Im Playoff-Rennen geht’s richtig rund

Auburn kann nach dem Sieg gegen Alabama trotz zweier Niederlagen den Einzug in die Playoffs schaffen.Wer darauf gehofft hatte, dass die Spiele des Thanksgiving-Day-Wochenendes für etwas mehr Klarheit im Kampf um die Plätze in den Playoffs sorgen würden, der wurde enttäuscht. Mehr noch, der Erste und der Zweite der Rangliste des Playoff Selection Committees vom letzten Dienstag, Alabama und Miami, kassierten ihre ersten Niederlagen. Alabamas 14:26 beim Lokalrivalen Auburn war keine große Überraschung, hatte Auburn kürzlich schon den damaligen Spitzenreiter Georgia klar geschlagen. Miamis 14:24-Pleite bei Pittsburgh, einem Team, das trotz dieses Sieges die Saison mit einer negativen Bilanz beendet, ist dagegen ein unverzeihlicher Lapsus angesichts dessen, was für das Team auf dem Spiel stand. In Kombination mit den erwarteten Siegen der anderen unmittelbaren Playoff-Kandidaten (Oklahoma, Clemson, Wisconsin und Georgia) rückt das Feld an der Spitze enger zusammen, so dass sich noch mehr mögliche Konstellationen ergeben und die Gefahr wächst, dass es im vierten Jahr seit Einführung der Playoffs das kontroverseste Votum des Selection Committees geben könnte. Leider müssen die Fans bis zum Dienstagabend (nach deutscher Zeit die Nacht von Dienstag auf Mittwoch) warten, um an der neuen Rangliste zu sehen, welche Playoff-Szenarien nach den Spielen vom kommenden Wochenende am wahrscheinlichsten sind. Bis zur Veröffentlichung der neuen Rangliste darf also noch spekuliert werden.

Ganz wichtig für das, was das Selection Committee am 3. Dezember entscheidet, ist, wie es mit Alabamas Niederlage umgeht. Bleibt der Rekordmeister, der am kommenden Wochenende nicht mehr spielt, weil er durch die Niederlage den Einzug in das SEC Championship Game verpasste, in der neuen Rangliste unter den ersten Vier, dann heißt das zwar noch nicht, dass er dort auch in der abschließenden Rangliste platziert bleiben wird, aber die Chance ist groß, dass es dann so kommt. Das hätte Auswirkungen auf die Chancen der anderen Teams, die in die Playoffs wollen. Sollte Alabama einen Playoff-Platz bekommen, ohne die eigene Conference (SEC) gewonnen zu haben, würden gleich zwei der vier Playoff-Plätze an die SEC gehen, weil der Sieger des SEC Championship Games, Georgia gegen Auburn, mit Sicherheit unter den ersten Vier der Rangliste landen würde. Sollte Georgia gewinnen, wäre das unstrittig. Bei einem Sieg von Auburn wäre es auf den ersten Blick kniffliger, weil die Tigers zwei Niederlagen auf dem Konto haben. Aber zum einen haben sie diese Niederlagen gegen anspruchsvolle Gegner (Clemson und LSU) erlitten, und zum anderen haben sie innerhalb weniger Wochen zweimal den aktuellen Ersten der Rangliste besiegt und hätten Georgia gleich zweimal innerhalb eines Monat geschlagen. Das würde die zwei Niederlagen gewiss ausgleichen. Die Frage wäre dann nur, auf welchen Plätzen Auburn und Alabama in die Playoffs einzögen.

Was dann passieren würde, hängt natürlich noch davon ab, wie die anderen Playoff-Kandidaten am Samstag spielen. Oklahoma trifft im Big Twelve Championship Game auf TCU, Clemson im ACC Championship Game auf Miami und Wisconsin, das letzte noch ungeschlagene Team aus den Power Five Conferences, im Big Ten Championship Game auf Ohio State, das im Falle eines Sieges gegen die Badgers selbst noch eine kleine Chance auf den Einzug in die Playoffs hätte. Für das Playoff Selection Committee wäre es am besten, wenn einer aus dem Trio Oklahoma, Clemson und Wisconsin verlieren würde, vorzugsweise Oklahoma oder Wisconsin. Dann könnte man die Playoff-Plätze an die beiden Siegreichen aus diesem Trio plus den SEC Champion plus Alabama vergeben und an diesem Ausgang gäbe es dann nichts zu bemängeln. Sollten aber alle Drei gewinnen beziehungsweise Oklahoma und Wisconsin gewinnen und Clemson gegen Miami verlieren, wodurch dann Miami mit nur einer Niederlage belastet wieder im Geschäft wäre, würde es für das Selection Committee ungemütlich, weil dann in jeder möglichen Konstellation ein Team außen vor bliebe, das sich zu recht benachteiligt fühlen würde.
Unumstritten wäre nur die Playoff-Teilnahme des SEC Champions. Bei den anderen Kandidaten kommt es darauf an, welche Faktoren die Mitglieder des Selection Committees wie bewerten. Für Alabama, um mal mit dem bisherigen Spitzenreiter zu beginnen, würde die Souveränität sprechen, mit der das Team über weite Strecken der Saison seine Siege einfuhr. Die Kehrseite: Aus heutiger Sicht wirkt das Programm des Teams weniger stark als vor der Saison. Gegen den einzigen wirklichen Hochkaräter, Auburn, hat man verloren, und der Sieg bei Mississippi State war zum einen etwas glücklich und hat zum anderen angesichts der Leistungen der Bulldogs in den Spielen seither an Wert verloren. Der wertvollste Sieg, wenn man das so formulieren will, ist der gegen LSU, ein Team mit drei Niederlagen, darunter eine gegen ein Team aus der Sun Belt Conference (Troy). Dass Alabama nicht mehr Conference Champion werden kann, ist der größte Minuspunkt. Allerdings hat die Saison 2016 gezeigt, dass man auch aus dieser Situation heraus in die Playoffs einziehen kann. Vor einem Jahr hatte Ohio State den Einzug ins Big Ten Championship Game wegen einer Niederlage gegen Penn State verpasst. Weil diese Niederlage aber die einzige blieb und der spätere Big Ten Champion Penn State zwei andere Regular-Season-Spiele verloren hatte, bekam Ohio State bei der Vergabe des vierten Playoff-Platzes den Vorzug vor Penn State. "Ich denke, unser Team hat die Chance, in die Playoffs einzuziehen verdient, wenn man sich anscheut, was sie geleistet. Sicherlich nicht in diesem Spiel, aber wir haben heute auch gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt, wahrscheinlich ein der zurzeit besten. Wir haben elf Spiele gewonnen, und das haben nicht viele geschafft. Ich weiß wirklich nicht, welche Szenarien eintreten müssen, damit wir eine Chance haben, aber ich würde es sicherlich gerne sehen, wenn unsere Mannschaft diese Chanc bekäme. Ich denke, sie hätte sie verdient", sagte Head Coach Nich Saban dazu.

In den neuen Ranglisten der Journalisten und Head Coaches, die am Sonntag veröffentlicht wurden, kletterte Clemson auf Platz eins, und es ist gut möglich, dass das auch in der Playoff-Rangliste so passiert, schließlich lag der letztjährige National Champion auch hier zuvor auf Platz drei. Diese hohe Wertschätzung der Tigers dürfte sich, neben den vielen klaren Siegen, im Wesentlichen auch durch ihren Sieg gegen Auburn erklären. Ob man diesen Erfolg so hoch hängen sollte, darf man aber ruhig in Frage stellen, denn in den ersten Wochen der Saison präsentierte sich Auburn noch längst nicht in der Form der zweiten Hälfte der Regular Season. "Wir sind heute ein komplett anderes Team. Damit will ich die Leistung von Clemson in keiner Weise schmälern. Sie sind ein großartiges und ich denke, das kann jeder sehen. Im September waren wir aber noch auf der Suche nach unserer Identität. Wir hatten einen neuen Quarterback, einen neuen Offensive Coordinator, und seither sind wir kontinuierlich immer besser geworden", sagte auch Auburn Head Coach Gus Malzahn über sein Team am Samstag. Und dann ist da noch Clemsons Niederlage bei Syracuse Mitte Oktober. Die wird in Diskussionen gern mal kleingeredet mit der Begründung, dass Clemson in diesem Spiel in der zweiten Halbzeit ohne Stamm-Quarterback Kelly Bryant spielen musste. Das kann man auch anders sehen. Ein Kommentator eines der späten Spiele am Samstag brachte es auf den Punkt: Wer zu den vier besten Teams gehören und in die Playoffs will, der muss ein Team wie Syracuse, das nur vier Spiele in dieser Saison gewann, auch ohne seinen Stamm-Quarterback schlagen können.

Oklahoma muss sich keine Sorgen machen, trotz eines Sieges im Big Twelve Championship Game für die Top-Vier nicht berücksichtigt zu werden. Mit den dann zwei Erfolgen gegen TCU, dem bei Oklahoma State und dem bei Ohio State im September haben die Sooners mehr Siege gegen Teams mit mindestens neun Siegen in der Bilanz vorzuweisen als die anderen Playoff-Kandidaten. Das sollte den Makel der Heimniederlage gegen Iowa State, ein Team mit einer 7-5-Abschlussbilanz Anfang Oktober ausgleichen. Und die Angriffsleistungen des Team in dieser Saison sind so spektakulär, dass man sich eigentlich nicht vorstellen kann, dass die Mitglieder des Selection Committees gleich vier andere Teams für besser halten als die Sooners.

Selbst bei einem Gewinn des Conference-Titels am meisten zittern muss wohl Wisconsin. Das große Manko der Badgers ist, dass sie das leichteste Programm unter den erwähnten unmitelbaren Playoff-Kandidaten absolviert haben. Dafür können sie natürlich nichts. Ihre Division in der Big Ten Conference ist zurzeit deutlich schlechter als die andere, und im Zuge der Spielplan-Rotation standen in dieser Saison keine Regular-Season-Spiele gegen Ohio State, Penn State und Michigan State auf dem Programm. Ganz so leicht, wie es in Diskussionen um die Stärke des Teams immer wieder gemacht wird, war das Programm allerdings auch nicht. Immerhin hat man Iowa, das kurz zuvor Ohio State mit 55:28 klar geschlagen hatte, und Michigan souverän besiegt, und der Erfolg gegen Northwestern Ende September sieht angesichts der sieben Siege in Folge der Wildcats und deren 9-3-Abschlussbilanz inzwischen auch besser aus als zum Zeitpunkt dieses Spiels. Außerdem würde ein Sieg gegen Ohio State im Big Ten Championship Game das "Resumee" der Badgers weiter aufwerten. Ehrlich gesagt ist es kaum vorstellbar, dass das Selection Committee einen ungeschlagenen Big Ten Champion, zumal da er der einzige Power Five Conference Champion ohne Niederlage wäre, nicht unter den Top-Vier platziert.

Am kniffligsten ist die Situation unter den mit einer Niederlage belasteten Teams bei Miami. Die Hurricanes können den Schaden, den der Ausrutscher bei Pittsburgh angerichtet hat, mit einem Sieg gegen Clemson im ACC-Finale theoretisch noch wettmachen, aber wenn Oklahoma und Wisconsin am Samstag ebenfalls gewinnen, dürfte dieser Erfolg "too little, too late" sein. Über die gesamte Saison gesehen gab es bei einem alles andere als anspruchsvollen Programm zu viele mühevolle Siege, und der einzige überzeugende Auftritt beim 41:8 gegen Notre Dame hat durch die dritte Niederlage der Fighting Irish bei Stanford am Samstag (20:38) an Wertigkeit verloren. Die Hurricanes müssen also darauf hoffen, dass entweder Oklahoma oder Wisconsin am Samstag verlieren - aber im Moment fällt es schon schwer, sich vorzustellen, dass sie tatsächlich Clemson schlagen werden.

Neben diesen Teams haben, wenn es am Samstag ganz verrückt läuft und sowohl Oklahoma als auch Clemson und Wisconsin verlieren würden, auch noch ein paar andere Two-Loss-Teams Chancen - vor allem Ohio State und TCU, die bei diesem Szenario Wisconsin und Oklahoma geschlagen hätten. Und selbst USC, das in der Playoff-Rangliste vom letzten Dienstag vor TCU platziert war, könnte mit einem Sieg im Pac-12 Championship Game gegen Stanford am Freitag noch in Betracht kommen. Die Bühne ist also bereitet für ein packendes Finish der Regular Season.

Hoch - 27.11.2017

Auburn kann nach dem Sieg gegen Alabama trotz zweier Niederlagen den Einzug in die Playoffs schaffen.

Auburn kann nach dem Sieg gegen Alabama trotz zweier Niederlagen den Einzug in die Playoffs schaffen. (© Getty Images)

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