Berlin Kobra Ladies gewinnen Ladies Bowl XXI

Ein Sieg, ein Unentschieden und eine Niederlage. Dieses Resultat aus drei Spielen zwischen zwei Mannschaften hört sich durchaus ausgeglichen und gerecht an. Setzt man aber voraus, dass das dritte Spiel das Endspiel um die deutsche Meisterschaft ist, dann steht das alles in einem ganz anderen Kontext da. Das mussten die Düsseldorf Blades an diesem Sonntag auf schmerzvolle Weise erfahren, als sie im Ladies Bowl XXI mit 22:58 den Berlin Kobra Ladies unterlagen und damit letzten Endes kein Kapital aus der souverän gewonnenen Nordmeisterschaft schlagen konnten. Die Kobra Ladies hingegen riefen ihre Bestleistung punktgenau ab und können sich so über den sechsten Meistertitel in Folge freuen.

Frankfurt ist eine Reise wert
Für den Ladies Bowl XXI ging es dieses Jahr weit nach Osten. Ausrichter des diesjährigen Endspiels war der 1. AFV Frankfurt (Oder). Die Red Cocks haben zwar kein eigenes Frauenteam, vertrauten aber auf ihr Know How in Sachen Eventorganisation und bewarben sich deshalb um die Ausrichtung des Spiels. Die rund 650 Zuschauer konnten sich dann am heutigen Sonntag davon überzeugen, dass die Bowlausrichtung zurecht der Oderstadt zugesprochen wurde: Von Verpflegung über Kinderunterhaltung, Stadionsprecher, Refereemikrofon, Stadionheft und sauber gekreidetem Platz war alles vorhanden, was eines familienfreundlichen Events wie dem Ladies Bowl würdig war und das Footballerherz höher schlagen lässt.

Der Norden unter sich
Um die sportliche Komponente kümmerten sich die Finalteilnehmerinnen selbst. Mit den Düsseldorf Blades reiste der Favorit an. Die Blades hatten die vergangene Saison mit lediglich einem Minuspunkt auf dem ersten Platz der DBL-Nordstaffel beendet und im Halbfinale die Cologne Falconettes deutlich geschlagen. Die Kobra Ladies wurden mit einer Heimniederlage und einem Unentschieden im späteren Rückspiel gegen die Blades Zweite in der DBL-Nordstaffel und setzten sich im Halbfinale gegen den Südmeister Crailsheim Hurricanes durch. Für das Finale konnte man sich also auf ein spannendes Match freuen.

Run, Lady, run!
Das Spiel eröffnete Berlin mit einem Onside Kick, den die Blades zwar sichern, aber nach vier Versuchen kein Kapital draus schlagen konnten. Im Gegenzug brauchten die Titelverteidigerinnen lediglich einen Spielzug, um in Gestalt von RB Juliane Hengfoss 90 Yards in die Endzone zu laufen. Nach gutem Defensespiel seitens der Kobra Ladies war es dann abermals Juliane Hengfoss, die die Endzone grüßte. Überhaupt waren es die Läufe der Berlinerinnen, die der Blades Defense so einiges Kopfzerbrechen bereiteten. Schuld daran war nicht nur einmal mehr RB Susanne Erdmann, die mit fünf Touchdowns ihren Teil zum Sieg beitrug. HC Bernd Gottschalk hatte das Glück, neben Erdmann und Hengfoss im Finale noch auf einen dritten Running Back zurückgreifen zu können. RB Janina Schulz war erst in der Postseason zusammen mit Coach Martino Destro von den Hamburg Amazons zum Team gestoßen, nachdem sich diese in der Saison vom Spielbetrieb zurückgezogen hatten. So standen plötzlich drei Running Backs auf dem Feld und trugen die Bälle abwechselnd und für Verwirrung sorgend Richtung Endzone. Der Halbzeitstand von 08:44 aus Sicht der offiziell als Heimteam auftretenden Düsseldorferinnen war damit dem Laufangriff der Kobra Ladies zu verdanken, auch wenn WR Christina Schampel mit einem 25 yard Pass ebenfalls Punkte beisteuerte. Die Blades versuchten es abwechslungsreicher auf dem Boden und durch die Luft. Dort fing die spätere Blades-MVP RB Simone Suchanek einen Pass von ihrem QB Claudia Baack zum zwischenzeitlichen 08:22. Das konnte jedoch auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Düsseldorferinnen von der im Vergleich zu den bisherigen Spielen extrem physischen Spielweise der Kobra Ladies überrascht waren und insbesondere mit deren Defense so ihre Probleme hatten.
Das dritte Viertel begann dennoch vielversprechend für die Blades. Eine Interception von DB Sina Streubel an ihrer eigenen 1 yard line brachte ihr Team in Ballbesitz und nach einem langen Drive bediente QB Claudia Baack WR Valerie Bauer in der Berliner Endzone zum 14:44. Die Kobra Ladies antworteten durch einen weiteren Lauf von Susanne Erdmann, doch nachdem Simone Suchanek einen 50 yard Pass in Punkte verwandelte, ging das dritte Quarter punktemäßig an die Blades. Im vierten Viertel setzten die Hauptstädterinnen dann vermehrt auf das Passspiel, obwohl auch QB Jennifer Schupetta flink zu Fuß unterwegs war. Den Schlussdrive ließen die Kobra Ladies dann mit ihrer Offense ausklingen und die Freude über den dritten Finalerfolg über die Blades in Folge war riesengroß.

Kobras beißen, Blades kämpfen, aber nicht genug
Ein sichtlich geknickter düsseldorfer Head Coach attestiere dem Gegener nach dem Spiel dann auch, dass am heutigen Tage die bissigere Mannschaft gewonnen hat. „Die Kobra Ladies waren vor allem in der ersten Halbzeit kämpferischer und physischer. Dazu kam dann ihre ganze Erfahrung, mit der sie uns leider heute den Schneid abgekauft haben“, resümierte Maik Spieß die Niederlage. Sein Gegenüber machte im Wesentlichen dieselben Faktoren für den Sieg aus. „Wir waren heute schneller und auch konditionell etwas voraus“, sagte Head Coach Bernd Gottschalk.

MVP auf Seiten des neuen Deutschen Meisters wurde RB Susanne Erdmann, für Düsseldorf durfte RB Simone Suchanek die Auszeichnung entgegennehmen.

Punkteverteilung:
Endstand 22:58 (00:16/08:28/14:08/00:06)

Q1 00:08 – 90y Lauf RB J. Hengfoss, TPC Lauf RB S. Erdmann
Q1 00:16 – 15y Lauf RB J. Hengfoss, TPC Lauf RB S. Erdmann
Q2 00:22 – 30y Lauf RB S.Erdmann
Q2 08:22 – 15y Pass QB C. Baack auf RB S. Suchanek, TPC Lauf QB C. Baack
Q2 08:30 – 50y Lauf RB S. Erdmann, TPC Lauf RB S. Erdmann
Q2 08:38 – 20y Pass RB S. Erdmann auf WR Christina Schampel
Q2 08:44 – 40y Lauf RB S. Erdmann
Q3 14:44 – 15y Pass QB C. Baack auf WR V. Bauer
Q3 14:52 – 5y Lauf RB S. Erdmann, TPC Lauf RB S. Erdmann
Q3 22:52 – 50y Pass QB C. Baack auf RB S. Suchanek, TPC Lauf RB S. Suchanek
Q4 22:58 – 20y Lauf RB S. Erdmann

Baldszuhn - 23.09.2012

Deutsche Meisterinnen 2012: Berlin Kobra Ladies (© Baldszuhn)