Dunkle Wolken am Playoff-Himmel

Jeff LongDer 13. Spieltag brachte nichts Neues an der Spitze des Playoff-Rankings, dessen letzte Ausgabe am 7. Dezember über die vier Playoff-Teilnehmer entscheiden wird. Von den sieben Teams mit maximal einer Niederlage auf dem Konto, die im Moment den Kreis der unmittelbaren Playoff-Kandidaten bilden, erwischte es keinen - was angesichts der Gegner nicht überraschte. Zugegeben, der eine oder andere sah dabei nicht gut aus. Titelverteidiger Florida State, aktuell Dritter des Rankings, quälte sich mal wieder zu einem mageren Sieg (20:17 gegen Boston College), der Siebte Ohio State lag beim 42:27 daheim gegen Indiana im dritten Viertel zurück, und so blieb der nennenswerteste Favoritensturz die 0:30-Klatsche des Achten Mississippi bei Arkansas. Für Mississippi, das dem aktuellen Spitzenreiter Alabama die einzige Niederlage beigebracht hat und vor einem Monat selbst noch ein Playoff-Anwärter war, eine bittere Pille, aber für’s „Big Picture“ nicht wirklich wichtig, weil die Rebels zuvor schon zweimal verloren und damit ohnehin nur noch eine geringe Chance auf das Erreichen der Playoffs hatten.

Gesprächsstoff in Sachen Playoff gab es aber doch, im Rückblick auf das am Dienstag letzter Woche veröffentlichte aktuelle Playoff-Ranking. Waren die ersten vier seit Ende Oktober veröffentlichten Ranglisten des Playoff Selection Committees noch ziemlich „geräuschlos“ zur Kenntnis genommen worden, so sorgte das Ranking der letzten Woche erstmals für Kritik - ein kleiner Vorgeschmack auf das, was möglicherweise in zwei Wochen droht. Nach Alabamas 25:20-Sieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Ersten Mississippi State hatte das Selection Committee Alabama, das zuvor Fünfter war, auf Platz eins gesetzt. Ganz überraschend kam das nicht. Der Zweite Oregon war spielfrei gewesen, der Dritte Florida State und der Vierte TCU hatten zwar gewonnen, aber nur knapp und mit nicht überzeugenden Leistungen gegen eigentlich klar schwächere Gegner. Und eine Woche zuvor hatte das Selection Committee bereits gezeigt, dass man bei nicht überzeugenden Siegen nicht davor zurückschreckt, ein Team zurückzustufen. Erwischt hatte es da Florida State, das nach dem 34:20-Sieg gegen Virginia am 8. November hinter das mit einer Niederlage belastete Oregon auf Platz drei abgerutscht war. Begründet hatte der Vorsitzende des Selection Committees, Arkansas’ Athletic Director Jeff Long, das damit, dass Oregon mehr Siege gegen Teams aufzuweisen hat, die aktuell in den Top 25 platziert sind (drei gegenüber zwei der Seminoles) und man Oregons Heimniederlage gegen Arizona nicht allzu schwer gewichten würde, weil die Ducks zu dem Zeitpunkt durch den verletzungsbedingten Ausfall wichtiger Spieler geschwächt gewesen seien. Und in der Presseerklärung zur Veröffentlichung es Votums der letzten Woche hatte Long noch mal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Qualität der Siege bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielt.

Das alles ist weder neu noch überraschend. Dass man bei der Einstufung der Teams auch Dinge wie die Stärke der Gegner oder das verletzungsbedingte Fehlen von Spielern berücksichtigen werde, hatte das Committee im Vorfeld der Saison klar gesagt. In sofern ist die Kritik eines Kommentators von diesem Wochenende, ihn würde stören, dass jede Woche neue Kriterien nachgeschoben würden (es also keine klare Linie gibt), in der Sache überzogen. Problematisch wird das Ganze aber dann, wenn man diese ohnehin etwas schwammigen Kriterien nicht nur einsetzt, um im Sinne eines Tie-Breakers Teams mit gleichen Bilanzen voneinander zu trennen, sondern wenn man sie, wie im Falle der Einstufung Oregons und Alabamas im Vergleich zu Florida State, dazu benutzt, um zu begründen, warum Teams mit Niederlagen in der Bilanz vor Teams ohne Niederlage platziert werden. Sicher, der Titelverteidiger hat bislang nie richtig überzeugt, hier und da auch mal Glück gehabt und im Vergleich zu den Playoff-Kandidaten aus den anderen der so genannten Power Five Conferences das etwas leichtere Programm gehabt. Andererseits sind die Seminoles das einzige ungeschlagene Team aus einer der fünf Top-Conferences und haben mehrfach fast aussichtlose Rückstände noch aufgeholt. Deshalb ging Head Coach Jimbo Fisher nach den neuerlichen Diskussionen um die Leistung seiner Mannschaft nach dem knappen 20:17 gegen Boston College auch in die Offensive. „Lassen Sie mich so fragen: Wie steht’s eigentlich damit, dass alle anderen ihre Spiele nicht zu Ende gebracht haben? Ein Spiel dauert 60 Minuten. Diese Mannschaft hat seit über zwei Jahren nicht mehr verloren. Alle reden jetzt von Spiel-Kontrolle. Das ist doch konstruiert. Als Coach redest du ständig über eine Sache: ein Spiel zu Ende zu bringen, den Job zu erledigen. Dieses Team gewinnt auf jede Art, auf die man gewinnen kann. Alle anderen sind mindestens einmal gescheitert, ganz gleich, wie man es betrachtet, und einige dieser Teams haben verloren, wenn sie mit mehr als 20 Punkten favorisiert waren“, so Fisher gegenüber dem TV-Sender ESPN.

Und wenn man die Ausfälle wichtiger Spieler dazu heranzieht, um bei anderen Niederlagen zu entschuldigen, dann solle man diese Elle gefälligst auch bei seinem Team anlegen. „Wir hatten genauso viele verletzte Spieler. Wir haben Clemson ohne Jameis (Winston) geschlagen. Wir haben ohne unserem Stamm-Center gespielt. Wir haben ohne unseren Stamm-Nose-Guard gespielt. Linebacker haben uns gefehlt. Defensive Backs haben uns gefehlt. Wide Receiver haben uns gefehlt. Trotzdem gewinnt die Mannschaft weiter. Unter dem Strich geht es nur darum. Alles andere zählt nicht“, sagte Fisher weiter. Ein ebenso richtiger wie bei der Vergabe der Playoff-Plätze nach dem Prinzip Beauty Contest naiver Standpunkt.

Die Playoff-Rankings der letzten beiden Wochen lassen jedenfalls befürchten, dass es am 7. Dezember (und in der Zeit danach) ordentlich Zoff geben wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus dem Kreis der sieben mit maximal einer Niederlage belasteten Teams aus den Power Five Conferences mehr als vier, vielleicht sogar alle sieben, ihre restlichen Spiele gewinnen, ist groß. Und was dann? Würde sich das Selection Committee wirklich trauen, einen Big Ten Champion Ohio State draußen zu lassen und einem Team wie Mississippi State, TCU oder Baylor den Vorzug zu geben? Oder diskutiert man dann die Niederlage der Buckeyes gegen Virginia Tech, ein Team, das maximal noch auf eine 6-6-Bilanz kommen kann, am Konferenztisch einfach weg, weil das Team kurz vor der Saison seinen Stamm-Quarterback verloren hatte und mit dessen Ersatzmann in den ersten Wochen der Saison noch nicht so stark war wie in der zweiten Saisonhälfte? Und was sind die vielen „Quality Wins“ von Mississippi State in der ersten Saisonhälfte noch wert, wenn die Bulldogs wegen der einzige Niederlage nicht Conference Champion werden konnten?

So weit muss es natürlich erst einmal kommen, und die letzten beiden Spieltage der Regular Season können da noch viel verändern. Am kommenden Wochenende stehen vor allem Alabama im Lokalderby gegen Auburn und Mississippi State im Derby bei Mississippi auf dem Prüfstand, und auch die Spiele von Florida State gegen Florida, Oregon bei Oregon State und TCU bei Texas sind alles andere als Selbstläufer. Am leichtesten haben es am Samstag - zumindest auf dem Papier - Ohio State mit dem Heimspiel gegen Michigan, das allerdings gewinnen muss, wenn es wenigstens noch die Teilnahme an einem der vielen sportlich unbedeutenden kleinen Bowl-Spiele erreichen will, und Baylor in der Partie gegen Texas Tech.

Am ersten Dezember-Wochenende stehen dann noch die Conference Championship Games an und in Bezug auf diese fielen am letzten Samstag die ersten Entscheidungen. In der ACC heißt die Paarung Florida State gegen Georgia Tech. Die Seminoles waren bereits am Wochenende zuvor qualifiziert gewesen, nach Clemsons Niederlage bei Georgia Tech. Die an diesem Wochenende spielfreien Yellow Jackets lösten ihr Ticket fürs Conference-Finale durch Dukes Heimniederlage am Donnerstag gegen North Carolina. In der Pac-12 Conference hatte der erste Teilnahme am Championship Game, Oregon, auch schon eine Woche zuvor festgestanden. Der zweite Teilnehmer wird wohl UCLA werden, wenn es am Freitag Stanford schlägt. Sollten die Bruins verlieren, würde der Sieger der Partie Arizona gegen Arizona State gegen Oregon um den Conference-Titel spielen. In der Big Ten Conference sicherte sich Ohio State mit dem Sieg gegen Indiana den Platz im Championship Game. Der Gegner wird am Samstag im Spiel Wisconsin gegen Minnesota ermittelt. Und in der SEC sind beide Plätze noch nicht vergeben. In der West Division wäre Alabama bei einem Sieg gegen Auburn durch. Sollte Alabama verlieren, könnte Mississippi State mit einem Sieg bei Mississippi noch Erster werden. In der East Division kann Missouri mit einem Sieg gegen das zuletzt immer stärker aufspielende Arkansas zum zweiten Mal in Folge ins Conference-Finale einziehen. Verlieren die Tigers, würde Georgia, das den direkten Vergleich gegen Missouri gewonnen hat, die East Division im Conference Championship Game repräsentieren. In der Big Twelve Conference gibt es kein Championship Game. Hier wird der Champion im Fernduell der drei in Conference-Spielen zurzeit gleichauf liegenden Teams (TCU, Baylor und Kansas State) ermittelt. Sollte TCU am Donnerstag bei Texas verlieren und würden Baylor und Kansas State ihre Spiele am Samstag gewinnen, dann würde es am 6. Dezember im Spiel Baylor gegen Kansas State ein De-Facto-Endspiel um den Conference-Titel geben.

Hoch - 24.11.2014

Jeff Long

Jeff Long (© Getty Images)

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