Winterthur bleibt erstklassig

Am Ende waren die Warriors ein Schritt schneller als die Meanmachine.Am Sonntag mussten die Winterthur Warriors in Basel gegen die dort heimische Meanmachine zum Relegationsspiel antreten. Dieses letzte Spiel in dieser Saison sollte über den Verbleib in der obersten Spielklasse entscheiden. Die Warriors waren erst sehr kurzfristig und nicht optimal vorbereitet, in die Nationalliga A nachnominiert worden. Folglich endete das "Abenteuer" erste Liga mit neun Niederlagen und nur einem Sieg, zuwenig um den direkten Ligaerhalt zu schaffen.

So mussten die Winterthurer noch einmal in der Relagation ran. In diesem entscheidenden Spiel wartete einmal mehr die Basel Meanmachine als Gegner, die ungeschlagenen NLB-Meister geworden war. Bereits vor zwei Jahren mussten die Warriors gegen dieses Team antreten. Damals verlor man sehr knapp und musste schwer enttäuscht den Gang in die NLB antreten. Die Voraussetzungen in diesem Jahr waren nicht unbedingt besser: als mit Niederlagen eingedeckte Mannschaft einem vor Selbstvertrauen strotzenden, unbezwungenen Team im Relegationsspiel gegenüberzustehen war alles andere als vorteilhaft. Aber doch gab es einen Pluspunkt - aufgrund der extrem harten Saison in der NLA war das Kader zwar verletzungsbedingt reduziert, aber man war eine härtere Spielweise gewohnt.

Der Coaching Staff der Warriors veränderte das Spielsystem in den vergangenen beiden Wochen fast vollständig, musste man auch, denn schon rasch nach dem letzten Spiel gegen die Basel Gladiators zeichnete sich ab, dass Quarterback Jorge Sanchez nicht in seiner angestammten Funktion aufs Spielfeld zurückkehren könnte, die Schwere der Verletzung des Wurfarms ist nach wie vor nicht klar. Deshalb spielte Moritz Boller das gesamte Spiel auf der Position des Quarterbacks und erledigte diese Aufgabe nahezu fehlerfrei. Da neben Boller aber auch Fürer aufgrund einer schweren Schulterverletzung nicht mehr als Passempfänger in Frage kam, mussten vor allem Laufspielzüge eingesetzt werden. Was nichts anderes hieß, als dass vor allem Sandro Heuberger sich während vier Vierteln die Lunge aus dem Leib laufen sollte. Heuberger konnte sich letztlich über 100 Rushing Yards in seine Statistik schreiben lassen und war nach dem Spiel sichtlich gezeichnet.

Für dieses Spiel übernahm das Warriors-Urgestein Antonio Morisco die Rolle als Head Coach. Zusammen mit Giuseppe dell'Elba als Defensive Coordinator bereitete Morisco die Mannschaft mit den vorhandenen Mitteln auf das Spiel vor. Man studierte eigene Video-Aufnahmen des Gegners, organisierte weiteres Anschauungsmaterial und stellte die eigene Mannschaft entsprechend um. In der Theorie war aber natürlich alles einfacher sein als dann im Spiel selber. Die Nervosität war riesig, man wollte auf keinen Fall verlieren, nicht schon wieder in die NLB absteigen. Um das Kader auch numerisch noch ein wenig zu verstärken, wurden einige Junioren, welche im kommenden Jahr in der ersten Mannschaft spielen werden, für diese Partie aufgeboten.

Für die zahlreichen Warriors-Fans begann das Spiel dann mit einem Wechselbad der Gefühle: Die Basler begannen sehr zielstrebig. Nach drei First Downs im ersten Drive konnte man die Meanmachine aber in der Mitte des Feldes stoppen und zum Punt zwingen. Der sehr gut getretene Ball kam erst an der 5-Yard-Linie der Warriors zum Stillstand. Und gleich beim ersten Handoff von Boller zu Heuberger geschah das erste Missgeschick: Fumble, und das nur fünf Meter vor der eigenen Endzone. Die Basler brauchten lediglich zwei weitere Spielzüge und konnten als erste jubeln und gingen mit 6:0 in Führung.

Lionel Monnerat brachte dann den Kickoff-Return bis an die Basler 30-Yard-Linie, von wo aus Heuberger als Running Back bis an die 15er vorstossen konnte. Bei 4th + 5 entschied man sich trotz des Fehlens eines ausgebildeten Kickers zum Field-Goal-Versuch - erfolgreich, die Warriors konnten auf 3:6 verkürzen. Die Meanmachine reagierte ihrerseits mit einem guten Drive und bewegte den Ball mit mehreren Versuchen über 60 Yards über das Feld. Christian Bolt konnte dann den Angriff der Basler stoppen, als diese einen Fumble begingen und der Ball frei auf dem Spielfeld lag. Dieses beherzte Zugreifen war die Basis für den Touchdown durch Sandro Heuberger einige Minuten später. Heuberger sprang über die gegnerische Verteidigungslinie in die Endzone und brachte den Führungswechsel zum 10:6 - knapp 80 Sekunden vor der Halbzeit.

Die Gastgeber wollten die verbliebene Zeit nutzen und stellten nun auf Passspielzüge um. Wie viele andere Mannschaften in solchen Situationen aber nur mit mässigem Erfolg, so dass man sich für einen weiteren Punt aufstellen musste. Beim Snap flog der Ball vom Center viel zu hoch über den Punter. Dieser spurtete geschätzte 20 Yards zurück und setzte trotz einer anstürmenden Wand von Winterthurern Blockern doch noch zum Kick an. Der Ball prallte von einem Winterthurer ab und rollte durch die Endzone der Basler aus dem Spielfeld nach hinten hinaus - Safety, weitere zwei Punkte für die Warriors plus erneutes Angriffsrecht. Damit führten die Warriors zur Halbzeit mit 12:6.

Zu Beginn des dritten Viertels spielten die Warriors mit dem Feuer, den Nerven der Zuschauern und der Geduld der eigenen Coaches. Die nun längstens bekannte Trägheit des Teams nach der Pause zeigte sich ausgerechnet auch in dieser Partie wieder. Zum Glück waren aber auch die Meanmachine nicht wirklich effektiver oder wacher. Zwei Turnover on downs plus ein Punt ließen das Angriffsrecht immer wieder die Seiten wechseln. Da das Passspiel der Meanmachine nun besser wurde, gelangten diese auch rascher wieder in die Red Zone der Warriors. Nah genug, um ihrerseits einen Field Goal Versuch zu unternehmen. Aber auch dieser Kick wurde erfolgreich von den Warriors geblockt.

Je länger das Spiel dauerte beziehungsweise je weniger Zeit auf der Uhr verblieb, desto nervöser wurden die Akteure auf beiden Seiten. Zwischenzeitlich hatte man im Winterthurer Lager komplett den Überblick verloren, auch weil die Kommunikation der Referees teilweise kaum verständlich war. Man lief Gefahr, Opfer der eigenen Nervosität und Überforderung zu werden. Diese Situation war angesichts des Spielstands und der Brisanz der Partie nachvollziehbar und trotzdem schaffte man es irgendwie die Gemüter wieder abzukühlen. Vielleicht profitierte man auch davon, dass an der Basler Seitenlinie noch lautstarker diskutiert wurde. Wenige Minuten vor Schluss konnte Roman Kuhn als Receiver weitere Yards verbuchen und die Basis für den letzten Touchdown durch Kevin Meier, wie Kuhn eigentlich ebenfalls Verteidiger, legen.

Meier spielte wie viele andere Spieler auch sowohl Offense als auch Defense. Boller schickte ihn auf eine Passroute über rechts in die Endzone, die Warriors O-Line verschaffte Boller reichlich Zeit, dieser suchte Meier, warf den Ball und Meier verwandelte souverän zum spielentscheidenden 19:6. Als dann zwei Minuten vor Schluss Justin Fisch mit einer Interception das Angriffsrecht noch einmal zurückholen konnte, mussten die Warriors nur noch die Zeit bis zum Schlusspfiff verwalten. Symptomatisch war der ausbleibende Siegesjubel. Die Anspannung und die Müdigkeit war so groß, dass kaum jemand den Schlusspfiff des Schiedsrichters wahrgenommen hatte. Mit dem Handshake wuchs dann aber die Gewissheit, dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung verdient den Ligaerhalt geschafft zu haben.

Wittig - 16.07.2012

Am Ende waren die Warriors ein Schritt schneller als die Meanmachine.

Am Ende waren die Warriors ein Schritt schneller als die Meanmachine. (© Warriors/Malherbe)

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