Euroflag 2011: „Dänemark ist für mich der Topfavorit“

Immer an der Flagge: Andreas Riedel von den Wanderers.Andreas Riedl ist einer der Organisator des Big Bowl, eines der größten internationalen Flag Football Turniere in Europa, das mittlerweile zum fünften Mal in Walldorf veranstaltet wurde. In Walldorf geben sich jedes Jahr internationale Mannschaften ein Stelldichein und schätzen das internationale Flair und die Möglichkeiten zum Testen ihrer Teams. Dieses war auch in diesem Jahr nicht anders und es gaben sich auch wieder einige Nationalmannschaften, beziehungsweise einige Spieler die Ehre, die in Thonon-les-Bains antreten werden. Andreas Riedl stand football-aktuell.de als Sachverständiger freundlicherweise zur Verfügung und analysierte ein wenig seine Gäste. Die Fragen stellte Jörg Schlüter.

football-aktuell.de:
Hallo Herr Riedl. Sie sind einer der Organisatoren des Big Bowl Turniers in Walldorf bei Frankfurt und kennen schon seit Jahren die Teams, die immer wieder gerne an ihrem Turnier teilnehmen. Könnten Sie uns zuerst bitte etwas über den Big Bowl erzählen?

A. Riedl:
Angefangen hat es im Jahre 2007, als das größte Flag Football Turnier Europas in Le Havre ausgefallen war. Die Walldorf Wanderers hatten in der Vergangenheit immer daran teilgenommen und wollten auch in diesem Jahr ein großes Turnier mit internationaler Konkurrenz spielen. Am Ende entschloss man sich, in eigener Regie ein Turnier zu veranstalten. Das bedeutete, dass viele Mannschaften, die sonst in Le Havre angetreten wären, 2007 nach Walldorf zum Big Bowl I kamen. Am Ende erschienen viele Teams auch in den Folgejahren wieder. Wir spielen an zwei Tagen auf sechs Plätzen gleichzeitig und haben auch eine reine Frauencompetition im Programm. Nächstes Jahr findet schon die sechste Auflage statt. Infos zum Big Bowl gibt es auf unserer Webseite www.walldorf-wanderers.de.

football-aktuell.de:
Beim Big Bowl V haben die Israelis teilgenommen. Können Sie uns Ihre Eindrücke erläutern. Ist Israel bei den Damen und Herren schon reif für einen Medaillenrang bei der Euroflag 2011?

Andreas Riedl:
Von den Israelis waren dieses Jahr sowohl die Damen- als auch die Herren Nationalmannschaft wieder in Walldorf vertreten. Die Israelis nehmen hohe Kosten auf sich, wenn Sie nach Walldorf kommen, um den Big Bowl zu spielen, und gehen das ganze Vorhaben daher recht professionell an. Die Damen sind ein seit Jahren eingespieltes Team welches dieses Jahr in der Vorrunde auch die Österreicherinnen schlagen konnte. Insgesamt ist das Team eher kleingewachsen und kann wohl mit anderen europäischen Mannschaften körperlich nicht mithalten, wird aber versuchen, durch eine durchgehend hohe Motivation und großen Kampfgeist dieses Manko wettzumachen. Ich sehe die israelischen Damen durch die kontinuierliche Arbeit auf Medaillenkurs für die EM und als Geheimfavorit auf den Titel. Bei den Herren sieht es etwas anders aus. Die Mannschaft ist generalüberholt worden und braucht sicherlich eine gewisse Zeit, um zusammen zu wachsen. In ihr verbirgt sich sehr viel rohes Talent, welches für die nächsten Jahre viel Potenzial birgt. Nicht zu unrecht brachte die israelische Mannschaft die Österreicher im Big Bowl Halbfinale an den Rande einer Niederlage und verlor erst in der Overtime. Aber bei der EM ist es wahrscheinlich noch zu früh für die Jungs und sie müssen sich mit einer Platzierung im Mittelfeld begnügen. Eine Medaille wäre hier schon sehr optimistisch.

football-aktuell.de:
Der niederländische Football befand sich in einer heftigen Umstrukturierungsphase, beziehungsweise ist immer noch dabei, sich zu finden. Niederländer waren auch Gäste beim Big Bow V. Was trauen sie den "Oranjes" am Genfer See zu?

Andreas Riedl:
Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder Gäste aus den Niederlanden begrüßt. Aber eine so starke Mannschaft wie die Den Haag Hyenas dieses Jahr habe ich aus Holland noch nie gesehen. Wir haben selbst im Halbfinale gegen Sie verloren. Sie spielen sehr körperlich und bringen eine Menge Athletik mit auf den Platz. Falls aus diesem Kreis Nationalspieler rekrutiert werden sollten, ist ihnen zumindest ein Mittelfeldplatz zuzutrauen. Für die Spitze wird es allerdings nicht reichen, da andere Mannschaften wie Österreich, Dänemark, Italien und auch Deutschland über mehr internationale Erfahrung verfügen.

football-aktuell.de:
Als Eurofighter tauchen immer wieder unsere österreichischen Freunde auf. Sie gehören wohl zu den Top-Favoriten bei den Damen und auch die Herren wollen wieder ganz oben stehen. Können die Österreicher nach dem heutigen Wissen wieder mit Edelmetall rechnen?

Andreas Riedl:
Der österreichische Flag Football hat in den letzten Jahren riesige Schritte nach vorn gemacht. Es gibt mittlerweile drei bundesweite Ligen in Österreich in denen organisiert 5er Flag gespielt wird. Entsprechend treten die Mannschaften auch in Walldorf auf. Aber sowohl die Damen als auch die Herren konnten dieses Jahr nicht so dominieren wie letztes Jahr. 2010 haben die Herren am ersten Tag des Big Bowl keinerlei Gegenpunkte kassiert. Die Defense wirkte dieses Jahr nicht so sattelfest wie zuletzt und eventuell hat die österreichische Mannschaft ihren Zenit überschritten. Trotzdem gehören die österreichischen Herren sicher zu einem der vier Topteams der EM und Edelmetall muss das erklärte Ziel sein. Für den Titel wird es aber wohl nicht reichen. Die Frauen sind immer noch sehr stark und konnten die Leistungen auch diesesJahr bestätigen. Der Titel in der Damencompetition bei der EM wird nur über Österreich vergeben. Dieses ist die Mannschaft, die zu schlagen gilt.

football-aktuell.de:
Und über allen wacht das Königreich Dänemark. Die Jungs konnten bei ihren Vorbereitungscamps schon beobachtet werden und die Eindrücke waren imposant. Welche Eindrücke konnten Sie in Walldorf sammeln?

A. Riedl:
Die SSI Sharks haben leider kurzfristig abgesagt, aber mit den Nyhavn Nighthawks war wieder ein Topteam aus Dänemark mit zwei Mannschaften bei uns vertreten. Mit Michael Svane brachten sie auch einen der stärksten Receiver in Europa und aktuellen dänischen Nationalspieler mit. Auch die anderen Topteams haben wir in den letzten Jahren des Öfteren gesehen und in 2010 beim Champions Bowl gegen sie gespielt. Dänemark hat wie Österreich eine gefestigte Ligastruktur und schafft es so, dass die Spieler regelmäßig Topleistungen abrufen müssen. Bei den Männern ist Dänemark, was Österreich bei den Frauen ist: Dieses Team muss man schlagen, wenn man den Titel gewinnen will. Sie sind für mich der Topfavorit. Wir hatten dieses Jahr aber auch ein dänisches Frauenteam im Teilnehmerfeld. Hier besteht für die Dänen allerdings noch Nachholbedarf. Die Frauen nehmen zum ersten Mal an einer EM teil und werden wohl Lehrgeld bezahlen müssen. Die anderen Teams aus Österreich und Israel sind hier weit voraus.

Schlüter - 03.09.2011

Immer an der Flagge: Andreas Riedel von den Wanderers.

Immer an der Flagge: Andreas Riedel von den Wanderers. (© Jens Degen)

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