Preview 2015: Keine Chance für die Kleinen

Für die fünf stärksten Conferences der höchsten „Spielklasse“, die so genannten Power Five Conferences (ACC, Big Ten, Big Twelve, Pac-12 und SEC), waren die 2014 erstmals ausgetragenen Playoffs ein „Instant Success“. Mehr Medieninteresse, mehr Geld - und auch sportlich wurde die Mini-KO-Runde mit zwei Halbfinals als Gewinn gesehen, weil sich so zwei Teams, Ohio State und Oregon, auf dem Platz fürs National Championship Game qualifizieren konnten, die im Rahmen des alten Systems der Meister-Ermittlung über die Bowl Championship Series (1998 bis 2013) diese Chance wahrscheinlich nicht bekommen hätten (die Finalisten wären wohl Alabama und Florida State gewesen). Aber haben sich mit der Einführung von Playoffs auch die Endspiel-Chancen der kleineren, in der Breite sportlich schwächeren Conferences, deren Top-Teams in der BCS-Ära vergeblich um mehr Anerkennung und die Berücksichtigung fürs Finale bemüht hatten, verbessert? Theoretisch vielleicht, bei realistischer Betrachtung aber sind die kleineren Conferences weiter davon entfernt, einen Endspiel-Teilnehmer zu stellen, als je zuvor.

Zugegeben, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft war die höchste Ebene des Colleges Football, die nach der Teilung der Division I im Jahr 1978 Division 1-A hieß und seit 2006 Football Bowl Subdivision (abgekürzt FBS) heißt, schon immer. In den traditionsreichsten Conferences, deren Geschichte zum Teil bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht und in denen sich in der Regel die größten, angesehendsten und finanziell leistungsfähigsten Universitäten einer Region zusammengeschlossen hatten, waren auch die sportlichen Rahmenbedingungen ganz andere als in den Conferences, in denen sich die weniger renommierte Universitäten zusammenfanden. Die großen Unis hatten schon immer mehr Geld zur Verfügung - für Stipendien, Coaches-Gehälter und den Bau (und ständigen Ausbau) von Stadien und Trainingseinrichtungen. Und so gibt es bis heute auch nur einen Fall, in dem ein Team aus einer der kleineren Conferences die National Championship gewinnen konnte: BYU als Mitglied der heute im Football nicht mehr existierenden Western Athletic Conference (WAC) in der Saison 1984. BYU profitierte damals davon, dass es das einzige ungeschlagene Team der Division 1-A war und dass es seinerzeit eine allgemeine Stimmung für einen Meister, der nicht aus dem Kreis der traditionellen „Power Houses“ kommt, gab. Also wählten die Journalisten und Head Coaches, die damals mit ihren Ranglisten über den Meister entschieden, die Cougars zum National Champion. Diese Entscheidung war angesichts des leichten absolvierten Proramms der Cougars freilich umstritten, und der Umstand, dass die Teams in den kleineren Conferences generell ein leichteres Programm spielen, war später immer wieder der Hauptgrund dafür, dass ungeschlagene Teams aus diesen Conferences nie bis ganz nach vorn kamen.

Nach der Jahrtausendwende gab es allerdings eine Phase, in der sich ein Teil der kleineren Conferences dem Niveau der Top-Conferences annäherte - unter anderem eine Folge von in den 90er Jahren beschlossenen Maßnahmen wie der Begrenzung der zu vergebenden Football-Stipendien auf 85, die zu einer breiteren Verteilung des aus den High Schools nachrückenden Talents und so zu einer Verringerung des Leistungsgefälles innerhalb der Division 1-A/FBS führten. In der WAC mauserte sich ab 2002 das erst 1999 von der Division 1-AA in die Division 1-A gewechselte Boise State zu einem Spitzenteam, das regelmäßig mit Erfolgen gegen Teams aus den Top-Conferences für Aufsehen sorgte. 2006, 2008 und 2009 blieb das Team in der Regular Season ungeschlagen. Für den Einzug ins Finale reichte es in allen Fällen aber nicht. 2006 landete man in der für die Vergabe der Endspielplätze entscheidenden Rangliste der BCS nur auf Platz acht, 2008 auf Platz neun. 2009 war man als Sechster hinter vier ebenfalls ungeschlagenen Teams aus stärkeren Conferences und einem mit einer Niederlage belasteten Team aus der SEC am dichtesten dran am Einzug ins Endspiel.

Ähnlich erging es in dieser Phase auch anderen Teams aus einer der weniger bedeutenden Conferences. Gleich mehrfach betroffen war die während der Realignment-Schübe der 90er Jahre entstandene Mountain West Conference. Utah wurde 2008 ungeschlagen - inklusive dreier Siege gegen Top-25-Teams - nur Sechster der BCS-Rangliste hinter fünf Teams aus SEC, Big Twelve und Pac Ten, die alle einmal verloren hatten, und untermauerte mit einem klaren Sieg im Sugar Bowl gegen Alabama, eines der vor den Utes platzierten Teams, dass es durchaus das Niveau eines Finalisten hatte. In den beiden folgenden Jahren erwischte es TCU. 2009 wurde man ungeschlagen Vierter der BCS-Rangliste, 2010 - wieder ungeschlagen - sogar Dritter. Das Pech der Horned Frogs war, dass es 2009 mit Alabama aus der SEC, Texas aus der Big Twelve und Cincinnati aus der Big East und 2010 mit Auburn aus der SEC und Oregon aus der Pac Ten Konkurrenten um den Finaleinzug gab, die ebenfalls ungeschlagen waren und unbestreitbar stärkere Programme absolviert hatten.

Seit letztem Jahr würden Platz drei oder vier zwar reichen, aber so weit nach vorn wird in der von einem zwölfköpfigen Gremium erstellten Playoff-Rangliste wohl vorerst kein Team aus den als Abgrenzung zu den Power Five Conferences inzwischen so bezeichneten Group of Five Conferences (American Athletic, Conference USA, Mid-American, Mountain West und Sun Belt) mehr kommen. Der Hauptgrund ist die Realignment-Welle vor zwei Jahren. Durch die verloren die kleineren Conferences viele ihrer potentesten Mitglieder an die Power Five Conferences, und in einer Kettenreaktion verschwanden zwei Conferences sogar ganz. Die Mountain West verlor TCU an die Big Twelve, Utah an die Pac-12 sowie BYU, dass aus der Conference austrat und glaubt, als Independent besser zu fahren. Die Lücken wurde geschlossen durch den Übertritt mehrerer Mitglieder aus der Western Athletic Conference, die sich draufhin als Football Conference auflöste. Die Big East verschwand nach dem Verlust von Louisville, Pittsburgh und Syracuse an die ACC, West Virginia an die Big Twelve und Rutgers an die Big Ten ebenfalls. Ihre Überreste fomierten sich mit einem Großteil der Conference USA zur American Athletic Conference. Die Conference USA „plünderte“ dafür die Sun Belt Conference, die die Verluste mehrheitlich mit „Aufsteigern“ aus der Football Championship Subdivision (ehemals Division 1-AA) kompensierte.

In dieser Form hat die zweite Reihe der FBS Conferences nicht mehr das Niveau, das Mountain West, Big East und Conference USA noch am Anfang dieses Jahrzehnts verkörperten. Die wenigen verbliebenen Teams mit dem Potenzial zu mehr, etwa Boise State in der Mountain West oder Cincinnati und Central Florida in der American Athletic, können sich künftig wohl nur dann minimale Hoffnungen auf das Erreichen der Playoffs machen, wenn sie ihre Programme durch möglichst viele Spiele in den Non-Conference Games gegen Teams aus den Power Five Conferences aufwerten, diese Spiele gewinnen und ungeschlagen durch die Regular Season kommen. Und das ist viel verlangt von Teams die mit insgesamt schlechterem „Spielermaterial“ und deutlich weniger Geld arbeiten müssen als die Teams aus den Power Five Conferences.

Hoch - 17.08.2015

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen Ansichtmehr News Collegewww.ncaafootball.comSpielplan/Tabellen CollegeLeague Map College
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: