Chaos mit Folgen fürs Regelwerk

Das chaotische Ende der regulären Spielzeit im Music City Bowl wird wahrscheinlich eine Änderung im Regelwerk des College Footballs zur Folge haben. North Carolina hatte das Spiel letztlich mit 30:27 nach Verlängerung gegen Tennessee gewonnen, aber die Verlängerung nur mit viel Glück und einer Schwachstelle in den Regeln erreicht. Letztere wird nach den Erfahrungen vom letzten Donnerstag vom Rules Committee der NCAA im Frühjahr wahrscheinlich geschlossen. North Carolina war beim Spielstand von 20:17 für Tennessee 31 Sekunden vor Spielende an der eigenen 20-Yard-Linie in Ballbesitz gekommen und hatte keine Auszeit mehr zur Verfügung. Mit zwei Pässen und einer 15-Yard-Strafe gegen Tennessee erreichten die Tar Heels die 25-Yard-Linie des Gegners und spielten dann noch einen Lauf (sieben Yards Raumgewinn), um eine bessere Position für den geplanten Field-Goal-Versuch zu erreichen. Dann wurde es hektisch. Die Spieler waren offenbar überhaupt nicht vorbereitet, einige rannten auf das Feld, andere runter. In dem Durcheinander war QB T.J. Yates so geistesgegenwärtig einen neuen Spielzug trotzdem zu beginnen und den Ball zu Boden zu werfen, um die Spielzeit anzuhalten. Die Zeit schien schon abgelaufen zu sein, und beide Teams gingen davon aus, dass das Spiel vorbei sei. Die Schiedsrichter aber hatten wegen des Wechselfehlers eine Strafe gegen North Carolina angezeigt. Sie ordneten an, dass die Teams wieder an die Seitenlinien zurückkehren, überprüften die ganze Situation, und entschieden dann, dass noch eine Sekunde Spielzeit übrig sei. So konnte North Carolina noch einen Spielzug ausführen, und K Casey Barth traf aus 40 Yards zum Ausgleich.

Dass North Carolina letztlich von seinem Regelverstoß profitierte, sorgte anschließend für Diskussionsstoff, war aber regelgerecht. In der NFL würden in einem solchen Fall zehn Sekunden Spielzeit abgezogen. Damit wäre das Spiel beendet gewesen, Tennessee hätte gewonnen. Nach den NCAA-Regeln gibt es diese Möglichkeit nicht. Aber das könnte sich laut Aussage von David Parry, dem Schiedsrichter-Koordinator der NCAA, ändern. „Der Punkt, über den geredet werden wird, ist, dass die Mannschaft, die den Wechselfehler gemacht hat, am Ende von der bestehenden Regel profitiert. In der Situation wurde zwar korrekt gehandelt, aber ich nehme an, dass das Rules Committee, dass sich Mitte Februar trifft, das auf seiner Tagesordnung haben wird“, sagte er.

Das Ende war ärgerlich für Tennessee, es aber nur auf die Schwachstelle im Regelwerk zu schieben, würde der Sache nicht gerecht. Hätte man nach dem Touchdown zum 20:17 fünf Minuten und 16 Sekunden vor Spielende nicht zugelassen, dass North Carolina den Extrapunkt-Versuch blockt, wäre das Spiel danach anders verlaufen, weil North Carolina dann gezwungen gewesen wäre, einen Touchdown zu erzielen. Erwähnt werden muss auch die zweite von am Ende drei Interceptions von QB Tyler Bray nach knapp vier Minuten im zweiten Viertel, die nach einem 44-Yard-Return bis an Tennessees 10-Yard-Linie ein Field Goal zum 10:3 für North Carolina zur Folge hatte. In einem ausgeglichenen Spiel waren das zwei Fehler zu viel. Und ein weiterer Fehler der Volunteers in der zweiten Verlängerung leitete dann die Entscheidung ein. Nachdem North Carolina in der ersten Verlängerung einen Touchdown vorgelegt (1-Yard-Lauf von Yates) und Tennessee nachgezogen hatte (20-Yard-Pass von Bray auf WR Luke Stocker), konnte North Carolinas LB Quan Sturdivant einen Pass von Bray an der 7-Yard-Linie abfangen. Die Tar Heels brauchten dann bei ihrem Ballbesitz in der zweiten Verlängerung nur noch ein Field Goal. Nach zwei Läufen von RB Shaun Draughn (16 und sechs Yards) traf Casey Barth dann aus 23 Yards zum Sieg.

Hoch - 02.01.2011

Casey Barth machte letztendlich den Sack zu. (© Getty Images)