Nach herbem Verlust zum Sieg

Josh Johnson stoppt Braxton Miller.Es war ein ganz normales First Down an der eigenen 24-Yard-Linie. OSUs Quarterback Braxton Miller nutzte erste seine Kraft um einen heranstürmenden Verteidiger mit dem Arm abzuwehren und dann sein Tempo um die Defensive Line der Boilermakers auf der rechten Seite zu umkurven. Erst 36 Yards später war ein Verteidiger in der Lage ihn zu stoppen. Aber wie! Cornerback Josh Johnson brachte Miller mit einem Griff ans Trikot an der linken Schulter – hart aber fair – zu Boden, wo der Spielmacher der Buckeyes schmerzhaft landete. Und erst einmal einige Minuten liegen bleiben musste. Anschließend ging es ins Krankenhaus, aus dem der Ohio-State-Star aber am Abend noch ohne Symptome entlassen werden konnte.

Sein Team stand derweil am Ende des dritten Viertels ohne seine wichtigste Waffe im Angriff dar. Und mit einem Rückstand von sechs Punkten auf dem Scoreboard, der durch einen Safety zu Beginn des letzten Spielabschnitts noch auf acht Zähler anwachsen sollte. Der Druck lastete nun vor allem auf den Schultern von Millers Ersatzmann Kenny Guiton. Ein Spieler von dem zu diesem Zeitpunkt allerdings niemand irgendwelche Wunderdinge erwartet hätte. Als Urban Meyer zu Beginn der Spielzeit seinen Dienst als Head Coach antrat, hätte er den Quarterback sogar fast in den Bus in seine Heimat Texas gesetzt. Die Einstellung Guitons gefiel ihm überhaupt nicht und zu einem früheren Zeitpunkt der Saison hätte Meyer wohl kaum Vertrauen in die nun letzte Hoffnung seines Teams gehabt.

Gegen Purdue zahlte sich aber genau das aus. Obwohl es für die Buckeyes – und vor allem Guiton – zunächst einmal noch dicker kommen sollte. Nur 2 Minuten und 40 Sekunden vor dem Abpfiff feuerte dieser nämlich einen Pass in die Arme von Purdues Landon Feichter und das Spiel war eigentlich schon verloren. Doch an der Seitenlinie schnappte sich Meyer seinen Spielmacher und sagte ihm, dass er das Match noch für seine Mannschaft gewinnen werde. Was, ohne zu viel zu verraten, dieser dann auch tat.

Es gelang den Boilermakers nicht, die Uhr herunterzuspielen und so bekam Ohio State noch einmal den Ball und eine letzte Chance auf den Sieg. Gleich im ersten Spielzug gelang Guiton mit einem Pass auf Devin Smith ein Raumgewinn von 39 Yards. Acht Sekunden vor Schluss standen die Buckeyes dann nur noch zwei Yards vor der Endzone Purdues und dieses Mal fand Guiton mit seinem Wurd Chris Fields, ebenfalls ein Spieler, der sonst kaum unter den viel genutzten Anspielstationen OSUs zu finden ist. Doch Fields schaffte es, den eigentlich etwas zu tief geworfenen Ball festzuhalten und eröffnete seinem Team die Möglichkeit mit einer Two-Point-Conversion auszugleichen. Dieses Mal lupfte Guiton den Ball mit viel Zeit butterweich in die Endzone und das Wunder war vollbracht.

Der Sieg in der Verlängerung war für Ohio State eigentlich nur noch Formsache. Es liegt in der Psychologie solcher Duelle, dass das Momentum eher für die Mannschaft spricht, der die Aufholjagd geglückt ist, als für das Team, das sich erst von einem solchen Nackenschlag erholen muss. Außerdem scheint Urban Meyer ein ganz besonderes Gespür dafür zu haben, wie er seine Teams auf die Overtime vorbereiten muss. Eine Bilanz von fünf Siegen bei null Niederlagen spricht für sich. Und auch der achte Sieg im achten Spiel als Trainer der Buckeyes spricht für sich: Denn eigentlich hätte Ohio State diese Begegnung nicht gewinnen dürfen. Purdue war in nahezu allen Belangen besser als der Gegner. Doch es hat sich diese Saison bereits mehrmals angedeutet: Mit Meyer an der Seitenlinie finden die Buckeyes einfach immer einen Weg um ihre Spiele zu gewinnen. Ob sie dabei gut aussehen oder nicht. Ob sie dabei ihren wichtigsten Spieler zur Verfügung haben oder nicht. Ob sie dabei die Chance habe in einem großen Bowl zu spielen oder nicht.

Garn - 21.10.2012

Josh Johnson stoppt Braxton Miller.

Josh Johnson stoppt Braxton Miller. (© Getty Images)

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