IFAF Europe wird eigenständig

Die Delegierten des IFAF-Kongresses in Paris machten den Weg für eine unabhängige IFAF Europe frei.Auf Initiative des österreichischen Nationalverbandes AFBÖ erlaubt die am 17. September in Paris verabschiedete neue Satzung der International Federation of American Football (IFAF) den Mitgliedsverbänden künftig, über die Struktur der Organisation der Zusammenarbeit auf dem gleichen Kontinent wieder eigenständiger zu entscheiden. Ab sofort können die Nationalverbände eines Kontinents wählen, ob sie sich zum Zwecke der Organisation des Spielbetriebes oder der Zusammenarbeit zum Beispiel in punkto Schulungen als Kontinentalkomitee innerhalb der IFAF zusammenschließen oder eine juristisch vom Weltverband getrennte eigenständige Organisationsform wählen, die dann die selben Rechte und Pflichten wie ein IFAF-Kontinentalkomitee erhält, mit dem Unterschied selbstständig Verträge eingehen zu können und über eine eigene Kassen- und Finanzhoheit zu verfügen.

Die vor einigen Jahren seitens des Weltverbandes eingeführte Struktur, auf rechtlich unselbstständige kontinentale Zonen mit weisungsgebundenen Komitees zu setzen und darüber hinaus jeder anderen Form des Zusammenschlusses von Nationalverbänden eines Kontinents die Anerkennung zu entziehen, hatte vor allem in Europa spürbare Auswirkungen. Anderswo auf der Welt, wo ein internationaler Spielbetrieb auf Vereinsebene bisher gar nicht und bei Nationalmannschaften nur sporadisch stattfindet, änderte sich durch die neue Organisationsform nichts, erhoffte Effekte durch die Umwandlung der IFAF-Struktur blieben aus, von einem internationalen Spielbetrieb mit internationalen Pokalwettbewerben sind alle Kontinente außer Europa noch immer genauso weit entfernt wie vor einigen Jahren.

Für Europa, wo in diesem Jahr schon das 30-jährige Jubiläum des ältesten internationalen Clubwettbewerbes um den Eurobowl gefeiert werden durfte und die mitgliederstärksten Nationalverbände mit den umfangreichsten nationalen Spielbetrieben innerhalb der IFAF ihre Heimat haben, lag es auf der Hand, dass die europäischen IFAF-Mitgliedsverbände ihre gemeinsamen Interessen in einer eigenständigen IFAF Europe bündeln werden. Da die IFAF Europe juristisch keine eigenständige Einheit bildete, erschwerte sich unter ihrem Dach die Zusammenarbeit der europäischen Verbände, und letztlich schlug dies bis auf die Organisationsebene des internationalen europäischen Spielbetriebes durch, nur durch erhöhten persönlichen Einsatz der Beteiligten, die teilweise seit Jahrzehnten eingespielt zusammenarbeiten, ließ sich der zusätzlich durch die rechtliche Konstruktion der IFAF Europe aufgeblähte Verwaltungsaufwand einigermaßen eindämmen.

Nachdem beim IFAF Congress in Paris die neue Satzung verabschiedet wurde, gingen die europäischen Verbände fast zwangsläufig diesen Weg, um den Weg zu mehr internationalem Spielbetrieb oder beispielsweise Schulungen in "jüngeren" American-Football-Nationen wieder direkter und ohne Umwege gehen zu können. Der Gründungsakt zur Neuformierung der "IFAF European Continental Association/ IFAF Europe" wurde von 15 europäischen Nationalverbänden einstimmig vollzogen. Als Präsident der IFAF Europe wurde Enrique Garcia de Castro (Spanien) einstimmig gewählt. Zu Vizepräsidenten wurden Michael Smith (Irland) und Sahin Komercu (Türkei) bestimmt, zum Generalsekretär Uwe Talke (Deutschland), als Schatzmeister wurde Dr. Gregor Murth (Österreich) von der Versammlung gewählt. Weitere Funktionen besetzen Romeo Tjoe-A-On (Niederlande) als Sportdirektor sowie im Managing Committee Thomas Ahlberg (Schweden), Manfredi Leone (Italien) und Jedrzej Steszewski (Polen).

Beim IFAF Congress in Paris waren mehr als 50 Nationen der inzwischen über 100 Mitgliedsverbände im Weltverband vertreten. Für den selben Tag hatte allerdings eine Gruppe von IFAF-Mitgliedsverbänden zu einer Versammlung nach New York gebeten, was die Teilnahme weiterer Nationalverbände verhinderte. Auch aus Europa waren unter anderem Großbritannien sowie beispielsweise Finnland nicht in Paris vertreten. Jene Gruppe von IFAF-Mitgliedsverbänden zweifelt allgemein die IFAF-Präsidentschaft von Tommy Wiking (Schweden) an. Der seit nunmehr über ein Jahr lang durch die IFAF gehende Riss ist also sicher noch nicht gekittet. Die Europäer allerdings wollen einerseits versuchen, trotz dieser Vorgänge, ihren anders als auf den anderen Kontinenten bereits sehr ausgeprägten internationalen Spielbetrieb fortführen zu können. Und andererseits untereinander wieder Einigkeit darüber herzustellen, dass unabhängig von manchen Differenzen gemeinsam gearbeitet werden kann. So ist die Besetzung der Posten in der neuen eigenständigen IFAF Europe auch personell der Versuch, erst einmal über die ganz praktische "Hands-on"-Arbeit im Sinne der Spieler wieder zueinander zu finden.

Auerbach - 19.09.2016

Die Delegierten des IFAF-Kongresses in Paris machten den Weg für eine unabhängige IFAF Europe frei.

Die Delegierten des IFAF-Kongresses in Paris machten den Weg für eine unabhängige IFAF Europe frei. (© IFAF)

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