Was wäre wenn, ....

Wenige Tage vor dem letzten offiziellen Ranking sind im College Football noch viele Optionen möglich und es ist noch nicht geklärt, welche vier Teams vom Selection Committee ausgewählt werden und die zwei Halbfinalspiele bestreiten werden. Das besondere an dieser Saison, die nun innerhalb der regulären Saison in ihr „viertes Viertel geht, ist, dass die sportlichen Überraschungen bis zum letzten Spieltag scheinbar nicht abbrechen. So klopft Iowa weiterhin an die Playoff-Tür und belegte im vierten CFP-Ranking einen vierten Platz. Gegen die Indiana Hoosiers verlief zwar die Partie lange spannend, doch dank eines gewohnt starken Laufspiels und einem zum Schluss nervenstarken C. J. Beathard als Quarterback konnte Iowa das Spiel im letzten Abschnitt mit 35:27 für sich entscheiden. Doch damit mit genug. Wenn es in den letzten Wochen möglich war, dass Memphis sich in den Top 25 festgesetzt hat, Washington gegen Portland State verlor und Arkansas gegen Toledo unterlag, dann muss jeder College Football Experte schon tief in die Geschichtsbücher schauen, wann es zuletzt diese Häufigkeit von nicht vorhersehbaren Matches und Ereignissen gegeben hat und die Chance besteht, dass zwei oder sogar mehr der so genannten „Five Power Conferences“ nicht in den Playoffs vertreten sind. Dieser gewollte Geburtsfehler der Playoffs, dass nur vier Teams nominiert werden können, führt automatisch zu besonderen Verhaltensmaßnahmen. Einerseits gehen die angeblichen Top Teams Partien gegen andere Spitzenteams in der regulären Saison, wenn vermeidbar aus dem Weg und hoffen darauf, dass eine perfect season ausreicht, um ganz oben Berücksichtigung zu finden. Das Signal, dass die CFP-Organisation an alle Athletic Directors und Head Coaches aussendet ist klar: „Spiele eine ungeschlagene Saison und Du hast die Hälfte der Miete bereits eingefahren, um die Playoffs zu erreichen.“ Andererseits kann sich ein Conference Champion keineswegs sicher fühlen, auch das Halbfinale zu erreichen. Entsprechend wurde schon vor geraumer Zeit der Vorschlag, mit acht Teams in die Playoffs zu starten, bisher vom der College Playoff Organisation aber immer wieder negiert.

Trotz aller Unsicherheit gilt Clemson weiterhin in der ACC als der Favorit der Atlantic Division und als der nationale Favorit schlechthin, nach dem die Tigers den ärgsten Mitbewerber Florida State mit 23:13 bezwangen. Konsequenterweise dürften die Tigers auch als Favorit für das ACC Championship Game gelten, doch was würde passieren, wenn sie dieses Match gegen zum Beispiel North Carolina verlieren würden? Dieses Szenario hätte fast zwangsläufig zur Folge, dass die Tarheels sich zwar in der CFP-Tabelle verbessern dürften, aber Clemson an der Spitze um einige Ränge herabgestuft werden müsste und möglicherweise dann auch nicht in den Playoffs vertreten wäre.

Einer der großen Verlierer der ersten CFP-Saison war die Big12 Conference. Baylor und TCU wurden trotz überzeugender Siege abgestuft, weil zum Beispiel Ohio State noch klarer ihre Spiele bestritten hatte. Die Möglichkeit, dass es in diesem Jahr erneut die Big 12 trifft, ist durchaus gegeben. Wenn Clemson das Programm weiterhin fehlerfrei und unbesiegt abspielt, Notre Dame gegen Stanford am 28. November gewinnt und auch Alabamas positiver Trend anhält, dann wird es für Art Briles und seinen Bears mehr als eng, zumal sie in der elften Woche gegen die Oklahoma Sooners mit 34:44 verloren, sich gegen Oklahoma State zwar durchsetzten, mittlerweile aber auch ersatzgeschwächt in die letzten Wochen der Saison gehen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Big12 Favoriten in der 13. Woche gegenseitig im Weg stehen werden, wenn Oklahoma State die Sooners begrüßt und TCU gegen Baylor antritt.

Spannend wird es kurz vor dem letzten CFP-Ranking vor allem in der Big 10. Ohio State ist gestrauchelt und die Frage bleibt, ob es sich Ende November ausgerechnet gegen Michigan wieder aufrichten kann. Auch wird es für Iowa zur Stunde der Wahrheit kommen, wenn die Hawkeyes in den nächsten zwei Wochen auf große Aufgaben trifft. Iowa wurde vom Selection Committee frühzeitig zur Kenntnis genommen und honorierte die ersten neun Saisonsiege bereits beim zweiten Ranking mit einem sehr guten fünften Platz und verbesserte sich am vergangenen Dienstagabend bereits auf einen Playoff Platz.

Zu den Zaungästen in den Playoffs wird wohl auch die Pac-12 gehören. Die Frage, ob Stanford sich gegen Notre Dame durchsetzen kann, genoss in diesem Jahr den Status einer „nationalen Weichenstellung“. Nach dem allerdings Stanford gegen Oregon mit 36:38 verloren hat, hat sich diese Annahme allerdings relativiert und Notre Dame bekleckerte sich während der letzten zwei Wochen auch nicht mit viel Ruhm. Gewinnen die Fighting Irish gegen die Cardinal und würde anschließend Stanford, die Pac 12 für sich entscheiden, dann wird es sich so zutragen, dass Stanford, ob Conference Champion oder auch nicht, für die Playoffs ignorieren würde und die Irish könnten ihre Hoffnung auf den vierten Tabellenplatz zumindest für eine Woche aufrecht erhalten.

In der SEC hat sich Alabama rechtzeitig von der Niederlage gegen Ole Miss erholen können und visiert natürlich das Conference Championship an. Die Gators, die bisher nur gegen LSU verloren, könnten ihre Gegner sein. Sollte Florida aber auch das SEC Endspiel gewinnen, dann droht ein Dilemma wie in der Pac-12. Die Gators durften bisher noch nicht einmal zu den Top 10 gehören, während sich Alabama schon fast sicher über einen Playoff Platz freuen durfte. Es bleibt also bis zum 6. Dezember, wenn die finalen vier Playoff Plätze vergeben werden, weiterhin extrem spannend.

Schlüter - 25.11.2015

Jeff Long muss als CFP Selection Committee Vorsitzender die Entscheidungen seines Ausschusses öffentlich rechtfertigen. (© Getty Images)