal verloren, Anfang September mit 16:31 gegen Oklahoma und Anfang November mit 24:55 bei Iowa, und vor allem die deftige Packung bei Iowa, einem Team, das die Regular Season mit einer 7-5-Bilanz beendete, wog letztlich einfach zu schwer, um die Buckeyes vor Alabama zu platzieren.

Auch wenn diese Playoff-Konstellation in Ordnung geht, begeistert sein muss man von ihr deshalb nicht. Eine Woche lang konnte man hoffen, dass dieses Mal gleich mehrere Teams zum ersten Mal in die Playoffs einziehen. Das hätte nicht nur zu einer spannenden Regular Season mit vielen "Upsets" gepasst, sondern hätte auch für Abwechslung gesorgt. Stattdessen sind die diesjährigen Playoffs mehrheitlich doch wieder eine Veranstaltung der "üblichen Verdächtigen" der letzten Jahre. Alabama ist im vierten Jahr der Playoffs zum vierten Mal dabei, Clemson zum dritten Mal und Oklahoma auch schon zum zweiten Mal. Immerhin, ein drittes Finale Alabama gegen Clemson in Folge bleibt den Fans erspart, aber wenn am Ende doch wieder einer dieser Beiden National Champion werden würde, wäre das schon ein bisschen langweilig, zumindest, wenn man nicht Fan einer der Beiden ist.

Neu und unter dem Gesichtspunkt der ständigen Rivalität der Power Five Conferences untereinander etwas unglücklich ist, dass zum ersten Mal eine Conference mit zwei Teams in den Playoffs vertreten ist (die SEC mit Georgia und Alabama). Das bedeutet zugleich, dass dieses Mal zwei der Power Five Conferences in den Playoffs nicht dabei sind, die Big Ten, die bislang immer dabei war, und die Pac-12. Und es besteht die Gefahr, dass es zu einem reinen SEC-Finale kommt, also zu genau jener unerwünschten Konstellation, die im Frühjahr 2012 dazu geführt hatte, dass die Conference Commissioners ihren jahrzehntelangen Widerstand gegen die Einführung von Playoffs aufgaben. Zur Erinnerung: Am Ende der Saison 2011 bestritten LSU und Alabama das BCS National Championship Game, obwohl Alabama wegen einer Punktspielniederlage gegen LSU nicht einmal das Finale der eigenen Conference erreicht hatte. Und das Alabama dann auch noch ohne Conference Championship die National Championship gewann, setzte der Geschichte die Krone auf. Danach boxten die Entscheidungsträger des College Footballs die Einführung von Playoffs innerhalb weniger Monate durch.

Viel verbessert hat sich durch die Entscheidung vom Frühjahr 2012 allerdings nicht. Gewiss, am Ende der Regular Season gibt es etwas mehr Spannung, weil jetzt vier Teams statt zwei um den Titel spielen können, aber wie zuvor schon der Endspielmacher BCS kommt auch das College Football Playoff (CFP) immer wieder in Situationen, die man offenbar nicht bedacht hatte und die dann zu Verdruss führen. Im ersten Jahr der Playoffs (2014) führte das Fehlen eines Conference Championship Games in der Big Twelve Conference dazu, dass das Playoff Selection Committee sehr zum Ärger der Big Twelve beide Co-Conference Champions (TCU und Baylor) nicht berücksichtigte und den vierten Playoff-Platz an Ohio State vergab, obwohl beide Big-Twelve-Kandidaten unter dem Gesichtspunkt Saison-Gesamtleistung, der vom Selection Committee immer wieder als Hauptkriterium genannt wird, den Playoff-Platz eher verdient gehabt hätten. Im letzten Jahr bekam mit Ohio State zum ersten Mal ein Team einen Platz in den Playoffs, ohne zuvor seine Conference gewonnen zu haben, während der Champion der Big Ten Conference, der Ohio State angehört, Penn State, nicht dabei war obwohl er neben dem Conference-Titel auch noch den Punktspiel-Sieg gegen die Buckeyes vorzuweisen hatte. Und jetzt könnte es, wie gesagt, dazu kommen, dass im National Championship Game zwei Teams aus der selben Conference spielen und der nationale Titel an ein Team geht, das nicht mal die eigene Conference hatte gewinnen können. Dass das nicht sein darf, steht nirgendwo geschrieben. Im Gegenteil, bei der Schaffung der Playoffs hatte man bewusst darauf verzichtet, festzuschreiben, dass der Gewinn des Conference-Titels Vorausetzung für die Teilnahme an den Playoffs ist. Aber glücklich wäre man darüber nicht, weil damit der Stellenwert der Conference Championships gemindert würde.

Soweit kommen muss es ja auch nicht. Auch wenn alle der playoff-erprobten Truppe von Head Coach Nick Saban einen weiteren Titelgewinn zutrauen, ist der Rekordmeister dieses Mal nicht der Favorit. Die Niederlage bei Auburn und der etwas glückliche Sieg bei Mississippi State haben gezeigt, dass Alabama, auch wegen der Ausfälle einiger Spieler im Verlauf der Saison, nicht mehr ganz so dominant ist. Die Favoritenrolle dürfte zurzeit Oklahoma haben. Mit ihrer Offensivkraft sind die Sooners in der Lage, auch die drei erstklassigen Defenses der übrigen Playoff-Teilnehmer zu knacken. Einen offenen Schlagabtausch mit vielen Punkten würde Oklahoma vermutlich gegen jeden der anderen Drei gewinnen. Wer die Sooners schlagen will, muss vor allem QB Baker Mayfield unter seinem gewohnten "Output" halten. Zuzutrauen ist das am ehesten der Abwehr von Clemson. Der Titelverteidiger muss zuvor aber erst einmal die Neuauflage der beiden letzten National Championship Games erfolgreich überstehen.

Hoch - 04.12.2017

QB Baker Mayfield und die Oklahoma Sooners sind leichter Favorit in den hochkarätig besetzten Playoffs.

QB Baker Mayfield und die Oklahoma Sooners sind leichter Favorit in den hochkarätig besetzten Playoffs. (© Getty Images)

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