Der etwas andere Head Coach

Mark HelfrichMark Helfrichs Stern am College Football Firmament ist endgültig aufgegangen. Mit dem Einzug in das Championship Finale hat er bereits nach zwei Jahren das geschafft, wozu andere Coaches Jahrzehnte benötigen: Als Head Coach um die US-College Meisterschaft zu spielen, die die eigene Karriere beflügelt und dem Arbeitgeber ewigen Ruhm beschert. Zwar hat er in diesem Jahr den Schritt noch nicht getätigt und die Ducks mussten sich klar den Buckeyes beugen, doch Mark Helfrich ist noch jung und kann in den nächsten Jahren noch einige National Championships erobern.

Auffällig an Helfrichs Weg vom 16000 Seelen Heimatort Coos Bay bis in das College Football Finale ist vor allem der Umweg, den er zwischen 1997 gegangen ist. Zuvor spielte er an der Marshfield High School als Quarterback Football und wurde von Rich Brooks und Mike Bellotti zu einem Trainingslager bei den Oregon Ducks eingeladen. Da seine Eltern, sein Onkel und sein Bruder an der gleichen Universität studierten, war sein Weg eigentlich schon fast vorgezeichnet, doch Helfrich entschied sich für die kleinere Southern Oregon University, die zudem, was sportliche Belange angeht, unter dem Dach der NAIA organisiert ist.

Sein Vater Mike, so viel kann behauptet werden, hat ihn auf jeden Fall in seinen ersten Jahren stark geprägt. Mike Helfrich startete seine College Football Karriere als 390 Pfund Lineman bei den Ducks, wechselte jedoch kurze Zeit später zur Southern Oregon. Nach 25 Jahren Berufstätigkeit als Vizepräsident in einer Bank, verbrachte er den Rest seines Lebens damit, in Coos Bay an der Marshfield High Jugendteams zu unterrichten. Die Familie Helfrich besuchte oft das Autzen Stadium der Ducks und schaute als Zuschauer vielen Pac-12 Footballspielen zu. Nun könnte man schreiben, dass Helfrich nach seinem Bachelor in Biologie im Jahre 1996 seine Trainerkarriere aufgrund der Kontakte seines Vaters Mike doch noch an der Oregon University als „Graduate Assistant“ startete und via Boise State, Arizona State und Colorado seinen Weg fand, doch diese Geschichte kennt noch einen weiteren Umweg, der 1997 nach Österreich führte.

1996 arbeitete er als Running Back Coach an seiner Hochschule und hatte gerade eine Zweitausbildung zum Orthopäden begonnen. Als er 2007 jedoch Urlaub in Österreich machte, änderte sich seine Lebenssituation sprunghaft. Auf Empfehlung des väterlichen Freundes Tom F. Smythe, schloss er sich den Vienna Vikings an und wurde in der Saison 1997 deren Spielertrainer. 800 US Dollar im Monat plus freie Unterkunft und die Vergütung der Fahrgeldkosten soll, so will es die Legende, sein Gehalt in Wien gewesen sein und möglicherweise wäre es auch noch zu einer zweiten Saison in Europa gekommen, wenn Mike Helfrich seinen Sohn nicht angerufen hätte, um ihn nach Oregon zurück zu holen. Mike Bellotti, der damalige langjährige Oregon Ducks Head Coach wollte ihn als Graduate Assistent Coach engagieren. Diese Chance konnte und wollte sich Helfrich nicht entgehen lassen, so dass sein Weg ihn wieder nach Eugene zurückführte. Später folgte Helfrich dem Offensive Coordinator Dirk Koetter nach Boise State und dann nach Arizona State, wo er als Quarterback Coach und Passing-Game-Coordinator eingesetzt wurde. 2006 wurde er von Colorado zum Offensive Coordinator befördert, kehrte aber 2009, nach drei verlorenen Spielzeiten wieder nach Oregon zurück.

Helfrich trat Chip Kellys Trainerstab als Offensive Coordinator und Quarterback Coach bei und wusste, dass unter Kelly viel Arbeit, aber nicht viel Ruhm für ihn abfallen würde. Der Chef forderte viel und sonnte sich gerne im Glanz der Erfolge. Trotzdem sollte Helfrich einen Coup im Jahre 2010 landen, der wohl als die erste wirkliche Großtat des Mark Helfrich zu bezeichnen ist. Markus Mariota war seinerzeit Honolulus Offensive Player of the Year und nahm im Sommer an einem Oregon Footballcamp teil und fiel sofort Helfrich als außergewöhnlicher Rohdiamant auf. Nachdem Camp besuchte Helfrich die Mariotas auf Hawaii. Während der Visite wurde der erste Eindruck von Helfrich bestätigt und er holte sich unverzüglich telefonisch von seinem Chef Chip Kelly die Erlaubnis ein, Mariota ein Stipendium anzubieten.

Als Kelly in die NFL ging und der neue Philadelphia Eagles Head Coach wurde, war Mark Helfrich soweit, das Ruder in Eugene zu übernehmen. Oregon folgte zudem einer Tradition, dass der neue Head Coach immer aus den eigenen Reihen kommen sollte und niemals extern eingekauft werden durfte. Trotzdem ist Helfrich der erste Oregon Head Coach seit John Warren, der 1942 die Ducks trainierte und auch im gleichen Bundesstaat aufgewachsen ist. Unter Helfrich sind die Ducks weiter zu einem College Powerhouse gereift. Gesteigert wurde vor allem ihre Geschwindigkeit. Im Durchschnitt generieren seine Footballer heute 55,6 Punkte und 632,1 Offense Yards pro Match. 639 Yards wurden es sogar gegen den alten Champion Florida State im ersten Playoff Halbfinale.

Eine Haupteigenschaft von Mark Helfrich hat übrigens sein früherer Mentor Dirk Koetter passend zusammengefasst: „Er hat die Begabung, alles Wichtige in seinem Kopf abzuspeichern. Er braucht keine Computer und keine Flip Charts. Er sieht vor allem das Spiel aus der Sicht eines Quarterbacks. Das ist sein Vorteil. Es gibt oft Trainer, die niemals gute Spieler waren und die Schwierigkeiten haben, sich in die Spieler hineinzuversetzen. Immer wenn wir neue Ideen hatten, wurde zunächst Mark gefragt, ob diese wohl funktionieren würde. Er wusste genau, was für einen Quarterback möglich ist und welche Idee wieder verworfen werden sollten.“

Schlüter - 22.01.2015

Mark Helfrich

Mark Helfrich (© Getty Images)

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen Ansichtmehr News Oregon Duckswww.goducks.comSpielplan/Tabellen Oregon Ducks
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: