Wenig Zeit zum Genießen

Bei Stanford wird man wenig Zeit haben, den 40:12-Erfolg im Orange Bowl gegen Virginia Tech zu genießen. Zurzeit bewegt nur noch eine Frage: Was wird aus Head Coach Jim Harbaugh und QB Andrew Luck? Bleiben sie bei Stanford, oder zieht es Beide in die NFL? Oder Harbaugh zumindest zu einem anderen College-Team? Das Spiel in Miami war gerade vorbei, da gehörte die Frage nach ihrer Zukunft zum Ersten, was sie gefragt wurden. Eine klare Antwort bekamen die Journalisten - natürlich - nicht. „Ich möchte keine übereilte Entscheidung treffen. Ich werde diesen Sieg genießen, so lange es geht. Ich weiß, dass es eine Deadline. Ich werde mich mit meinen Eltern hinsetzen und die Fürs und Widers besprechen und dann entscheiden“, sagte Luck zu der Frage noch auf dem Feld. Harbaugh reagierte auf diese Frage schon etwas genervter. „Ich bitte Euch. Habt ein bisschen mehr Respekt vor dem Spiel. Hier geht’s um die Vorstellung der Spieler heute Abend“, wehrte er die Frage nach seiner Zukunft ab. Harbaugh wird als erster Kandidat auf den Posten bei Michigan, wo er einst als Quarterback spielte, gehandelt und mit so ziemlich jedem NFL-Team in Verbindung gebracht, das auf der Suche nach einem neuen Head Coach ist, und Luck wäre, wenn er den College Football jetzt verließe, der sichere Top-Draft-Pick - sofern es im April eine NFL Draft 2011 gibt.

Das Interesse an der Zukunft der Beiden ist verständlich. Harbaugh führte Stanford in seinen bisher vier Spielzeiten aus dem Tabellenkeller der Pac Ten Conference bis in die nationale Spitze und ist zurzeit der gefragteste Head Coach im College Football, Luck ist ein Ausnahme-Talent und wirkt nach nur zwei College-Jahren schon reif für den Sprung in die NFL, in der schon sein Vater Oliver in den 80er Jahren als Quarterback gespielt hatte. Mit Harbaugh und Luck erreichte Stanford in dieser Saison das beste Ergebnis der Team-Geschichte. Bleiben die Beiden, dann würde Stanford, dessen Kader gespickt ist mit weiteren Top-Talenten, die noch mehrere Jahre im College spielen können, als einer der aussichtsreichsten Titelkandidaten in die Saison 2011 gehen.

Gegen Virginia Tech konnte man zumindest eine Halbzeit lang sehen, was Stanford verlieren würde, wenn Luck vorzeitig in die NFL gehen würde. Nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit gelang ihm in der zweiten fast alles. Neun seiner zehn Pässe nach der Halbzeitpause kamen an, drei davon zu Touchdowns, alle auf TE Coby Fleener. Der Durchbruch gelang Stanford unmittelbar nach der Pause. Mit seinem ersten Angriff (neun Spielzüge, 59 Yards, viereinhalb Minuten Ballbesitz) erzielte es den Touchdown zum 19:12 (1-Yard-Lauf von RB Owen Marecic). Im vierten Spielzug von Virginia Techs nächstem Ballbesitz fing S Delano Howell, einer der Besten seines Teams in diesem Spiel, einen Pass von QB Tyrod Taylor an Stanfords 3-Yard-Linie an. Danach ging alles ganz schnell. Im ersten Spielzug brach RB Stepfan Taylor in der Mitte durch und stürmte bis an Virginia Techs 41-Yard-Linie, im zweiten warf Luck einen 41-Yard-Touchdown-Pass auf Fleener zum 26:12. Danach war bei den Hokies die Luft, und Stanford schloss seine nächsten beiden Angriffsserien mit weiteren Touchdowns ab. „Sie sind wirklich gut, und wir haben noch geholfen, sie gut aussehen zu lassen. Es gab ein paar Spoelzüge mit großem Raumgewinn gegen unsere Abwehr, und dann entglitt uns das Spiel. Das war ein Schneeballeffekt“, sagte Virginia Techs Head Coach Frank Beamer zum Untergang seines Teams in der zweiten Halbzeit.

Hoch - 05.01.2011

Die Garanten von Stanfords Erfolg: QB Andrew Luck und Head Coach Jim Harbaugh nach dem Sieg in Miami. (© Getty Images)