Gefühlte Niederlage

Was macht man mit so einem Ergebnis? Lausig gespielt, dennoch klar gewonnen - als Coach ist das gar nicht mal so übel. Man hat nicht wirklich verloren aber genug, um seine Spieler auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und sie zu harter Arbeit anhalten zu können. Und so war auch Floridas Head Coach Urban Meyer nach dem 34:12-Erfolg seines Teams gegen Miami (Ohio) nicht allzu sehr geschockt oder frustriert. „Die Hilflosigkeit unserer Offense, die wir heute gesehen haben, hätte ich mir nie vorstellen können“, sagte er, betonte aber auch, dass es noch keinen Grund gibt, in Panik zu verfallen. „Frustration - darüber bin ich hinaus. Wir werden die Fehler beheben. Wenn du die selben Dinge immer wieder siehst, dann musst du etwas ändern. Aber an dem Punkt sind wir sicherlich noch nicht. Wir müssen nur einfach sehr viel besser werden“. Vor allem mit dem letzten Satz hat Meyer völlig Recht. Und sein Team muss schnell viel besser werden. Am kommenden Samstag spielt man gegen South Florida, und die Bulls sind eine andere „Hausnummer“ als die RedHawks. Im Gegensatz zu diesen hat South Florida das Potenzial Fehler, wie sie die Gators in diesem Spiel zeigten, auszunutzen und als Sieger vom Platz zu gehen.

Das Erschreckende an der Vorstellung der Gators war die Leistung des Angriffs, der bis zur dritten Minute des vierten Viertels jämmerliche 26 Yards Raumgewinn geholt hatte. Hier passte wirklich gar nichts zusammen. Schuld daran war ausgerechnet die Offensive Line und in ihr C Mike Pouncey, einer der potenziell besten Offensive Linemen im College Football. Selbst, dass er in diesem Jahr auf die Center-Position wechselte, wo er seinen Bruder Maurkice (jetzt in der NFL) ersetzte, erklärt nicht seine ständigen schlechten Snaps und Missverständnisse mit QB John Brantley. Pouncey nahm das später auf seine Kappe und kündigte an, ab Sonntagmorgen daran zu arbeiten, um das abzutellen. Und: Es war ausgerechnet Pouncey, der den entscheidenden Block setzte, der RB Jeffery Demps den Raum zu seinem 72-Yard-Touchdown-Lauf zum vorentscheidenden 27:12 nach zweieinhalb Minuten im vierten Viertel verschaffte.

Dass Florida trotz der schwachen Leistung nie wirklich in Gefahr kam, das Spiel zu verlieren, lag an einer Reihe schwerer Fehler des Außenseiters, vor allem im zweiten Viertel. In der zweiten Minute des zweiten Viertels fing CB Janoris Jenkins einen Pass von QB Zac Dysert auf der rechten Seite, begünstigt dadurch, dass Dysert zu deutlich zeigte, wen er anspielen wollte, und erzielte mit einem 67-Yard-Return Floridas ersten Touchdown. Miamis nächster Angriff endete mit einem erfolglosen Pass im vierten Versuch aus der Punt-Formation heraus. Florida kam so an der 21-Yard-Linie in Ballbesitz und erzielte fünf Spielzüge später den zweiten Touchdown (10-Yard-Pass von Brantley auf WR Omarius Hines). Im dritten Spielzug des folgenden Angriffs der RedHawks fing SS Ahmad Black einen Pass an Miamis 42-Yard-Linie ab und lief bis an die 2-Yard-Linie. Zwei Spielzüge danach baute Zweit-Quarterback Trey Burton die Führung mit einem 2-Yard-Lauf auf 21:3 aus. Und im Anschluss daran holte Miami mit einer langen Angriffsserie (16 Spielzüge, 61 Yards, fast acht Minuten Ballbesitz) wieder nur ein Field Goal. Im dritten Viertel schließlich erreichte Miami mit seinem dritten Ballbesitz der zweiten Halbzeit Floridas 3-Yard-Linie, ehe zwei Strafen (Illegal Shift und Personal Foul) das Team einen möglichen Touchdown kosteten. Zwei Spielzüge nach dem Field Goal zum 12:21 setzte Demps dann das Highlight des Spiels zum 27:12.

Hoch - 05.09.2010

RB Jeffery Demps sorgte mit seinem 72-Yard-Touchdown-Lauf für die Vorentscheidung zugunsten von Florida. (© Getty Images)